Der Schlitzer
jetzt so halten. Gleichzeitig wußte Freeman, daß es nicht so sein würde wie sonst. Er setzte sich auf die Bettkante und ließ sich sehr langsam nach hinten fallen, eine zeitlupenhafte Bewegung.
So liegend, schaute er gegen die Decke und hoffte darauf, daß ihn die große Ruhe überkam. Er blieb jedoch unruhig und nervös. Etwas prickelte in ihm. Kühle und Wärme wechselten sich in seinem Körper ab. Das Blut schien eine unterschiedliche Temperatur zu haben. Mal rann es warm durch seine Adern, dann wieder eiskalt. Freeman kam der Gedanke, daß von diesem Tag an alles anders werden würde. Er schaffte es, alles auf einen Nenner zu bringen. Mit anderen Worten: Man war ihm auf der Spur.
Er stöhnte auf, er ballte die Hände zu Fäusten, und plötzlich durchströmte ihn Haß, was er auch nicht wollte, denn Emotionen konnte er sich nicht leisten. Er mußte klar und nüchtern bleiben, jetzt nur keinen Fehler machen, wo die anderen nur darauf lauerten.
Ruhig bleiben, nachdenken.
Freeman spürte schon, daß es nicht seine besondere Welt war, in der er lag. Er kam mit der normalen nicht mehr zurecht. Dieses Zimmer war so anders, hier fühlte er sich unwohl, und er merkte auch, daß er sich kaum unter Kontrolle hatte.
Zu viele Gedanken strömten auf ihn ein. Sie waren böse, sie waren gefährlich, er dachte dabei an seine Feinde, die ihm auf keinen Fall auf die Spur kommen sollten. Falls doch, dann mußte er alles versuchen, um sie von dieser Spur wegzulocken.
Es waren ja nicht nur die beiden Männer, die er auf dem Friedhof gesehen und denen er durch den Mord bewiesen hatte, wie mächtig er war, es gab leider noch andere Personen, die ihm zu nahe gekommen waren. Er hatte es sehr deutlich gespürt, daß auch andere etwas von ihm wollten, und er schloß die Augen, um sich eben auf die anderen Feinde zu konzentrieren.
Freeman hatte vor, sich zu erinnern, sie gedanklich zu erfassen, denn da war jemand gewesen, der die anderen auf seine Spur gebracht hatte. Einen direkten Fehler wollte er sich nicht eingestehen, doch die Person, lum die es ging, hatte genau hingeschaut.
Sie kannte ihn.
Erkannte sie.
Zwar hatte er noch nie ein Wort mit ihr gesprochen, doch diese Frau lebte nicht weit von ihm entfernt, und das konnte für ihn gefährlich werden.
Er mußte etwas tun!
Allmählich kam die Ruhe über ihn, die er so vermißt hatte. Endlich konnte er sich konzentrieren, und er dachte an die Person, die für ihn eine gefährliche Zeugin war.
Sie mußte weg!
Wer war sie?
James Freeman schloß die Augen. Ihm erging es wie allen anderen Menschen, er sah nichts. Es umgab ihn die Dunkelheit, doch sie war nicht mit der zu vergleichen, die er sich in sein Bassin geholt hatte. Sie war nicht so kalt, so abweisend und gleichzeitig offen, und wenn er die Augen kurz öffnete, nahm er auch wieder die normale Einrichtung des Zimmers wahr.
Seine Arme lagen flach neben dem Körper. Die Handflächen hatten ebenfalls ihre Ruhe auf dem Laken gefunden. Hin und wieder bewegte er seine Finger zuckend, dann kratzte er mit den Nägeln über den dünnen Stoff, ansonsten blieb er ruhig. Und er holte sich gewisse Dinge ins Gedächtnis zurück. Er konnte plötzlich ›sehen‹…
Die Dunkelheit öffnete sich. Zwar blieb sie noch, aber sie bekam einen grauen, durchscheinenden Film, auf dem sich einige Gestalten bewegten. Szenen aus seiner Erinnerung.
Freeman lag völlig entspannt auf seinem Bett. Nichts wies darauf hin, mit welchen Gedanken er sich beschäftigte und wie er sie wandern ließ und zu Sensoren veränderte, die jedes Ziel fanden.
James Freeman hatte Erfolg!
Er öffnete den Mund, und tief aus seinem Rachen drang ein hämisches Kichern hervor. Es klang leise, aber trotzdem widerlich. Er schloß den Mund, und um seine Lippen legte sich ein faunisches Grinsen, das auch nicht verschwand, als er die Augen wieder schloß, um ein bestimmtes Bild heranzuholen.
Es war eine Zeugin gewesen, eine Frau!
Auf dem Friedhof hatte sie ihn erkannt, und er kannte sie ebenfalls. Ihr Bild war ihm nicht fremd. Einige Male hatte er sie schon von seinem Fenster aus beobachtet, als sie über den Gehsteig ging, um irgendwelche Besorgungen zu machen. Wie hieß sie denn?
Er wußte es nicht, aber es würde keine Schwierigkeiten sein, an sie heranzukommen. Ihm reichte es, wenn er wußte, wie sie aussah. Auch sie umgab eine bestimmte Aura, auf die er sich konzentrieren konnte, und dann rettete sie nichts mehr.
Schlagartig öffnete er die Augen!
Sein Blick traf
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