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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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was du tust.“
    „Genau das ist auch meine Meinung“, sagte Sergeant Waldram und warf einen verdrießlichen Blick durch den überfüllten Saal.
    „Jeden Tag und jede Stunde hockt man mit diesen Leuten zusammen. Denke, das reicht. Warum denn auch noch am Feierabend die Stunden mit langweiligen Kollegen vertrödeln. Ich habe genug für heute, alter Junge. Machs gut! Wir sehen uns morgen früh im Yard.“
    Er stand auf, angelte sich seinen Hut und Mantel aus der Garderobe und schlich sich unauffällig aus dem Saal. Mancher Blick folgte ihm, als er straff und aufrecht durch den Windfang ging. Er war ohne Zweifel ein gut aussehender Mann. Sein Gesicht wirkte markant und furchtlos; die Gestalt war breitschultrig und sportlich trainiert. Überdies war es auch um seinen Geist nicht schlecht bestellt. Seine Vorgesetzten hatten ihm wiederholt bescheinigt, daß er es beim Yard noch weit bringen würde. Aber in diesem Punkt irrten sie sich. Denn für Sergeant Waldram brach eben die letzte Stunde seines Lebens an.
    Hätte er etwas von den dunklen Wolken geahnt, die sich drohend über seinem Haupt zusammenschoben, so wäre er sicher schleunigst zu seinen Kollegen zurückgekehrt.
    Aber es war keine Stimme in seinem Innern, die ihn warnte. Er hatte keine Ahnung, welch gefährlichen Weg er da ging, und unternehmungslustig schob er den Hut in den Nacken und trat mit siegessicherem Lächeln in Moncktons Kellerbar ein.
    Wie ein schwerer Mantel legte sich die Wärme, der Rauch und der aufdringliche Geruch nach Schweiß und Parfüm um seinen Körper. Er hörte girrendes Lachen und leiernde Klänge des Musikautomaten. Er sah spärlich bekleidete Frauen auf den langen Polsterbänken sitzen, und er begegnete den hungrigen Blicken ihrer Freier. Es war ein Marktplatz der käuflichen Liebe. Jeder Händedruck, jedes Streicheln, jeder Kuß hatte seinen festen Preis.
    „Hallo, Sergeant!“, rief eine helle Mädchenstimme zu ihm herüber. „Habe Sie lange nicht mehr gesehen. Machen Sie keinen Dienst mehr bei den Sittencops?“
    Sergeant Waldram blickte sich befremdet um. Es war Lissy Black, die ihn eben angesprochen hatte. Sie senkte kokett die getuschten Wimpern und rückte ihre Bluse zurecht. Aus schmalen Augenschlitzen spähte sie zu ihm her.
    „Seit wann sind Sie denn so zugeknöpft, Sergeant? Früher waren Sie entschieden lustiger. Ich erinnere mich an einen Abend im Januar, als Sie meinen Freier verscheuchten und mich später nach Hause . . .“
    Sergeant Waldram trat rasch an ihren Tisch.
    „Lassen Sie doch den Unsinn“, zischte er scharf. „Muß denn hier jeder wissen, daß ich bei der Polizei bin? Kann man nicht einmal eine einzige Stunde ein freier Mensch sein?“
    „Ganz wie Sie wollen, Mr. Waldram“, flötete Lissy Black mit hinreißendem Lächeln. „An meiner Seite können Sie ein paar vergnügte Stunden erleben. Was zaudern Sie noch? Nehmen Sie doch Platz! Ich bin frei für Sie.“
    Sergeant Waldram zog seinen Mantel aus und hängte ihn samt Hut an den nächsten Ständer. Dann setzte er sich wirklich neben Lissy Black und bestellte sich einen Manhattan. Während er das Getränk schlürfte, beobachtete er sie heimlich von der Seite.
    „Sind Sie immer noch beim Gewerbe?“, fragte er grob.
    „Aber Mr. Waldram“, kicherte Lissy Black verschämt. „Sie wissen doch, daß ich ein anständiges Mädchen bin. Nie könnte ich ohne Liebe einem Mann gehören.“
    „Warum setzen Sie sich dann in diese Bude?“
    „Sie sitzen ja auch da?“, gab Lissy Black schlagfertig zurück.
    „Suchen Sie ein Abenteuer? Wollen Sie ein kleines Mädchen glücklich machen? Oder sind Sie nur zum Schlafen gekommen?“
    „Ich will vor allem meine Ruhe haben“, sagte Sergeant Waldram mürrisch. „Ich bin hierher gekommen, um einen Schnaps zu trinken und ein paar schöne Platten zu hören.“
    Er ging zum Musikautomaten und warf drei Münzen ein. Anschließend kehrte er wieder zurück. Er schloß die Augen und lauschte andächtig den sentimentalen Melodien nach. An Lissy Black verschwendete er keinen Blick mehr. Eine halbe Stunde verging. Eine Stunde. Von der Wanduhr über dem Büfett hallten elf dünne Schläge herüber.
    „Ich werde gehen“, sagte Lissy Black schmollend. „Einen solch langweiligen Kavalier wie Sie habe ich noch niemals hier gesehen. Amüsieren Sie sich gut, Mr. Waldram. Wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Dösen.“
    Noch vor einer Stunde hätte Sergeant Waldram auf ihre Worte überhaupt nicht reagiert. Aber jetzt spürte er

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