Der Schlitzer
hervorragend.«
Er lächelte mich an. »Das meine ich nicht. Wie ich hörte, haben Sie diesen«, ein kurzes Räuspern, »Menschen auch gesehen. Können Sie dieser Zeichnung zustimmen?«
»Ohne weiteres.«
»So hat er also ausgesehen?«
»Ja.«
»Sicher?«
»Das sage ich Ihnen, wenn wir fertig sind. Aber ich habe keine Korrekturen anzubringen.«
»Dann müßte sich dieser Kerl doch finden lassen«, meldete sich Suko.
»Das ist ja fast mit einem Foto zu vergleichen.«
»Ja, ist es«, meinte Norman. »Die Entwicklung auf diesem Gebiet war in den letzten Jahren enorm.« Er zupfte sein Jackett zurecht. »Machen wir weiter?«
Shelly war einverstanden. Sie hatte in den letzten Minuten einen etwas bedrückten oder nachdenklichen Eindruck gemacht, als wäre sie dabei, sich Gedanken über das Gesicht zu machen und zu überlegen, ob sie es schon einmal irgendwo gesehen hatte.
Ich wollte es genau wissen und fragte sie danach.
Sie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher, ich habe nur das Gefühl, den Mann schon einmal gesehen zu haben. Geht Ihnen das nicht so, Mr. Sinclair?«
»Leider nicht. Ich finde es allerdings gut, wenn Sie so denken. Könnten Sie dann auch sagen, wo er Ihnen schon einmal über den Weg gelaufen ist?«
»Nein.«
»Macht nichts. Vielleicht später. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir fertig sind.«
»An mir soll es nicht liegen.«
Die beiden arbeiteten weiter. Sehr konzentriert. Und Jack Norman schaffte es, durch geschicktes Fragen immer mehr Details aus der Frau hervorzulocken. So entstand ein ungewöhnliches Bild, das tatsächlich von einer Fotografie kaum zu unterscheiden war. Norman legte sogar mehr Farbe auf die Haut, damit das Gesicht weniger Ähnlichkeit mit dem einer Leiche bekam.
Dann lehnte er sich zurück, drehte sich auf dem Stuhl und schaute uns der Reihe nach an. »So, ich denke, das ist es gewesen.« Stolz schwang in seiner Stimme mit.
»Das denke ich auch«, murmelte ich.
»War es das wirklich?« fragte Bill.
»Besser kann man es nicht nachproduzieren.«
»Er sieht aus wie ein Mensch.«
»Na und?«
Bill zeigte auf den Bildschirm. »Ist dieser Killer nicht ein Geist gewesen?«
»Ja und ein«, murmelte ich und kam mir dabei selbst blöd vor, weil ich einen Menschen nicht von einem Geist unterscheiden konnte. Aber so war es gewesen, der Schlitzer konnte durchaus ein Zwitterwesen sein, eine Gestalt, wie wir sie bisher noch nicht kannten. Er war feinstofflich und trotzdem fest gewesen. Doch über diese Brücke wollte ich einfach nicht schreiten, sie war mir zu brüchig, denn ich schaffte es nicht, eine Erklärung zu finden.
»Was hatten Sie denn für ein Gefühl, Miß Wagner?« wollte Suko wissen.
»Den Eindruck der Kälte. Die Person ging zwar vorbei, doch ich hatte den Eindruck, als würde sie fließen. Das war mir alles sehr suspekt. Ich kann es auch noch nicht richtig fassen. Sie müssen mir nur glauben, daß dem so ist. Außerdem habe ich keine Erfahrung im Umgang mit Geistern. Wenn ich mir das Bild auf dem Monitor anschaue, dann ist es ein normales Gesicht, und so normal hat dieser Fremde auf dem Friedhof auch ausgesehen.«
»Einverstanden, John?«
Ich schaute Suko an. »Ja, eigentlich schon, wenngleich ich ihn nicht so deutlich gesehen habe. Als einen direkten Geist könnte ich ihn auch nicht ansehen.«
»Gibt es denn noch Mitteldinger zwischen Menschen und Geistern?« fragte Norman.
Wir mußten passen.
»Dann kann ich das Bild ausdrucken lassen? Oder möchten Sie noch etwas korrigieren, Miß Wagner?«
»Nein, das nicht.«
Meine Gedanken bewegten sich in eine ganz andere Richtung, und ich murmelte: »Warum hat er Rose Pandrish getötet? Diese Frau hatte ihm nichts getan. Sie hat nur vor der Leiche ihres Mannes gestanden. Und weshalb bewegt er sich auf diesem Friedhof, Bill? Es muß doch einen Grund dafür geben. Warum irrt er nicht durch London und tötet dort? Was treibt ihn auf den Friedhof?«
»Das solltest du ihn selbst fragen. Jedenfalls bleiben die Rätsel bestehen.«
»Meinen Sie?« fragte Jack Norman. »Weshalb denn nicht?«
»Ich denke, daß Sie mit diesem Bild Erfolg haben werden. Das ist doch ein hervorragendes Fahndungsfoto — oder nicht?«
Wir stimmten zu, gaben dann eine Einschränkung. »Es fragt sich nur, ob wir das Foto zur Fahndung freigeben sollen«, sagte ich.
»Warum nicht?«
»Wir möchten nicht, daß er herausfindet, wie dicht wir ihm möglicherweise auf den Fersen sind.«
Norman zupfte seine
Weitere Kostenlose Bücher