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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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berühmtesten Bauchtänzerin Ägyptens ausging und zwischendurch britische Militärgeheimnisse stahl. Aber nun durfte er etwas nervöser geworden sein. Doch das war nicht unbedingt ein Vorteil für die Briten. Der Vorfall hatte ihn gewarnt, daß man ihm auf der Spur war, und er würde von nun an vorsichtiger sein. Es kam nicht darauf an, Spione zu erschrecken, sondern nur darauf, sie zu fangen. Sie erreichten das Große Hauptquartier und stiegen aus dem Wagen. Vandam fragte: »Was ist seit ihrer Ankunft mit ihr angestellt worden?«
    »Wir haben ihr die kalte Schulter gezeigt«, sagte Jakes. »Eine nackte Zelle, nichts zu essen, nichts zu trinken, keine Fragen.«
    »Gut.« Trotzdem war es schade, daß man ihr Zeit gegeben hatte, sich zu sammeln. Vandam wußte von denVerhören Kriegsgefangener, daß die besten Ergebnisse unmittelbar nach der Gefangennahme erzielt wurden, wenn die Feinde noch Angst hatten, getötet zu werden.
    Vandam hätte Sonja sofort nach dem Kampf in dem Restaurant verhören sollen. Da dies unmöglich gewesen war, schien es die zweitbeste Lösung, sie zu isolieren und nicht mit ihr zu reden, bis er eintraf.
    Jakes ging über einen Flur voran zum Vernehmungszimmer. Vandam blickte durch den Spion. Es war ein quadratischer Raum ohne Fenster, aber hell von elektrischem Licht erleuchtet. Ein Tisch mit einem Aschenbecher darauf, zwei Stühle mit gerader Lehne. An einer Seite war eine türlose Nische mit einer Toilette.
    Sonja saß, der Tür gegenüber, auf einem Stuhl. Jakes hat recht, dachte Vandam, sie ist etwas Besonderes. Aber sie war durchaus nicht hübsch, sondern erinnerte mit ihrem üppigen Körper und den kräftigen, wohlproportionierten Zügen an eine Amazone. Junge Ägypterinnen waren im allgemeinen schlank, langbeinig und anmutig. Sonja glich eher – Vandam runzelte die Stirn und überlegte – einer Tigerin. Sie trug ein langes hellgelbes Kleid, das Vandam zu grell schien, im Cha-Cha-Club aber durchaus à la mode sein dürfte. Er beobachtete sie ein, zwei Minuten lang. Sie saß ganz ruhig da, ohne zu zappeln oder die kahle Zelle mit nervösen Blicken zu mustern, ohne zu rauchen oder auf den Nägeln zu kauen. Vandam dachte: Das wird eine harte Nuß. Plötzlich änderte sich ihre Miene, sie erhob sich und ging auf und ab. Doch nicht so hart, sagte sich Vandam.
    Er öffnete die Tür und trat ein.
    Wortlos setzte er sich an den Tisch. Sie blieb stehen, so als ob sie Angst habe. Den ersten Punkt für mich, dachte Vandam. Er hörte, wie Jakes hinter ihm hereinkam und die Tür schloß. Dann blickte er zu Sonja auf. »Setzen Sie sich.«
    Sie starrte ihn an, und ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. Sie zeigte auf seinen Verband. »Hat er das getan?«
    Den zweiten Punkt für sie.
    »Setzen Sie sich.«
    »Vielen Dank.« Sie nahm Platz.
    »Wer ist ›er‹?«
    »Alex Wolff, der Mann, den Sie heute abend verprügeln wollten.«
    »Und wer ist Alex Wolff?«
    »Ein reicher Besucher des Cha-Cha-Clubs.«
    »Wie lange kennen Sie ihn schon?«
    Sonja blickte auf ihre Armbanduhr. »Fünf Stunden.«
    »Wie haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Auf die übliche Art. Nach meinem Auftritt brachte ein Kellner mir eine Einladung, mich an Mr. Wolffs Tisch zu setzen.«
    »Welcher war es?«
    »Welcher Tisch?«
    »Welcher Kellner.«
    »Ich entsinne mich nicht.«
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Mr. Wolff gab mir ein Glas Champagner und bat mich, mit ihm zu Abend zu essen. Ich war einverstanden, wir fuhren zu dem Restaurant, und den Rest kennen Sie.«
    »Setzen Sie sich nach Ihrem Auftritt immer an den Tisch von Zuschauern.«
    »Ja, das ist so Brauch.«
    »Gehen Sie gewöhnlich mit ihnen zum Abendessen?«
    »Manchmal.«
    »Weshalb waren Sie diesmal einverstanden?«
    »Mr. Wolff schien ein außergewöhnlicher Mann zu sein.« Sie betrachtete Vandams Verband von neuem und grinste. »Das war er tatsächlich.«
    »Wie lautet Ihr voller Name?«
    »Sonja el-Aram.«
    »Adresse?«
    » Jihan, Samalek. Es ist ein Hausboot.«
    »Alter?«
    »Wie unhöflich.«
    »Alter.«
    »Ich weigere mich zu antworten.«
    »Sie begeben sich auf gefährliches Gebiet ...«
    »Nein, Sie begeben sich auf gefährliches Gebiet.« Sie überraschte Vandam, indem sie plötzlich ihre Gefühle zeigte, und ihm wurde klar, daß sie bis dahin ihre Wut nur unterdrückt hatte. Sonja schüttelte einen Finger vor seinem Gesicht hin und her. »Wenigstens zehn Menschen haben gesehen, wie ihre uniformierten Schläger mich in dem Restaurant festgenommen haben. Bis morgen Mittag

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