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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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vorüber, zeigten ihm, was alles falsch gelaufen war und was er verschuldet hatte. Sekundenlang las er die Gedanken seines ve r kommenen L e bens. Er erblickte Dinge, die er längst vergessen hatte, längst ve r drängt hatte, sie alle fuhren überwältigend in ihn hinein, schlugen ihm ins Gehirn, wie ein Schlaghammer und zei g ten ihm, wie sehr er es verschwendet hatte und jetzt, zum Zeitpunkt seines Todes erkannte er reumütig, dass er das G e schenk des Lebens nicht zu würdigen gewusst hatte, jetzt, da es zu spät war, wusste er, was er hätte tun müssen , um es gerecht zu achten. Er erkannte den tatsächlichen, den ultimativen Sinn des Lebens, nachdem die Menschheit seit ihrer Existenz suc h te. Er konnte es nicht nur sehen, Nein, er konnte es sogar riechen, fü h len, er sah sie...
    Wie lange war es her, dass er an sie gedacht hatte. Stunden? T a ge? Egal. Zu lange. Jetzt stand sie vor ihm, lächelte ihn an und sagte etwas, das er nicht verstand. Er versuchte, von ihren Li p pen zu lesen, doch es fiel ihm so schwer. Es war so laut um ihn he r um, oder sie sprach so undeutlich, es kam ihm vor wie eine To n störung in einem Film, das Rauschen wird lauter, die Sti m men leiser, man hört zwar, dass gesprochen wird, doch man ve r steht nicht ein verdammtes Wort...
    … und sie sprach unentwegt auf ihn ein, während er nicht e in Wort verstand. War das seine endgültige Strafe? Die letzte B e gegnung mit seiner geliebten Carmen, die letzten, möglicherwe i se en t scheidenden Worte und er konnte sie nicht hören?
    Ihr zartes Lächeln erwartete offensichtlich eine Antwort, doch er wusste nicht, worum es ging. Er bewunderte ihr Lächeln, ihr za r tes Gesicht, ihre Aura, die ihn immer so beruhigt hatte und doch stand er vor ihr und hörte sie nicht. Er wurde fast w ahnsinnig und als sie ihn so anstarrte und auf seine Reaktion wartete, da wusste er plötzlich, worum es ging. Sie zeigte mit ihrer rechten Hand auf ihren Bauch und er wusste, dass sie ihm einen Sohn gebären wollte, das machte ihn überglücklich und zugleich ängs t lich... … und er wusste, was falsch gelaufen war. Im Zwiespalt seiner Ge fühle, hatte er sich für das f a l sche Gefühl entschieden. Die Angst...
    ...und ganz plötzlich, noch bevor er wirklich reagieren konnte, ve r schwamm das Bild wieder und er blickte auf einen sandigen Boden, das Rascheln krabbelnder Insekten wurde stärker und er sah Tausende schwarze r Skorpionen, die den Boden vor ihm b e deckten. Der schwarze Boden waberte bedrohlich, Carmen war verschwunden und so wie es aussah, würde er sie nie mehr wi e dersehen, denn jetzt war der Film zu Ende und das wahre Leben griff mit knochigen Händen nach ihm. The End und der Abspann war ebe n falls abgelaufen, Sie können das Kino nun verlassen. Vielen Dank für Ihren Besuch, beehren Sie uns bald wieder!!!
    Lil spürte eine Hand auf seiner Schulter und öffnete die Augen. Gerad klammerte sich panisch an ihm fest und zitterte wie Espe n laub. Langsam bewegte sich die Flut der Insekten auf sie zu.
    „Lil...“
    Lil blickte ihn verwirrt an.
    „Ja?“
    „Ich habe Angst. “
    „ Ich auch, mein Freund, ich auch. “
    Dann knirschte es an der Wand. Ein gewohntes , mahlendes G e räusch und Lil dachte schon daran, dass die Decke wieder hera b sinken wü r de, wie zum Spott , um ihnen noch einmal zu zeigen, wie viele Tode man ste r ben würde, sollte man versuchen, das Geheimnis de s Rades der Zeit zu lüften.
    Gerad hatte es bereits vor längerer Zeit aufgegeben, die Tür zu bea r beiten, stand direkt neben Lil und starrte die Skorpione an. Tausende schwarze r Giftkäfer starrten sie aus der Ecke an. Wie verste i nert standen sie nun da und warteten, kaum vier Meter von ihnen entfernt. Nicht einmal ein Zucken war zu sehen. Sie saßen im Sand und rührten sich nicht.
    „Worauf warten die?“ , fragte er leise.
    Auch Lil gab seine Antwort flüsternd:
    „Ich weiß es nicht. Glaubst du an Wunder?“
    „Wieso?“
    „Weil wir jetzt eines gebrauchen könnten“, sagte Lil und berührte dabei versehentlich das Rad der Zeit, als er sich an der Wand a b stü t zen wollte. Seine Hand fuhr über den Schlangenträger, der in der Mitte des Rades lag und er spürte unmittelbar eine leichte Vibration.
    „Was war das?“ , fragte er.
    „Was meinst du?“ , erwiderte Gerad, denn er hatte nichts davon mi t bekommen, da er immer noch seinen Blick auf die Skorpione gerichtet hatte .
    Lil hatte endlich begriffen. Der f inale Stein. Daran hatte er in

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