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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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noch an sie erinnern. Er wus s te nicht einmal, wo er geboren war. In seinen Ausweispapieren war zwar sein Geburtsort vermerkt, doch es existierten weder Fotos noch anderweitige Beweise für seine G e burt. Als er fünf war, verschwa n den seine Eltern auf mysteriöse Weise. Sie waren sozusagen über Nacht verschwunden und nie mehr zurückgekehrt. Seine Großmutter, bei der er aufgewachsen war, erzählte ihm, sie wären in einer wichtigen Mission unte r wegs und vielleicht würden sie eines Tages zurüc k kehren, doch Lil wusste immer, dass sie nie mehr z u rückkehren würden. Als er fünfzehn wurde hatte er einige verzweifelte Recherchen ang e setzt, um herausz u finden, was damals passiert war. Er hatte sogar mit dem zuständigen Polizisten von der Kriminalpolizei gespr o chen, der ihm versprochen hatte, ihm bei der Suche zu helfen, doch das Ergebnis blieb aus. Es gab nicht den gering s ten Hinweis auf den Verbleib seiner Eltern und es wurde verm u tet, dass sie ermordet worden waren. Die Polizei stand vor einem Rätsel und behaupt e te, der Fall würde sich eines Tages doch noch aufklären, da es Tausende ungeklärter Mordfälle gab, deren Mörder nie g e fasst wurden, oft wurden Leichen gefunden, die nie identifiziert wu r den und viele Male wurden Menschen für tot erklärt, deren Leichen nie gefunden wurden, doch bis heute war nichts dergle i chen geschehen. Lil’s Großmutter war vor fünf Ja h ren verstorben und der Opa schon einige Jahre zuvor. Lil hatte keinerlei Ve r wandte in seiner Welt, lediglich ein leeres Familie n grab seiner Eltern und die danebenliegenden Gräber seiner Gro ß eltern. Er erinnerte sich daran, dass er die Gräber seit Jahren nicht besucht hatte und bekam ein schlechtes G e wissen. Es kam ihm beinahe gelegen, als Gerad aus dem Haus seiner Eltern trat und ihm frö h lich zurief: „Los geht’s, ich bin soweit!“
    Sie warfen sich die Stoffbündel über die Schulter und marschie r ten zum Haupttor des Dorfes. Zu ihrer Überraschung erwarteten sie dort die Hälfte aller Dorfbewohner um sie zu verabschieden. Lil war gerührt, seine Augen wurden beinahe feucht. Die Me n schen jubelten ihnen zu und die beiden verließen als stolze He l den das Dorf.

13

    Sie marschierten auf den Wald zu und Lil bekam unweigerlich eine Gänsehaut.
    „Müssen wir dadurch?“ , fragte er.
    „Mach dir keine Sorgen. Wir benötigen etwa eine Stunde um zu meinem Großv a ter zu gelangen. Er lebt auf einer großen Lichtung im Wald. Dort wirst du eine Überraschung erleben, glaub mir.“
    „Was ist mit dem giftigen Moos?“ , fragte Lil unsicher.
    Gerad lächelte arglos. „ Ich bin diesen Weg tausend Mal gega n gen. Er ist sicher, glaub mir.“
    Lil lächelte wenig überzeugt. Als sie den Wald betraten, nahmen sie nicht den Weg, den Lil genommen hatte, als er hierher g e kommen war . Mit g e schickten Schritten führte Gerad ihn durch dichtes Geäst und stacheliges Gebüsch, weit entfernt vom vergi f teten Waldweg. Sie gingen kaum zehn Minuten, da betraten sie einen spärlich erkennbaren Trampelpfad, der ohne den geringsten Moosb e wuchs durch den Wald führte. Die Luft war frisch und angenehm und langsam verlor Lil seine Unsiche r heit. Der Wald sah hier völlig anders aus, als Lil ihn kennen gelernt hatte. Es kam ihm lange nicht so dunkel und trostlos vor. Die Sträucher und Farne e r strahlten in saftigem Grün und das Sonnenlicht strahlte helles Licht in dünnen Streifen durch das Dach der Baumspitzen. Lil begeisterte sich an den Lichteffekten, die d a durch entstanden. Gerad rückte den Bogen zurecht, den er auf dem Rücken trug. Auch Lil hatte einen solchen Bogen bekommen und beide trugen einen Köcher, der mit geschnitzten Pfeilen g e füllt war. Als sie nach einiger Zeit eine weitere der zahlreichen Lichtungen betr a ten, die auf ihrem Weg lagen , hielt Gerad an und drehte sich zu Lil um.
    „Lil. Diese Lichtung solltest du dir genauer ansehen. Betrachte bitte die Bäume zu deiner Linken und beschreibe sie mir.“
    Lil blickte nach Links und nahm die Bäume in Augenschein.
    „Na schön. Der Stamm dieser Bäume sieht aus, als würde er ro s ten. Er ist rostrot. Die Wurzeln, die aus der Erde ragen haben kleine, spi t ze Gabelungen, die beinahe wie Messer abstehen und in den Himmel blicken. Die ersten Äste beginnen auf einer Höhe von einem Meter und sind ebenso lang. Sie tragen kein Laub, sind gerade gewachsen und an den Enden spitz wie Pfeile“, b e schrieb Lil so gut er konnte.
    Gerad setzte

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