Der Schluss-Mach-Pakt
Person, die ihn bedient.«
Ich seufzte. »Ich brauch unbedingt ein paar Jobs, mit denen ich mir ein bisschen Extrakohle verdienen kann, sonst wird das diesen Sommer nichts mit Costa Rica.«
»Vielleicht engagiert meine Schwester dich ja mal wieder als Babysitter«, schlug Molly vor. »Wenn du versprichst, das Baby nicht fallen zu lassen oder es zu verlieren.«
Ich zog die Nase kraus bei dem Gedanken an vollgekackte Windeln. Babyhintern sauber zu machen war nicht gerade mein Traumjob, ganz gleich, wie niedlich Mollys Neffe auch sein mochte.
»Ich hab echt Sorge, dass das Geld nicht reicht, trotz allem, was ich getan habe«, sagte ich und sah mein Spiegelbild stirnrunzelnd an. »Das ist die Chance meines Lebens. Ich hab jahrelang darauf gewartet, dass ich endlich alt genug dafür bin, um da hinfahren zu können. Wenn ich es diesen Sommer nicht schaffe, dann werde ich vielleicht nie mehr die Gelegenheit dazu haben.«
»Du schaffst das schon«, versicherte mir Molly. »Ich hab zweihundert Dollar gespart, die könnte ich dir notfalls leihen.«
Ich lächelte. »Danke, aber ich kann doch kein Geld von dir annehmen. Ich weiß doch, dass du für einen neuen Computer sparst.«
Molly zuckte mit den Schultern. »Es wird noch viele neue Computer geben in meinem Leben. Das Angebot steht, falls du darauf zurückkommen willst. Ich seh jetzt mal zu, dass ich Elliott noch erwische. Kommst du mit?«
Ich schüttelte den Kopf und versuchte, meinen Ärger hinunterzuschlucken. Musste sie denn alle fünf Sekunden an Elliott denken? »Nein, wir sehen uns später, wenn du dich wieder von ihm losgeeist hast.«
»Hey, ich kann sehr gut ein befriedigendes Liebesleben führen und gleichzeitig eine moderne, karriereorientierte Frau bleiben«, erklärte Molly, ehe sie nach draußen verschwand.
Als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, hörte ich eine Toilettenspülung und dann ging eine der Kabinentüren auf. Hannah kam herausmarschiert, den Rucksack über der Schulter baumelnd. Schweigend trat sie ans Waschbecken und ließ sich Zeit damit, ihre Hände zu waschen und sie anschließend sorgfältig zu trocknen. Ich tat so, als wäre ich wahnsinnig beschäftigt mit dem Inhalt meines Rucksacks, während ich darin herumwühlte, um sie nicht ansehen zu müssen.
Endlich, nachdem sie das Papierhandtuch in den Müll geworfen hatte, drehte sie sich zu mir um und sagte: »Hallo, Avery.«
»Hi«, erwiderte ich, den Arm immer noch bis zum Ellbogen in der Tasche. Sofort wurde ich wachsam. Hannah sprach mich sicher nicht ohne Grund an.
Sie glättete eine Falte in ihrem roten Cardigan, den sie trotz der Hitze heute anhatte. Die weißen Rosen am unteren Saum passten exakt zu der weißen Rose an ihrem Haarband. Das dunkelbraune Haar fiel ihr in perfekten Locken auf die Schultern, und der Rock, der ihr bis zum Knie ging, entsprach haargenau dem Dresscode der Schule. Hannah hätte es nie gewagt, bei der Rocklänge zu bescheißen, wie es die anderen Mädchen taten. Unseren Lehrern zufolge war Hannah die perfekte Musterschülerin.
» Tolle Leistung beim Geschichtstest letzte Woche, Avery« , meinte Hannah. »Du hast ja sogar die Bonusfragen beantworten können. Bravo.«
»Hör endlich auf, heimlich in die Notenbücher der Lehrer zu gucken. Du willst doch nicht dabei erwischt werden und dir dadurch deinen einwandfreien Ruf ruinieren, oder?«
Hannah schenkte mir ein aufgesetztes Lächeln. »Wenigstens habe ich einen guten Ruf, um den ich mich sorgen kann. Ich bin hier nicht diejenige, die als Eisprinzessin bekannt ist.«
Ich hatte absolut keine Lust, den ganzen Tag hier rumzustehen und mir Hannahs hexenmäßig grünes Gesicht anzusehen. Denn so sah ihre Haut im grausamen Licht der Toilette aus. »War nett, mit dir zu plaudern, aber ich muss jetzt los.« Damit ging ich in Richtung Tür, zog den Reißverschluss meines Rucksacks zu und warf ihn mir über die Schulter.
»Warte«, rief Hannah. »Ich hab da ein Angebot für dich.«
»Du bist nicht mein Typ«, erwiderte ich.
Hannah grinste mich fies an. »Haha. Ich meine einen geschäftlichen Deal, inspiriert von dem, was Mr Freeman uns diese Woche beigebracht hat. Ich hab zufällig euer Gespräch mit angehört. Ich weiß genau, wie schlimm es für dich wäre, wenn du nicht all diesen armen, kranken Menschen helfen könntest und keine Chance bekommst, die Heldin zu spielen. Das hast du doch schon immer gern getan, nicht wahr? Den Leuten helfen?«
Ich seufzte und verdrehte die Augen zur Decke. »Können
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