Der Schluss-Mach-Pakt
wir jetzt bitte aufhören mit den Spielchen und zum eigentlichen Punkt kommen? Was willst du von mir?«
»Ich will, dass du mir den Freund ausspannst.«
Ich brauchte ein paar Sekunden, ehe ich die Bedeutung dessen, was sie da gesagt hatte, begriff.
»Willst du mit Zac Schluss machen?«, entfuhr es mir.
Hannah schaute finster drein. »Könntest du das nicht noch ein bisschen lauter sagen? Ja, ich will mit Zac Schluss machen. Aber ich will, dass er derjenige ist, der mich sitzen lässt. Und da kommst du ins Spiel.«
Durch meinen Kopf wirbelten unzählige Fragen, aber ich stellte einfach diejenige, die ich als Erstes rausbrachte. »Warum willst du denn mit Zac Schluss machen?«
Hannah zuckte mit den Schultern. »Das geht dich nichts an.«
»Okay. Und warum machst du nicht selbst mit ihm Schluss?«
»Ja, genau, weil das ja so toll wäre für meinen Ruf, nicht wahr? Falls du es noch nicht mitbekommen haben solltest, ein ganzer Haufen Leute hier mag Zac ziemlich gern. Es geht sogar das Gerücht, dass er vielleicht zum Klassenkönig gewählt wird. Wenn ich jetzt mit ihm Schluss mache, so kurz vor den Wahlen, dann kann ich mir den Titel als Klassenkönigin abschminken. Dann bin ich ruiniert.«
Klassenkönigin? Hannah wollte also bloß nicht den ach so wichtigen, dämlichen Beliebtheitswettbewerb an unserer Schule aufs Spiel setzen? Es hatte noch nicht mal viel zu bedeuten, wenn man Klassenkönig oder -königin war. Man ging keinerlei besondere Verpflichtungen ein, hatte keine speziellen Vorteile, im Grunde hatte man rein gar nichts davon. Die Sache war wirklich nichts weiter als ein Beliebtheitswettbewerb, den unsere Schule ins Leben gerufen hat, damit zwei Schüler jedes Jahr etwas bekamen, was sie zusätzlich bei ihren Collegebewerbungen anführen konnten. Ich wurde den Verdacht nicht los, dass es die Columbia herzlich wenig interessierte, ob Hannah jetzt zum dritten Mal den Titel der Klassenkönigin gewann oder nicht.
Und das hier war genau der Grund, warum ich nicht an die wahre Liebe glaubte. Zac hatte keinen blassen Schimmer, dass Hannah in diesem Augenblick mit mir darüber sprach, dass sie mit ihm Schluss machen wollte. Da konnte man nichtsahnend in den Tag gehen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verlieren, dass etwas faul sein könnte in der eigenen Beziehung, überzeugt, dass man sich über alles liebte, und in Wirklichkeit heckte die bessere Hälfte gerade einen Plan aus, wie sie einen am besten loswerden konnte.
»Kannst du ihn nicht selbst dazu bringen, dass er mit dir Schluss macht?«, fragte ich. »Ich bin mir sicher, wenn du ihm deine wahre Persönlichkeit zeigen würdest, dann würde er dich auf der Stelle sitzen lassen.«
Hannahs Lachen hallte von den Fliesen an den Wänden um uns herum wider. »Glaubst du etwa, darauf wäre ich nicht schon von selbst gekommen? Ich versuch jetzt schon seit zwei Monaten, ihn dazu zu bringen, die Sache mit mir zu beenden. Ich war total pampig zu ihm, ich hab Verabredungen platzen lassen, ich hab ihn ignoriert. Aber er schnallt es einfach nicht. Dass er sich in dich verliebt, ist meine letzte Hoffnung.«
Ich lehnte mich gegen die Wand und musterte sie. »Und was soll es mir bringen, dir dabei zu helfen?«
»Ich hab dir doch gesagt, dass es um einen geschäftlichen Deal geht. Du tust mir diesen Gefallen, und ich sorge dafür, dass du nach Costa Rica kannst. Dann haben wir beide, was wir wollten.«
Nein, sicher nicht. Da musste doch ein Haken sein an der Sache. Warum sollte Hannah Cohen irgendetwas tun, damit ich das bekam, was ich mir wünschte?
»Warum ich?«, fragte ich und ich sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Findest du denn sonst keinen an dieser Schule, der herzlos genug dafür wäre?«
»Bist du denn nicht auch herzlos, Avery? Jedenfalls hast du dich so benommen an dem Tag bei Elliott im Keller.« Sie zuckte mit den Schultern. »Du hast doch eh schon Erfahrung darin, mir die Freunde auszuspannen. Nach der Sache hier wären wir quitt.«
»Ich hab dir Elliott nicht ausgespannt«, protestierte ich.
»Nein, aber du hast alles kaputt gemacht«, meinte Hannah leise. »Es war nicht allein die Freundschaft zwischen uns dreien, die du an jenem Tag zerstört hast.«
Ich vergrub die Fingernägel in meiner Handfläche. Ich würde jetzt garantiert nicht vor Hannah anfangen zu heulen. Ich würde ihr nicht die Genugtuung bereiten, dass sie sah, wie sehr mich die Sache immer noch belastete, auch nach vier Jahren noch.
»Such dir doch jemand anderen,
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