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Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur

Titel: Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samia Shariff
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stieß er mich erneut ins Schlafzimmer, wo er seine Wut an mir ausließ.
    Frech fügte er hinzu, dass er nun feststellen wolle, ob das Baby einen genauso harten Kopf haben würde wie seine Mutter. Er tat mir so weh, dass ich die ganze Nacht über Krämpfe hatte, während er schnarchte, ohne sich in irgendeiner Weise um mich zu kümmern.
    Die ersten sieben Monate meiner Schwangerschaft waren geprägt von Vergewaltigungen und Schlägen, sobald ich mich ihm widersetzte.
    Im achten Monat war Abdel einmal so gewalttätig, dass ich Blutungen bekam und ins Krankenhaus musste. Der Arzt, der mich untersuchte, fragte, was geschehen sei. Ich antwortete, ich sei auf der Treppe ausgerutscht und danach hätten die Blutungen eingesetzt.
    Ich hatte Schmerzen im Unterleib, und auch die Blutungen ließen nicht nach. Die Geburt stand unmittelbar bevor, obwohl das errechnete Datum noch in weiter Ferne lag.
    Ohne zu wissen, was ich tat, rief ich hilfesuchend nach meiner Mutter, und sofort telefonierte mein Ehemann mit ihr. Sie wollte das erste Flugzeug am nächsten Morgen nehmen.
    Meine Krämpfe wurden immer stärker. Abdel hatte Kopfschmerzen vorgeschützt und das Krankenhaus verlassen. Der Krankenschwester hatte er gesagt, sie solle ihn anrufen, wenn alles vorüber sei.
    Offenbar sollte ich mein Kind allein zur Welt bringen. Die Hebamme und die Krankenschwester vergewissertensich, dass alles normal vonstatten ging. Sie standen mir bei, so gut es ging, doch ich vermisste die Gegenwart eines Menschen, der mir nahestand. Ich schrie vor Schmerzen und vor Kummer.
    Erschöpft bat ich die Krankenschwester, meine Tante zu unterrichten. Ein paar Minuten später traf sie ein und war glücklich, mir helfen zu können.
    »Meine Tochter! Ich weiß, wie sehr du leidest. Ich habe das auch durchgemacht! Wenn der Schmerz kommt, dann atme tief ein. Beiß ganz fest in dieses Taschentuch, das verschafft dir Erleichterung. Denk an deinen Ehemann und an deine Eltern, die stolz auf dich sein werden, wenn du ihnen einen schönen kleinen Jungen schenkst!«
    »Hör auf, von einem kleinen Jungen zu reden! Im Augenblick habe ich einfach nur Schmerzen, Tante! Möge Gott mir helfen!«
    Die Wehen dauerten siebzehn Stunden, siebzehn endlos lange, unerträgliche Stunden. Ende der siebziger Jahre war der Einsatz der Periduralanästhesie noch eine große Ausnahme, und in den Krankenhäusern gab es unterschiedliche Meinungen, wann sie angebracht war. Ich jedenfalls musste mein Kind ohne schmerzlindernde Mittel zur Welt bringen. Ich war siebzehn Jahre alt und am Ende meiner Kräfte.
    Endlich erschien der Kopf meines Kindes. Die Hebamme bat meine Tante hinauszugehen.
    »Ich hoffe, die ganze Tortur war nicht umsonst, und es ist ein schöner Junge«, sagte sie noch. Offensichtlich hielt sie das für eine aufmunternde Bemerkung.
    Die Hebamme gab mir den Rhythmus vor, in dem ich pressen sollte. Da meine Vagina jedoch zu eng für den Durchmesser des Köpfchens war, riss ich innen und außen vollständig auf. Laut der Hebamme kam das recht häufig vor. Ich musste mit mehreren Stichen genäht werden.
    Mein Baby war ein schöner kleiner Junge. Da er einen Monat zu früh auf die Welt kam, war er ein wenig zart. Seine Hautfarbe und seine Haare waren sehr dunkel. Für ein paar Minuten hielt ich ihn in meinen Armen, dann legte ich ihn an die Brust. Er war so klein und so süß! Anschließend kam er sofort in den Brutkasten, wo er ein paar Tage bleiben musste, aber zum Stillen wurde er mir immer gebracht.
    Mit Freudenschreien kam meine Tante nun wieder ins Zimmer. Nachdem sie mich beglückwünscht hatte, übernahm sie es, meiner Mutter die gute Neuigkeit mitzuteilen: Der heiß ersehnte Junge war geboren!
    Auch mein Ehemann wurde von meiner Tante benachrichtigt. Sie behauptete, er sei entzückt über die Geburt eines gesunden Jungen.
    Kurz darauf tauchte Abdel auf.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Mir geht es gut, aber die genähten Stellen schmerzen ein wenig.«
    Da wurde er wütend.
    »Du hast absichtlich dafür gesorgt, dass du genäht wurdest. Du willst, dass ich dich nicht mehr anrühre, nicht wahr? Das kommt gar nicht infrage! Du wirst schon sehen! Wo ist mein Sohn?«
    »Im Zimmer nebenan. Dort liegt er im Brutkasten«, antwortete ich ruhig.
    »Warum? Ist er etwa krank?«, fragte er beunruhigt.
    »Nein, er ist nicht krank. Er ist nur noch etwas zart, da er zu früh geboren wurde.«
    »Du bist nicht einmal fähig, ein gesundes Baby zur Welt zu bringen, wie jede normale Frau! Du

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