Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
gefährlich werden. Er sitzt im Knast. Was meint ihr?“
„Er hat eigentlich recht“, brummte Hope Bolton einsilbig. „Hier sind unsere Tage gezählt. Der Traum geht zu Ende. Müssen uns rechtzeitig nach einer neuen Heimat umsehen.“
„Soll mir recht sein“, fügte Alban Vock hinzu. „Wollen noch einmal in diesen traurigen Laden gegen, Frederick. Bin aber der Meinung, daß wir keinen Posten mehr auf die Straße stellen sollten. Ich bezweifle nämlich, ob es wirklich Mack Rupper war, der uns am Canal Grove auflauerte.“
Hope Bolton fing einen mißtrauischen Blick des Privatdetektivs Gray Jaspers auf. Er sah zwei stechende Augen, die ihn durch die funkelnden Brillengläser feindselig anstarrten.
„Klappe halten!“, zischte er den beiden anderen zu. „Wir werden schon mal wieder belauscht. Es bleibt also dabei. Heute Nacht um elf Uhr fahren wir von der Hoxton Brücke weg.“
Sie wechselten das Thema und redeten wieder über gleichgültige Dinge. Kurz vor elf Uhr ging Alban Vock weg, um den Wagen an die Brücke zu fahren. Zehn Minuten später verließen auch Hope Bolton und Frederick La- wes die Blaue Taverne. An der Hoxton Brücke trafen sie wieder zusammen. Alban Vock hatte bereits den Motor eingeschaltet. Leise und eintönig klang das Tuckern durch die Nacht. Es roch nach Benzin und heißem Gummi. Frederick Lawes und Hope Bolton ließen sich schnaufend auf die Rücksitze fallen. Sie dösten schweigsam vor sich hin, während der Wagen auf den Canal Grove zubrauste.
„Hoffentlich haben wir heute mehr Glück als in den vergangenen Nächten“, brummte Frederick Lawes gepreßt. „Wenn es auch heute schiefgeht, kann uns dieser Lederbeutel gestohlen bleiben. Ich werde dann keinen Finger mehr krumm machen.“
„Ganz meine Ansicht“, nickte Hope Bolton. „Es ist das letzte Mal, daß wir diesen Laden betreten. Habe allmählich die Schnauze voll.“
Alban Vock steuerte an die Ecke des Canal Grove heran, wendete den Wagen und ließ den Motor leise weiterlaufen. Gleich nachher stiegen sie aus und tappten wie immer eng an den Häuserwänden entlang. Das Geschäft Alfred Glashills tauchte vor ihnen auf. Die neuen Scherengitter vor den Schaufenstern glänzten matt im Licht einer entfernten Laterne.
Ohne Zögern schritten die drei Ehrenmänner in den düsteren Hinterhof hinein. Sie ließen keinen Posten zurück. Alle drei pirschten sie sich an die Rückfront des armseligen Hauses heran. Sie näherten sich der Tür. Wieder begannen sie an dem verrosteten Schloß herumzuhantieren. Diesmal schien es von allem Anfang an besser zu klappen. Die Tür öffnete sich.
Sie verursachte noch nicht einmal ein lautes Geräusch. Auf leisen Sohlen drangen die drei Kavaliere in den finsteren Hausflur ein. Schon in der nächsten Minute standen sie genau in dem Winkel unter der Stiege, wo einst Frederick das Loch in der Hauswand zugemauert hatte.
„Geh du nach vorn, Alban“, zischte Hope Bolton gedämpft. „Wenn dieses spindeldürre Männchen wach wird, massierst du ihm die Ohren. Wir werden das hier allein machen.“
Es ging alles wie am Schnürchen. Frederick Lawes kannte die Mauerwand wie seine Hosentasche. Kunstgerecht brach er einen Backstein nach dem anderen heraus. Sorgfältig schichtete er die Brok- ken auf dem Boden aneinander. Es gab keinerlei Lärm. Als das Loch endlich groß genug war, pfiff Frederick Lawes leise durch die Zähne und griff mit ausgestrecktem Arm in den finsteren Hohlraum hinein. Habgierig wühlte seine Hand in dem ekligen Morast herum. Er fühlte staubige Spinnweben, Mörtel, Steinbrocken und feuchten Schlamm zwischen den Fingern. Das klebrige Zeug hängte sich an seine Hand, und bei jedem Griff gluckste der Dreck zwischen seinen Fingern.
„Eh, wie lange bohrst du denn da noch herum?“, brummte Hope Bolton ungeduldig. „Wo ist denn nun dieser verdammte Ledersack? Laß mich mal ran!“
Er schob Frederick Lawes kurzerhand zur Seite und machte sich selbst an die Suche.
„Pfui Teufel“, knurrte er, als er den zähen Morast auf seiner Handfläche spürte. „In einem solchen Loch versteckt doch niemand kostbare Diamanten, du Idiot. Hier ist nichts als Dreck. Möchte dich am liebsten mit dem Kopf in dieses Loch stecken.“
„Geduld!“, flüsterte Frederick Lawes mit dämlichem Gesicht.
„Nur mit Geduld kann man es schaffen.“ Er schob wieder seinen Buckel heran und leuchtete mit einem Feuerzeug in den engen Hohlraum hinein. Es gab nichts zu sehen. Das Versteck war leer. Alfred Glashill
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