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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hinunter auf die Straße. Ihre Blicke hefteten sich furchtsam auf die belebten Gehsteige.
    „Was geschieht, wenn er wirklich wiederkommt?“, fragte sie beklommen. „Warum hat er dir denn diese ganze Komödie vorgespielt, wenn er noch immer in London ist. Er hat dich doch auf der Waterloo Station getroffen. Er hat dir die Schlüssel für meine Wohnung gegeben. Er ist gleich darauf durch die Sperre gegangen. Stimmt das?“
    „Ja, das stimmt.“
    „Aber der Wachtmeister behauptete doch eben das Gegenteil“, rief Maud Ruby erregt. „Nach seinen Worten muß Mack Rupper ganz in der Nähe sein. Vielleicht lauert er irgendwo drunten auf der Straße. Vielleicht meint er, daß ich ihn verraten hätte. Er wird sich an mir rächen wollen.“
    „Unsinn!“, sagte Ralph Condray kopfschüttelnd. „Er wird sich hüten, diese Gegend wieder aufzusuchen. Er wird einen weiten Bogen um dieses Haus machen.“
    Ihr Gespräch verstummte für eine Weile. Ralph Condray setzte sich an den Tisch und nahm sein Frühstück ein. Maud Ruby hatte nichts vergessen. Es gab Honig und gekochte Eier, Butter, Toast und Schinken.
    „Woher hast du das alles?“, fragte Ralph Condray stirnrunzelnd. „Ich meine, wer bezahlt diese Dinge? Du verdienst doch nichts. Wie ich sehe, gehst du keiner Arbeit nach.“
    „Ich weiß, was du denkst“, sagte Maud Ruby müde. „Aber sei beruhigt: das Geld stammt nicht von Mack Rupper. Ich habe es mir selbst verdient. Wie, das ist eine andere Sache. Du wirst dich hoffentlich hier nicht als Richter aufspielen wollen.“ Nach dem Frühstück ging Ralph Condray daran, seinen Koffer auszupacken. Die Anzüge, die Hemden, Krawatten und Schuhe waren unversehrt. Die Diebe hatten nur den Lederbeutel mitgenommen. Alles andere lag tadellos an seinem Platz.
    „Ich komme nicht los von dem Verdacht, daß du die Diebe kennst“, sagte er nach einer Weile. „Mack Rupper hatte sicher einige Freunde, die ihn bei seinen Verbrechen unterstützten und ihm zur Flucht verhalfen, vorausgesetzt, daß er wirklich getürmt ist. Seine Freunde waren natürlicherweise auch deine Freunde. Vielleicht sind sie es auch heute noch. Wo sind diese Burschen anzutreffen und wie heißen sie?“
    „Stell dich doch nicht so dumm“, zischte Maud Ruby aufgebracht.
    „Du hast sie doch besser gekannt als ich. Früher hast du ganze Nächte mit ihnen zusammengesessen.“
    „Ich habe es vergessen“, murmelte Ralph Condray mit gutgespielter Gleichgültigkeit. „Ich erinnere mich an keinen Namen mehr. Ich weiß auch nicht mehr, wo wir uns früher immer trafen.“
    „In der Blauen Taverne“, sagte Maud Ruby zögernd. „Erinnerst du dich jetzt? Hope Bolton, Alban Volk und Bill Webster sitzen noch immer dort herum, obwohl seither sieben Jahre vergangen sind. Sie halten sich zäh am Leben. Sie haben immer Geld in der Tasche und waren bis zuletzt mit Mack Rupper befreundet.“
    „Welche Geschäfte betreiben sie jetzt?“
    Maud Ruby zuckte mit den Achseln. „Früher waren sie Zuhälter, das weißt du doch. Was sie jetzt machen, ist mir unbekannt. Frag sie doch selbst!“
    „Das werde ich tun“, knurrte Ralph Condray ergrimmt. „Darauf kannst du dich verlassen. Ich ahne jetzt schon, daß sie sich von Diebstählen und Einbrüchen ernähren. Auf meine Diamanten scheinen sie nur gewartet zu haben. Es war sicher die fetteste Beute, die sie jemals in ihre Klauen bekamen.“
    Wieder riß ihre Unterhaltung ab. Sie hatten sich im Moment nicht mehr zu sagen. Einer mißtraute dem ändern. Sie gingen sich scheu aus dem Wege. Während der nächsten Stunden verrichtete Maud Ruby gedrückt ihre Hausarbeit. Sie kramte in allen Zimmern herum. Sie kochte und wusch und bügelte. Sie stellte die ganze Bude auf den Kopf. Erst in der Abenddämmerung erschien sie wieder auf der Bildfläche. Sie hatte sich umgezogen und ihre Frisur geordnet. Ein buntes Seidenkleid legte sich straff um ihren biegsamen Leib. Den gebräunten Hals schmückte eine goldene Kette mit zierlichem Anhänger. Die Lippen waren sorgfältig nachgezogen.
    „Was hast du vor?“, fragte Ralph Condray erstaunt. „Willst du noch nachträglich deinen Abschied von Mack Rupper feiern?“
    „Ich dachte, du wolltest in die Blaue Taverne gehen?“, sagte Maud Ruby herb. „Du hast doch Sehnsucht nach den Freunden Mack Ruppers, nicht wahr? Sieh sie dir ruhig an! Sie werden dir sagen, daß ich seit Monaten nicht mehr mit ihnen zusammenkam. Folglich konnte ich ihnen auch kein Wort von den Diamanten

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