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Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur

Titel: Der Schleier der Angst - Der Schleier der Angst - Voile de la Peur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samia Shariff
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Ehemann schien zufrieden.
    Die beiden gingen mit den Koffern vor mir her, und ich folgte ihnen wie ein Kind seinen Eltern. Ich hatte den Eindruck, sie könnten mich ohne Weiteres vergessen.
    Am Zoll verabschiedeten sie sich. Als ich meinen Vater umarmen wollte, wich er mir aus, wie er es immer getan hatte. Er berührte nur leicht meine Schulter und ermahnte mich noch einmal:
    »Ich hoffe, Abdel wird nie einen Grund haben, sich über dich zu beklagen. Solltest du je ein Problem mit deinem Mann haben, so seid ihr alt genug, um das allein zu regeln. Geh jetzt und erweise dich deines Vaters würdig!«
    Abdel drängte, ich solle mich beeilen. Er schien es kaum erwarten zu können, diesen Ort zu verlassen. Mein Vater hatte uns Tickets für die erste Klasse gekauft.
    »Ich bekomme den Platz am Fenster«, bestimmte Abdel.
    »Bist du bereit für heute Abend?«, fragte er dann.
    »Für heute Abend? Was meinst du damit?«
    »Na! Heute Abend will ich es dir ordentlich besorgen.«
    Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte. Mein Schweigen verstimmte ihn.
    »Bist du etwa frigide?«
    »Ich weiß nicht, was das heißt, frigide. Erklär es mir doch bitte.«
    »Frigide heißt ein Flittchen, das sich wie eine Heilige aufführt. Genau wie du! Ich wette, dass du es schon mit anderen Männern getrieben hast, obwohl du dich mir gegenüber wie eine Jungfrau aufführst. Wären wir bloß schon zu Hause, damit ich dir eine Lektion auf diesem Gebiet erteilen kann!«
    Mir war klar, dass ich mich auf das Schlimmste gefasst machen musste. Aber ich wusste noch nicht, wie weit seine Gemeinheiten gehen würden.

5. Wieder in Paris
    Nach zwei Stunden Flugzeit landete unsere Maschine in Paris. Mein Blick auf diese Stadt hatte sich in kürzester Zeit völlig gewandelt: Paris bedeutete nun das Unbekannte und Unberechenbare, dem ich als verheiratete Frau von jetzt an ausgeliefert sein würde.
    Die Leute, die auf dem Flughafen an mir vorübergingen, schienen glücklich zu sein. Sie lächelten oder schienen in angeregte Gespräche vertieft. Mit leichtem Schritt und sorgloser Miene gingen sie ihres Weges. Ich fühlte mich von dieser Welt ausgeschlossen und zu einem neuen Leben gezwungen, dem ich bereits jetzt entfliehen wollte.
    Abdel schärfte mir ein, in seiner Nähe zu bleiben, während wir unser Gepäck abholten. Plötzlich drehte er sich zu mir um und packte mich wütend an der Schulter. Ich fragte ihn nach dem Grund für seinen Ärger, und seine Antwort machte mich völlig ratlos:
    »Glaubst du, ich kriege nicht mit, was du hinter meinem Rücken treibst? Ich habe genau gesehen, wie der Mann mit dem braunen Koffer dich angestarrt hat. Das wolltest du doch, oder?«
    »Von wem sprichst du?«, fragte ich verdutzt.
    Keineswegs überzeugt von meiner Reaktion, funkelte er mich zornig an.
    »Na! Das fängt ja gut an!«, meinte er sarkastisch. »Wenn du glaubst, ich werde meine Tage damit verbringen, das Kommen und Gehen einer Shariff zu überwachen, dann hast du dich getäuscht. Ich warne dich! Sollte ich je erfahren, dass du mich betrügst, werde ich dir den Hals durchschneiden und mich mit deinem Blut reinwaschen.«
    Schon wieder jemand, der damit drohte, mir den Hals durchzuschneiden! Zuerst mein Vater, dann meine Mutter und nun mein Ehemann!
    Nach dem Credo der Fundamentalisten muss man rein sein, um ins Paradies aufgenommen zu werden. Man kann sich reinigen, indem man sich mit dem Blut des Menschen wäscht, der als beschmutzt gilt.
    Mein Ehemann drohte mir nicht nur mit dem Tod, er hielt mich auch für beschmutzt !
    Auch im Taxi, das uns zu unserem neuen Haus brachte, blickte mich Abdel argwöhnisch an, ohne jedoch ein Wort zu sagen. Ich versuchte mich ganz auf meine neue Umgebung mit all den Hochhäusern und dem Verkehr zu konzentrieren und so die Gedanken an unsere bevorstehende Ankunft zu verdrängen.
    Das Haus, das mein Vater uns geschenkt hatte, besaß zwei Stockwerke und war von Grünflächen und Blumenbeeten umgeben. Vor allem die verschiedenfarbigen Rosen gefielen mir. Voller Freude entdeckte ich einen Aprikosen- und einen Kirschbaum, an denen noch Früchte hingen. Wie wunderschön alles war! Für einen kurzen Moment war ich glücklich. Dann riss mich Abdel brutal in die Wirklichkeit zurück.
    »Ist Papas Tochter jetzt glücklich?«, fragte er höhnisch. »Gefällt das Haus dem Töchterchen? Ich habe keine Ahnung, warum dein Vater uns ein so riesiges Haus gekauft hat. Er glaubt wohl, wir setzen eine ganze Kinderschar in die Welt. Aber ich

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