Der Schluss-Mach-Pakt
sollten.«
Natürlich tat sie das. Hannah war schon die vergangenen zwei Jahre zur Klassenkönigin ernannt worden. Ihr war eh klar, dass sie den Titel auch dieses Jahr längst in der Tasche hatte.
Nach zwanzig weiteren quälenden Minuten, die wir über Klassenkönig und -königin diskutierten – und mit »diskutieren« meine ich lediglich, dass jeder Einzelne erklärte, weshalb er fand, dass Hannah in diesem Jahr Klassenkönigin werden sollte – war das Treffen endlich vorbei.
»Vielen Dank«, keuchte ich, während ich meinen Rucksack und meine Sachen aufsammelte. »Noch fünf Sekunden länger, und ich hätte mir selbst eins mit Hannahs Hammer übergebraten, um nichts mehr mitkriegen zu müssen.«
Molly, die während der gesamten Diskussion geschmollt und sich geweigert hatte, weiterhin Protokoll zu führen, stierte finster auf Hannahs Rücken, während die den Raum verließ. »Was würde ich geben, wenn sie die Wahl zur Klassenkönigin in diesem Jahr nicht gewänne. Kannst du dir vorstellen, was für einen Anfall sie kriegen würde?«
Das konnte ich mir allerdings vorstellen. Sie hatte tagelang geheult, als sie in der vierten Klasse beim Buchstabierwettbewerb verloren hatte – gegen mich. Es war schon erstaunlich, dass wir vor unserem großen Zerwürfnis überhaupt befreundet gewesen waren, schließlich waren wir i mmer Konkurrentinnen um dieselben Auszeichnungen und Titel gewesen.
»Hannah wird nicht verlieren«, sagte ich. »Viel zu viele Leute fallen auf ihr unschuldiges Gehabe herein.«
Wir verließen das Klassenzimmer, in dem die Versammlung üblicherweise stattfand, und gingen den Flur entlang.
»Und, was für ein Geschäft hast du für das Wirtschaftsprojekt gewählt?«, wollte Molly wissen.
»Zac meint, ich darf vor nächster Woche niemandem etwas davon verraten.«
Molly stieß ein missmutiges Geräusch aus. »Kannst du es nicht mal mir sagen, der allerbesten Freundin auf der ganzen Welt?«
Ich verdrehte die Augen. »Na gut. Es geht um eine Partnervermittlungsagentur.«
»Cool! Die Idee klau ich euch!«
»Untersteh dich«, stieß ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Sonst schnallt Zac sofort, dass ich dir davon erzählt habe, und dann bringt er mich um.«
»Jetzt mach dir mal nicht gleich in die Hosen.« Molly tätschelte meine Schulter. »Nathan und ich haben schon eine andere Geschäftsidee. Wir versuchen es mit einer Bäckerei.«
Ich stutzte ein wenig, als sie das sagte. »Was weißt du denn vom Backen?«
»Null«, gab Molly zu. »Aber das war das Einzige, auf das wir uns einigen konnten. Er bäckt gern und ich esse gern. So haben wir beide was davon. Außerdem, in meiner Vorstellung sind wir in Wahrheit CIA-Agenten, und die Bäckerei dient nur zur Tarnung, damit keiner Verdacht schöpft.«
Auf einmal tauchte Elliott aus der Menge vor uns auf. Mist, ich hatte so gar keine Lust, mich jetzt auch noch mit ihm zu beschäftigen, nachdem ich schon Hannah eine Stunde lang hatte ertragen müssen. Daher zerrte ich Molly rasch in die Mädchentoilette, ehe sie ihn entdeckte.
Molly warf mir einen entrüsteten Blick zu, während sie die Falten in ihrem T-Shirt wieder glatt strich. »Was ist denn mit dir los?«
»Nichts«, sagte ich. »Ich muss mal aufs Klo.«
»Aha.« Molly verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen das Waschbecken. »Und die Tatsache, dass Elliott gerade auf uns zukam, die hatte mit deiner Aktion wohl nichts zu tun, was?«
Sollte Molly tatsächlich irgendwann mal als Geheimagentin arbeiten, dann hätten ihre Opfer keine Chance, denn ihr entging wirklich nichts, was sich um sie herum abspielte.
»Natürlich nicht. Hab ihn gar nicht gesehen.«
Molly warf mir einen Blick zu, der besagte, dass sie mir das ganz und gar nicht glaubte.
Ich wandte mich ab und fing an, vor dem Spiegel mein Haar in Ordnung zu bringen. Nicht dass das nötig gewesen wäre, aber so hatte ich wenigstens etwas, auf das ich mich zur Ablenkung konzentrieren konnte.
»Hey«, sagte ich, »denkst du, deine Mom würde mich noch mal fürs Rasenmähen bezahlen?«
»Nein, glaub ich nicht«, meinte Molly entschieden. »Du hast das Gras das letzte Mal viel zu kurz geschnitten. Es hat einen Monat gedauert, bis es wieder auf eine normale Höhe gewachsen war.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass ihr einen neuen Rasenmäher braucht.«
Molly kramte in ihrem Rucksack und brachte eine Tube Lipgloss mit Wassermelonengeschmack zum Vorschein. »Es liegt nicht am Rasenmäher, sondern an der
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