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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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könnte sie vielleicht finden, wenn sie auf ihren Wanderungen alljährlich einer bestimmten Route folgten.
    Der Jeep hatte vor Vandams Haus gehalten. Er stieg aus. »Ich möchte, daß Sie auf mich warten. Kommen Sie mit herein.« Er führte den Fahrer in sein Haus und zeigte ihm den Weg zur Küche. »Mein Diener Gaafar wird Ihnen etwas zu essen geben, wenn Sie ihn nicht wie einen Untermenschen behandeln.«
    »Vielen Dank, Sir«, antwortete der Fahrer.
    Auf dem Flurtisch lag ein kleinerer Stapel Briefe. Der oberste Umschlag war nicht frankiert, und die Handschrift kam Vandam bekannt vor. In die obere linke Ecke war »Dringend« gekritzelt.
    Ihm wurde klar, daß er mehr unternehmen mußte. Wolff könnte inzwischen den Weg nach Süden eingeschlagen haben. In allen wichtigen Städten auf dieser Route müßten Straßensperren errichtet werden. An jederEisenbahnstation müßte jemand nach Wolff Ausschau halten. Und der Fluß selbst ... es mußte eine Möglichkeit geben, den Flußverkehr zu überprüfen. Vandam hatte Mühe, sich zu konzentrieren. All das würde wenig nützen, wenn Wolff in Kairo untergetaucht war. Könnte er sich auf den Friedhöfen verstecken? Viele Mohammedaner bestatteten ihre Toten in winzigen Häuschen, und es gab unzählige davon. Vandam hätte tausend Männer gebraucht, um sie alle durchsuchen zu lassen.
    Er ging ins Wohnzimmer und schaute sich nach einem Brieföffner um. Irgendwie mußte die Suche begrenzt werden. Vandam hatte nicht Tausende von Männern zur Verfügung, die meisten waren in der Wüste und kämpften. Er mußte entscheiden, welche Möglichkeit am meisten versprach. Ihm fiel ein, wo alles begonnen hatte: in Assiut. Vielleicht sollte er Kontakt mit Captain Newman aufnehmen. Dort schien Wolff aus der Wüste gekommen zu sein. Also könnte er von dort auch in die Wüste zurückkehren. Vielleicht waren seine Cousins in der Gegend. Vandam betrachtete unschlüssig das Telefon. Wo war der verdammte Brieföffner? Er trat zur Tür und rief: »Gaafar!«
    Als er ins Zimmer zurückging, sah er Billys Schulatlas auf einem Stuhl. Er schien schmutzig zu sein. Der Junge hatte ihn wohl in eine Pfütze fallen lassen. Vandam nahm ihn in die Hand. Der Atlas war klebrig. Er merkte, daß es Blut war. Was ging hier vor?
    Gaafar kam herein. Vandam fragte: »Was soll diese Unordnung?«
    »Tut mir leid, Sir, das wußte ich nicht. Sie blätterten darin, während Captain Alexander hier war ...«
    »Wer ist ›sie‹? Wer ist Captain Alexander?«
    »Der Offizier, den Sie geschickt haben, um Billy zur Schule bringen zu lassen, Sir. Sein Name war ...«
    »Einen Moment.« Schreckliche Furcht verscheuchte Vandams Müdigkeit. »Ein britischer Captain ist heute morgen hier gewesen und hat Billy mitgenommen?«
    »Ja, Sir, er brachte ihn zur Schule. Er sagte, Sie hätten ihn geschickt ...«
    »Gaafar, ich habe niemanden geschickt.«
    Das braune Gesicht des Dieners wurde grau.
    »Hast du dich nicht überzeugt, daß er kein Betrüger war?«
    »Aber, Sir, Miß Fontana war bei ihm. Deshalb schien alles in Ordnung zu sein.«
    »Oh, mein Gott.« Vandam starrte auf den Umschlag in seiner Hand. Jetzt wußte er, weshalb die Schrift ihm bekannt vorkam: Es war die gleiche Schrift wie in dem Brief, den Wolff Elene geschickt hatte. Er riß den Umschlag auf. Auf dem gefalteten Bogen stand:
     
    Verehrter Major Vandam,
    Billy ist bei mir. Elene kümmert sich um ihn. Es wird ihm gutgehen, solange ich sicher bin. Ich rate Ihnen zu bleiben, wo Sie sind, und nichts zu
     unternehmen. Wir führen keinen Krieg gegen Kinder, und ich möchte den Jungen nicht gefährden. Aber das Leben eines Kindes ist nichts, verglichen mit der
     Zukunft meiner beiden Nationen, Ägypten und Deutschland. Sie können also davon überzeugt sein, daß ich Billy töten werde, wenn es meinen Zwecken
     nützt.
    Hochachtungsvoll
    Alex Wolff
     
    Es war der Brief eines Verrückten: die höflichen Floskeln, der groteske Versuch, die Entführung eines unschuldigen Kindes zu rechtfertigen ... Nun wußte Vandam, daß Wolff wahnsinnig war. Und er hatte Billy in seiner Gewalt.
    Vandam reichte den Brief an Gaafar weiter, der sich mit zitternden Händen seine Brille aufsetzte. Wolff hatte Elene mitgenommen, als er das Hausboot verließ. Wahrscheinlich hatte er sie mühelos zwingen können, ihm zuhelfen: Er brauchte nur Billy zu bedrohen. Aber was war der Zweck der Entführung? Und wohin waren sie gefahren? Woher stammte das Blut?
    Gaafar weinte. »Wer war verletzt?« fragte

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