Der Schlüssel zu Rebecca
britischer Offizier, oder nicht?« Der Mann lachte laut, zog ein Bündel Pfundnoten hervor und reichte ihr vierzehn Scheine. Elene gab ihm sein Wechselgeld in ägyptischen Münzen. Sie fragte sich: Was kann ich bloß tun? Langsam packte sie die Lebensmittel in eine Einkaufstasche aus braunem Papier.
»Geben Sie eine Party? Ich liebe Partys.«
»Weshalb fragen Sie?«
»Wegen des Champagners.«
»Ach so. Nun, das Leben ist eine einzige Party.«
Elene dachte: Ich habe es nicht geschafft. Jetzt geht er fort, und vielleicht kommt er wochenlang nicht wieder,vielleicht nie mehr. Ich habe ihn in Reichweite gehabt, mit ihm gesprochen, und nun muß ich ihn in der Stadt verschwinden lassen. Sie hätte erleichtert sein sollen, doch statt dessen fühlte sie sich tief enttäuscht.
Er hob sich die Champagnerkiste auf die linke Schulter und nahm die Einkaufstasche in die rechte Hand. »Auf Wiedersehen.«
»Auf Wiedersehen.«
An der Tür drehte er sich um. »Treffen Sie sich mit mir am Mittwochabend um halb acht im Oasenrestaurant.«
»Einverstanden!« sagte sie voller Freude. Aber er war schon fort.
Sie brauchten den größten Teil des Morgens, um den Jesushügel zu erreichen. Jakes saß vorn neben dem Fahrer; Vandam und Bogge hatten hinten Platz genommen. Vandam triumphierte. Eine australische Kompanie hatte den Hügel während der Nacht eingenommen und einen deutschen Funkhorchposten erobert, der noch fast intakt war. Es war die erste gute Nachricht, die Vandam seit Monaten gehört hatte.
Jakes drehte sich um und rief, den Lärm des Motors übertönend: »Anscheinend haben die Australier auf Socken angegriffen, um sie zu überraschen. Die meisten Italiener sind in ihren Pyjamas gefangengenommen worden.«
Vandam hatte die Geschichte auch gehört. »Aber die Deutschen schliefen nicht. Es war eine ziemlich böse Sache.«
Sie schlugen die Hauptstraße nach Alexandria ein und dann die Küstenstraße nach El Alamein. Schließlich bogen sie auf einen »Faßweg« ab – einen Pfad durch die Wüste, der mit Fässern markiert war.
Fast der ganze übrige Verkehr bewegte sich, auf dem Rückzug, in die entgegengesetzte Richtung. Niemandhörte, was sich abspielte. Sie hielten an einem Materiallager an, um aufzutanken. Bogge mußte dem zuständigen Offizier gegenüber einen höheren Rang hervorkehren, um einen Gutschein zu bekommen.
Ihr Fahrer erkundigte sich nach der Route zum Hügel. »Faßweg«, sagte der Offizier schroff. Die Wege, von der Armee angelegt, hießen Flasche, Stiefel, Mond und Stern; entsprechende Symbole waren in die leeren Fässer und Benzinkanister an den Pfaden eingeritzt. Nachts stellte man kleine Kerzen in die Fässer, um die Symbole zu beleuchten.
Bogge fragte den Offizier: »Was geht hier draußen vor? Alles scheint zurück nach Osten zu fahren.«
»Keine Ahnung«, antwortete der Offizier.
Sie holten sich eine Tasse Tee und ein Sandwich mit Pökelfleisch vom Betreuungswagen. Auf der Weiterfahrt kamen sie durch ein Gebiet, in dem vor kurzem gekämpft worden war: Sie sahen ausgebrannte Panzer und einen Beerdigungstrupp, der lustlos Leichen einsammelte. Die Fässer verschwanden, aber der Fahrer entdeckte sie an der entlegenen Seite einer Kiesebene wieder.
Gegen Mittag fanden sie den Hügel. Nicht weit entfernt tobte eine Schlacht. Sie konnten die Kanonen hören und Staubwolken sehen, die im Westen aufstiegen. Vandam wurde klar, daß er der Front noch nie so nah gewesen war. Er hatte einen Eindruck von Schmutz, Panik und Verwirrung. Sie meldeten sich am Befehlsfahrzeug und wurden zu den erbeuteten deutschen Funklastwagen geschickt.
Männer des Frontabwehrdienstes waren schon an der Arbeit. Gefangene wurden einzeln in einem kleinen Zelt verhört, während die anderen in der glühenden Sonne warteten. Experten für feindliche Geschütze untersuchten Waffen und Fahrzeuge und notierten sich die Seriennummern der Hersteller. Die Funkaufklärung suchte nachHinweisen auf Wellenlängen und Codes. Bogges kleiner Trupp sollte herausfinden, wieviel die Deutschen über die Bewegung der Alliierten erfahren hatten.
Jeder nahm sich einen Lastwagen vor. Wie die meisten Angehörigen des Geheimdienstes verfügte Vandam über ein paar Deutschkenntnisse. Er kannte mehrere hundert Wörter, meist militärische Begriffe, so daß er zwar nicht zwischen einem Liebesbrief und einem Wäscheverzeichnis unterscheiden, wohl aber Armeebefehle und -meldungen lesen konnte. Es gab eine Menge zu untersuchen: Der eroberte Posten war
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