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Der Schlitzer

Der Schlitzer

Titel: Der Schlitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nach auf seiner Liste ganz weit oben.«
    »Danke für die Aufmunterung.«
    »Habe ich denn so unrecht?«
    Ich holte schnaufend durch die Nase Luft und krauste die Stirn. »Nein, das hast du nicht. Auch ich kann mir vorstellen, daß er weiß, wie er jetzt gejagt wird.«
    »Das meine ich auch.«
    Ich stand auf. »Dann wollen wir mal auf ihn warten.«
    »Und wo?«
    »Nicht hier. Ich mache Feierabend, obwohl ich das Gefühl habe, daß es nicht dazu kommen wird.«
    »Kannst du mir das genauer sagen?«
    »Nein«, erwiderte ich, »es ist nur ein Gefühl, mehr nicht…«
    ***
    Durch die schmale Tür hatte James Freeman das Bad betreten und schaute sich um. Er betrachtete seinen nackten Körper in dem bis zum Boden reichenden Spiegel, sah den Glanz auf seiner Haut und auch den erschöpften Ausdruck in seinem Gesicht. Er merkte auch das Zittern in seinen Knien, die Leere in seinem Gehirn und dachte daran, daß er sich ausruhen mußte. Der Trip hatte ihn einfach zuviel Kraft gekostet und ihn auch völlig durcheinander gebracht. Er stellte sich in die Dusche und ließ kaltes Wasser über seinen Körper fließen. Dabei hatte er den Eindruck, das Erlebte abzuwaschen. Doch die Schwäche konnte er nicht so leicht abstreifen.
    Das ärgerte ihn. Freeman dachte darüber nach, wie es zu ändern war. Es mußte einen Weg geben, doch er war nicht in der Lage, ihn jetzt und an diesem Tag zu finden.
    Er griff zum Badetuch, rieb sich ab, trocknete sein Haar, nahm danach eine Bürste und kämmte es nach hinten. Wie ein feuchtes Tuch lag es auf seinem Kopf.
    Er betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Die gesunde Hautfarbe sah nicht mehr so gesund aus. Sie war grau geworden. Grau wie die Ringe unter seinen Augen. Das schwarze Haar zeigte noch keine graue Strähnen, es war gesund und reichte bis in den Nacken, wo es sich zu einer leichten Welle rollte. Ein schmales Gesicht, dunkle Augen, etwas wulstige Lippen, eine hohe Stirn, die Nase kompakt und ein wenig an der Spitze in die Höhe gebogen. Er sah seine kräftigen Arme, die ebenfalls kräftigen Hände, den flachen Bauch und konnte mit seiner Figur eigentlich zufrieden sein.
    Er war es trotzdem nicht, denn seine Physis und auch seine Psyche standen in keinem Gleichklang, und das genau ärgerte ihn. Darüber regte er sich auf, denn er bezeichnete sich als einen Perfektionisten und wollte nicht, daß irgend etwas außer Kontrolle geriet. Das Badetuch schleuderte er über den Wannenrand und vertauschte es mit dem weichen Frotteemantel. Er schloß ihn nicht, als er das Bad verließ und in den schmalen Flur trat. Bis zum Schlafzimmer waren es nur wenige Schritte. Dort stand auch das breite Bett, das zumindest zwei Personen Platz bot. Freeman benutzte es allein, denn er lebte auch allein. Ein Mann wie er brauchte keinen Partner. Es wäre für den anderen auch untragbar gewesen, mit ihm zu leben, denn sein Leben war nicht das eines normalen Menschen.
    Er stellte sich ans Fenster. Trotz des trüben Wetters hatte er das Rollo herabgelassen. Durch eine Fingerbewegung erweiterte er den Spalt zwischen den Lamellen und schaute nach draußen. Sein Blick fiel über die Grünfläche, und Freeman drehte langsam den Kopf nach links, um nicht gegen die Fassaden der Häuser schauen zu müssen. Auf der anderen Seite lag auch der weitläufige Friedhof mit seinen hohen Bäumen.
    Er lächelte, als er daran dachte. Der Friedhof hatte sich als Experimentierfeld hervorragend geeignet. Da hatte er seine Opfer gefunden. Zuerst Tiere, jetzt auch Menschen.
    Seine Augenbrauen hoben sich, als er an die Menschen dachte. Sie paßten ihm nicht in den Kram, er war Zyniker, er wollte sie nicht haben, wenigstens nicht in seiner Nähe, doch es machte ihm Spaß, sie zu erschrecken. Und wo konnte er das besser als auf einem Friedhof?
    Bisher war alles glattgegangen. Die letzten Tage waren wunderbar gewesen, er war weitergekommen, und sein Experiment stand kurz vor dem Abschluß.
    Bis er dann den Fehler begangen hatte.
    Darüber ärgerte er sich. Er wußte nicht, was er Falsches getan hatte, aber sie waren ihm auf der Spur, und daran führte kein Weg vorbei. Sie hatten ihn schon unter Kontrolle bekommen, es war sogar auf ihn geschossen worden. Doch die Kugel hatte ihren Zweck nicht erfüllt. Eine Kugel würde nie ihren Zweck bei ihm erfüllen, dafür war er einfach zu gut.
    Freeman drehte sich um. Nach seinen Experimenten hatte er sich immer gern hingelegt. Eine Stunde Ruhe und Entspannung hatte ihm immer gutgetan, und das wollte er auch

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