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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hinunterrollen. Gurgelnd rauschte das Wasser auf. Schäumende Blasen tanzten auf der Oberfläche. Dann allmählich beruhigte sich der Strudel. Die Flut floß wieder still und träge dahin.
    „Man wird ihn nicht so schnell finden“, murmelte Hope Bolton, als er die schauerliche Arbeit getan hatte. Er hegte die trügerische Hoffnung, daß ihnen das Schicksal noch eine Galgenfrist von zwei oder drei Tagen schenken würde.
     
    15
     
    In der letzten Woche des November hielt der Polizeiverein London Ost wieder einen frohen Unterhaltungsabend im großen Saalbau am Mardon Place ab. Zum ersten Mal nahm auch Kommissar Morry vom Sonderdezernat Scotland Yards an dem bunten Treiben teil. Er hatte seinen Platz an der Seite Chefinspektor Grahams, dem Leiter des Sittendezernats. Immer wieder irrten die Blicke kleiner Konstabler und Revierpolizisten zu ihnen her. Die respektvolle Bewunderung galt dem berühmten Detektiv, der bisher nie die Zeit gefunden hatte, den Polizeiverein London Ost mit seiner Anwesenheit zu beehren.  
    „Wie weit seid ihr mit Mack Rupper?“, fragte Chefinspektor Graham interessiert. „Habt ihr ihn anständig in die Zange genommen? Ist er nun der gesuchte Mörder oder nicht?“
    „No, er ist es nicht“, sagte Kommissar Morry achselzuckend.
    „Er hat lediglich die drei Morde eingestanden, die vor seiner mißglückten Flucht lagen. Hartnäk- kig bestreitet er jede Mittäterschaft an den weiteren Verbrechen. Ich glaube ihm sogar. Er hat einen würdigen Nachfolger gefunden. Einen Schurken, der seinen Herrn und Meister noch bei weitem übertrifft.“
    „Hm. Dann müßt ihr also wieder ganz von vorn beginnen“, sagte Chefinspektor Grahan gedehnt.
    „Ja, so ziemlich“, gab Kommissar Morry bedrückt zu. „Ich habe allerdings die Hoffnung, daß der Mörder noch heute nacht in meine Falle geht.“
    „Noch heute Nacht?“, fragte Chefinspektor Grahan erstaunt. „Sie machen mich neugierig, Morry. Was haben Sie vor?“
    Der Kommissar stützte seinen Kopf auf die Fäuste und grübelte nachdenklich vor sich hin. „Ich gehe von der Tatsache aus“, murmelte er, „daß die meisten Morde hier am Mardon Place geschahen. Und zwar meist dann, wenn einer Ihrer Beamten vom Sittendezernat der berüchtigten Kellerbar eben zuvor einen Besuch abgestattet hatte. Das werden wir auch heute tun, Mr. Grahan. Ich bitte Sie, mich in Moncktons Kellerbar und nachher in die Wohnung Sandra Bourdons zu begleiten. Wollen mal sehen, ob sich der Mörder durch diesen Schritt herausfordern läßt. Vielleicht verliert er die Nerven. Darauf baut sich mein ganzer Plan auf.“
    Über das runde Vollmondsgesicht Chefinspektor Grahans flog ein dunkler Schatten. „Sie lassen mich doch hoffentlich vorher in Ruhe essen“, meinte er besorgt. Es gibt Rahmschnitzel mit feinen Salaten. Ich freute mich schon den ganzen Tag darauf.“ Morry lächelte belustigt. „Lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich warte so lange. Der Mörder läuft uns inzwischen nicht weg.“
    Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis Chefinspektor Grahan mit genußvollem Behagen seine Teller geleert hatte. Und dann dauerte es noch einmal eine Stunde, bis sein Durst gestillt war. Um zehn Uhr konnten sie dann endlich aufbrechen. Sie gingen langsam durch die Tischreihen. Viele Blicke folgten ihnen. Fast alle Gesichter wandten sich ihnen ehrerbietig zu.
    „Nur langsam“, murmelte Kommissar Morry. „Wir haben Zeit! Jeder soll uns sehen.“ Chefinspektor Grahan stutzte. Sein rundes Gesicht wurde um einen Schein bleicher. „Sie glauben doch hoffentlich nicht, daß ausgerechnet hier im Polizeiverein London Ost . . .?“
    „Ich muß mit jeder Möglichkeit rechnen“, warf Kommissar Morry ein. „Der Schauplatz der meisten Verbrechen liegt nur wenige Schritte von diesem Saalbau entfernt. Aber lassen wir das, Grahan. Wollen uns keine unnötigen Gedanken machen.“
    Sie gingen auf Moncktons Kellerbar zu und schritten dann nebeneinander die steinernen Stufen hinunter. Auch ihnen erging es nicht anders als allen Kollegen zuvor: Sie spürten mit geheimem Widerwillen das aufdringliche Fluidum des Lasters, das ihnen aus den Gewölben entgegenschlug. Sie blickten geringschätzig auf die mit Flitter verkleideten Wände und auf die farbigen Luftballons. Ebenso verächtlich musterten sie die lackierten Gesichter der käuflichen Mädchen. Die Bude war wieder einmal gerammelt voll. In allen Nischen lümmelten neben den dürftig gekleideten Flittchen zahlungskräftige Kavaliere herum. Man sah

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