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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sein kostbarstes Stück untersucht; das Gesicht schien nicht ihr selbst, sondern einer anderen zu gehören. Elene lächelte, und das Gesicht im Spiegel lächelte zurück. Es war ein vertrautes, schwaches Lächeln, mit einem Anflug von Übermut. Sie wußte, daß es einen Mann aus der Fassung bringen konnte.
    Sie nahm den Brief und las ihn noch einmal durch.
     
    Meine liebe Elene,
    leider ist alles vorbei. Meine Frau ist dahintergekommen. Wir haben uns versöhnt, aber ich mußte versprechen, Dich nie wiederzusehen. Natürlich kannst
Du in der Wohnung bleiben, nur die Miete werde ich nicht mehr bezahlen. Es ist schade, daß es so kommen mußte, aber wir wußten ja beide, daß es nicht
ewig dauern würde. Viel Glück.
    Dein Claude
     
    Einfach so, dachte sie. Sie zerriß den Brief. Claude, halb Franzose, halb Grieche, war ein dicker Geschäftsmann, der drei Restaurants in Kairo und eines in Alexandria besaß. Er war kultiviert, gutgelaunt und freundlich, aber wenn es darauf ankam, ließ er Elene im Stich. Er war der dritte in sechs Jahren.
    Mit Charles, dem Makler, hatte es angefangen. Sie war siebzehn Jahre alt gewesen, ohne Geld und Arbeit, und hatte sich gefürchtet, nach Hause zu gehen. Charles hatte ihr die Wohnung eingerichtet und sie jeden Dienstagabend besucht. Sie warf ihn hinaus, nachdem er sie seinem Bruder angeboten hatte, als wäre sie ein Bonbon. Dann war Johnnie gekommen, der netteste der drei, der sich von seiner Frau scheiden lassen und Elene heiraten wollte. Sie hatte abgelehnt. Nun war es auch mit Claude vorbei.
    Es war jedoch nicht allein die Schuld ihrer Liebhaber, daß die Affären zu Ende gegangen waren. Der eigentliche Grund lag bei ihr, und er hatte sich nie geändert: Elene war unglücklich. Sie dachte darüber nach, wie wohl ihr nächstes Verhältnis verlaufen werde. Alles würde so sein wie immer. Eine Zeitlang würde sie von ihren Ersparnissen in Barclays Bank an der Sharia Kasr-el-Nil leben; es gelang ihr immer, etwas zu sparen, wenn sie einen Mann hatte. Dann würde ihr Guthaben langsam zusammenschmelzen, sie würde in einer Tanztruppe arbeiten, in irgendeinem Club ein paar Tage lang die Beine in die Luft werfen und mit dem Hinterteil wackeln. Dann ... sie blickte durch den Spiegel hindurch und stellte sich ihren vierten Liebhaber vor. Vielleicht würde es ein Italiener sein, mit blitzenden Augen, glänzendem Haar und manikürten Händen. Sie könnte ihm in der Bar des Metropolitan Hotels begegnen, die von Reportern besucht wurde. Er würde sie ansprechen und ihr einen Drink anbieten. Ihr Lächeln würde ihn faszinieren. Sie würden sich für den nächsten Abend zum Dinner verabreden.
    Elene würde atemberaubend aussehen. Alle Köpfe in dem Restaurant würden sich nach ihr umwenden, und er würde stolz sein. Sie würden sich noch öfter verabreden, und er würde ihr Geschenke mitbringen. Er würde einen ersten Annäherungsversuch machen, dann einen zweiten; derdritte würde erfolgreich sein. Sie würde seine Umarmungen genießen, die Berührungen, die Koseworte, und er würde sich wie ein König fühlen. Im Morgengrauen würde er sie verlassen, doch am selben Abend zurückkehren.
    Sie würden nicht mehr zusammen in Restaurants gehen. ›Zu riskant‹, würde er sagen, doch er würde immer mehr Zeit in ihrer Wohnung verbringen und anfangen, die Miete und die Rechnungen zu bezahlen. Dann würde Elene alles haben, was sie wollte: ein Heim, Geld und Zuneigung. Sie würde sich fragen, weshalb sie sich so elend fühlte, und ihm eine Szene machen, wenn er eine halbe Stunde zu spät käme. Immer, wenn er seine Frau erwähnte, würde sie unversöhnlich schmollen. Sie würde seine Geschenke nachlässig annehmen, sich aber beklagen, wenn er ihr keine machte. Der Mann würde gereizt, aber unfähig sein, sie zu verlassen, denn inzwischen würde er sich nach ihren widerwilligen Küssen und ihrem vollkommenen Körper sehnen; und sie würde ihm im Bett immer noch das Gefühl geben, ein König zu sein.
    Sie würde seine Konversation langweilig finden, mehr Leidenschaft von ihm verlangen, als er zu geben imstande wäre. Es würde zu Streitigkeiten und schließlich zur Krise kommen. Seine Frau würde mißtrauisch oder ein Kind krank werden, er würde eine sechsmonatige Geschäftsreise machen müssen, oder ihm würde das Geld ausgehen. Und Elene würde sich am Ausgangspunkt wiederfinden: dahintreibend, allein, verrufen – und ein Jahr älter.
    Ihre Pupillen verengten sich, und sie erkannte wieder ihr Gesicht

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