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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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schon geschehen, und die andere Toilette ist nur nach einem langen Spaziergang durch den kalten Garten zu erreichen. Doch er hat vergessen, daß seine Cousine ebenfalls gebadet wird. Sie ist acht Jahre alt. Er betritt das Badezimmer. Seine Schwester sitzt in der Wanne, seine Cousine ist aufgestanden und will heraussteigen. Seine Mutter hält ein Handtuch. Er sieht seine Cousine an.
    Sie ist natürlich nackt. Es ist das erste Mal, daß er, außer seiner Schwester, ein nacktes Mädchen sieht. Seine Cousine hat einen etwas drallen Körper, und ihre Haut ist durch die Hitze des Wassers gerötet. Sie ist das Schönste, was er je gesehen hat. Er steht in der Badezimmertür und betrachtet sie mit unverhülltem Interesse und voll Bewunderung. Er sieht den Schlag nicht kommen. Die große Hand seiner Mutter scheint aus dem Nichts aufzutauchen. Sie trifft seine Wange mit einem lauten Klatschen. Seine Mutter versteht es zuzuschlagen, und dies ist eine besonders gelungene Ohrfeige. Sie tut sehr weh, aber der Schock ist noch schlimmer als der Schmerz. Am schlimmsten aber ist, daß das wohlige Gefühl, von dem er eingehüllt wurde, sich aufgelöst hat.
    »Raus!« schreit seine Mutter, und er geht hinaus, beleidigt und gedemütigt.
    Vandam erinnerte sich daran, während er allein dasaß und in die ägyptische Nacht hinausschaute, und er dachte, wie er damals gedacht hatte: Weshalb hat sie das bloß getan?

9
    D ER MIT FLIESEN ausgelegte Boden der Moschee fühlte sich am frühen Morgen unter Alex Wolffs nackten Füßen kalt an. Die wenigen Betenden verloren sich in der Weite der Säulenhalle. Es war still, eine friedliche Atmosphäre lag über dem Raum, die Dämmerung war trübe und grau. Ein Sonnenstrahl brach durch einen der hohen, engen Schlitze der Wand herein, und in diesem Moment begann der Muezzin zu rufen:
    »Allahu akbar! Allahu akbar! Allahu akbar! Allahu akbar!«
    Wolff dreht sich mit dem Gesicht nach Mekka.
    Er trug ein langes Gewand und einen Turban, und die Schuhe in seiner Hand waren einfache arabische Sandalen. Wolff wußte selbst nicht, warum er dies tat. Er gehörte nur formal dem islamischen Glauben an. Zwar hatte man ihn beschnitten und er war nach Mekka gepilgert, doch er trank Alkohol, aß Schweinefleisch und bezahlte keine Zakat-Steuer. Auch hatte er nie den Fastenmonat Ramadan eingehalten, und er weigerte sich, täglich zu beten, geschweige denn fünfmal pro Tag. Aber bisweilen verspürte er das Bedürfnis, sich, wenn auch nur für ein paar Minuten, in das vertraute Ritual der Religion seines Stiefvaters zu versenken. Dann stand er auf, während es noch dunkel war, zog traditionelle Kleidung an und ging durch die kalten, stillen Straßen zu der Moschee, die sein Vater immer besucht hatte.Hier vollzog er die zeremoniellen Waschungen im Vorhof und trat rechtzeitig zu den ersten Gebeten des neuen Tages ein.
    Er berührte seine Ohren mit den Händen und verschränkte die Hände vor sich, die linke in der rechten. Dann verneigte er sich und kniete nieder. Er rezitierte die El-Fatha, wobei er den Boden zu den vorgeschriebenen Momenten mit der Stirn berührte:
    »Im Namen Gottes, des gnadenreichen und mitleidsvollen. Gelobt sei Gott, der Herr der Welten, der gnadenreiche und mitleidsvolle, der Fürst des Jüngsten Gerichtes; dir dienen wir, und zu dir beten wir um Hilfe; führe uns auf den richtigen Weg, den Weg jener, denen du Gnade gezeigt hast, auf denen kein Zorn ruht und die sich nicht verirren.«
    Wolff blickte über seine rechte Schulter, dann über seine linke, um die beiden Engel zu grüßen, die seine guten und schlechten Taten aufzeichneten.
    Während er über seine linke Schulter schaute, sah er Abdullah.
    Ohne sein Gebet zu unterbrechen, lächelte der Dieb breit und zeigte seinen Metallzahn.
    Wolff stand auf und ging hinaus. Draußen bückte er sich, um seine Sandalen anzuziehen, während Abdullah ihm nachwatschelte. Sie schüttelten sich die Hände.
    »Sie sind ein frommer Mann, genau wie ich«, sagte Abdullah. »Ich wußte, daß Sie früher oder später zur Moschee Ihres Vaters kommen würden.«
    »Sie haben mich gesucht?«
    »Viele Leute suchen Sie.«
    Sie ließen die Moschee hinter sich. Abdullah erklärte: »Da ich Sie als wahren Gläubigen kenne, konnte ich Sie nicht an die Briten verraten, nicht einmal für eine so große Summe. Deshalb habe ich bei Major Vandam ausgesagt, daß ich niemanden namens Alex Wolff oder Achmed Rahmha kenne.«
    Wolff blieb abrupt stehen. Man jagte ihn also immer noch. Er

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