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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hatte sich schon sicher gefühlt – zu früh. Rasch nahm er Abdullahs Arm und zog den erstaunten Araber in ein Cafe. Sie setzten sich.
    »Er kennt meinen arabischen Namen«, sagte Wolff.
    »Er weiß alles über Sie, bloß nicht, wo er Sie finden kann.«
    Wolff war beunruhigt und zugleich sehr neugierig. »Was ist dieser Major für ein Mensch?« fragte er.
    Abdullah zog die Schultern hoch. »Ein Engländer. Keine Raffinesse, keine Manieren, Khaki-Shorts und ein Gesicht von der Farbe einer Tomate.«
    »Es geht doch bestimmt genauer.«
    Abdullah nickte. »Der Mann ist geduldig und entschlossen. An Ihrer Stelle würde ich Angst vor ihm haben.«
    Plötzlich hatte Wolff Angst.
    »Was hat er unternommen?«
    »Er hat sich nach Ihrer Familie erkundigt und mit jedem Ihrer Brüder gesprochen. Ihre Brüder haben behauptet, nichts von Ihnen zu wissen.«
    Der Cafébesitzer brachte einen Brei aus Favabohnen und einen flachen Laib grobkörniges Brot. Wolff brach ein Stück von seinem Brot ab und tunkte es in die Bohnen. Fliegen sammelten sich um die Teller. Beide Männer achteten nicht auf sie.
    Abdullah sagte mit vollem Mund: »Vandam bietet hundert Pfund für Ihre Adresse. Ha! Als wenn wir einen der unseren für Geld verraten würden.«
    Wolff schluckte. »Aber Sie kennen meine Adresse ja gar nicht.«
    Abdullah zuckte die Achseln. »Das ließe sich leicht herausfinden.«
    »Ich weiß. Deshalb werde ich sie Ihnen verraten – als Zeichen meines Vertrauens. Ich wohne im Shepheard’s Hotel.«
    Der Dieb schien gekränkt. »Mein Freund, das stimmt nicht. Dort würden die Briten zuerst suchen ...«
    »Sie mißverstehen mich.« Wolff lächelte. »Ich bin dort kein Gast, sondern arbeite in der Küche und wasche Geschirr ab. Abends lege ich mich mit einem Dutzend anderer auf den Fußboden und schlafe im Hotel.«
    »Wie gerissen!« Abdullah grinste. Die Idee gefiel ihm, und er freute sich, die Information zu besitzen. »Sie verstecken sich direkt vor der Nase der Briten!«
    »Ich weiß, daß Sie das Geheimnis bewahren werden«, sagte Wolff. »Und ich hoffe, daß Sie als Zeichen der Dankbarkeit für Ihre Freundschaft ein Geschenk von hundert Pfund annehmen werden.«
    »Aber das ist nicht nötig ...«
    »Ich bestehe darauf.«
    Abdullah seufzte und gab scheinbar widerwillig nach. »Also gut.«
    »Ich werde Ihnen das Geld schicken lassen.«
    Der Dieb wischte mit seinem Brotrest über den leeren Teller.
    »Ich muß jetzt gehen. Gestatten Sie mir, daß ich unser Frühstück bezahle.«
    »Vielen Dank.«
    »Oh! Ich habe kein Geld mitgebracht. Vergeben Sie mir tausendmal.«
    »Keine Ursache. Alallah mit Gottes Segen ...«
    Abdullah erwiderte wie üblich: » Allah yisallimak – möge Gott Sie schützen.« Er verließ das Café.
    Wolff bestellte Kaffee und dachte über Abdullah nach. Der Dieb würde ihn vermutlich für weit weniger als hundert Pfund verraten. Bis jetzt hatte ihn nur die Tatsache daran gehindert, daß er Wolffs Adresse nicht kannte. Er war bemüht, sie herauszufinden, deshalb hatte er die Moschee besucht. Nun würde er überprüfen, ob Wolff tatsächlich in der Küche des Shepheard’s Hotel wohnte. Dies könnte schwierig sein, denn natürlich würde niemand zugeben, daß Angehörige des Personals auf dem Küchenfußboden schliefen, und Wolff selbst warnicht einmal sicher, ob das überhaupt stimmte. Jedenfalls mußte er damit rechnen, daß Abdullah früher oder später seine Lüge aufdeckte. Die Geschichte diente, genau wie die Bestechungssumme, nur der Verzögerung. Wenn Abdullah allerdings herausfand, daß Wolff sich auf Sonjas Hausboot versteckt hielt, würde er wahrscheinlich eher von Wolff mehr Geld verlangen, als zu Vandam zu gehen.
    Die Lage war unter Kontrolle, jedenfalls für den Augenblick. Wolff ließ ein paar Millièmes auf dem Tisch liegen und ging hinaus.
    Die Stadt war zum Leben erwacht. Die Straßen hatte bereits der Verkehr verstopft, auf den Bürgersteigen wimmelte es von Händlern und Bettlern, in der Luft mischten sich gute und schlechte Gerüche. Wolff bahnte sich einen Weg zum Hauptpostamt, um zu telefonieren. Er rief das Große Hauptquartier an und fragte nach Major Smith.
    »Davon haben wir siebzehn«, antwortete die Vermittlung. »Wissen Sie seinen Vornamen?«
    »Sandy.«
    »Das muß Major Alexander Smith sein. Er ist im Moment nicht hier. Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    Wolff hatte gewußt, daß der Major nicht im Großen Hauptquartier sein würde. Es war noch zu früh. »Folgendes: 12.00 Uhr mittags in

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