Der Schluss-Mach-Pakt
fuhr. Ich konnte nur den Rücken der Person erkennen, dennoch kamen sie und der orangene Rucksack über der Schulter mir sehr bekannt vor, daher stieg ich auf die Bremse.
Ich hielt ein paar Schritte vor der Person an und drückte auf einen Knopf, sodass das Fenster auf der Beifahrerseite runterfuhr.
»Wo läufst du denn um diese Zeit mitten in der Nacht hin?«, fragte ich Zac, als er mich eingeholt und sich durch das Fenster zu mir reingebeugt hatte. Die leuchtend blaue Digitalanzeige am Armaturenbrett zeigte zehn Uhr siebzehn an.
»Ich musste heute Abend arbeiten«, meinte Zac. »Mein Dad war noch nicht so weit, zu gehen, und ich wollte nicht auf ihn warten, deswegen hab ich beschlossen, zu laufen.«
»Aber du hast doch ein Auto.«
»Nicht heute. Der Wagen von meiner Mom ist in der Werkstatt, deswegen hat sie meinen genommen. Hannah hat mich heute Nachmittag hingefahren und eigentlich hätte sie mich auch wieder abholen sollen. Aber dann ist ihr was dazwischengekommen.« Er zuckte mit den Schultern. »Muss wohl recht viel lernen oder so.«
Ich deutete auf den Beifahrersitz. »Willst du mitfahren? Oder läufst du lieber im Dunkeln nach Hause?«
Zac grinste. »Wenn ich laufe, verbrenne ich wenigstens was von meiner überschüssigen Energie. Aber ich schätze, ich hab heut bei der Arbeit schon genug verbrannt, also ja, ich würde gern mitfahren.« Er machte die Tür auf und ließ sich auf den Sitz plumpsen, während er den Rucksack zu seinen Füßen auf den Boden warf. Ich zuckte innerlich zusammen, als mir einfiel, wie dreckig seine Schuhe immer waren. Ob mich die Nachbarn wohl umbringen würden, wenn ich um Mitternacht noch mein Auto aussaugte?
Ich fuhr los, während Zac sich in meinem Honda umsah und das blitzblanke Innere und die Sitzbezüge aus Plastik inspizierte.
»Wie lange hast du den Wagen schon?«, fragte er.
»Seit ich letztes Jahr meinen Führerschein gemacht habe. Der war gebraucht, ist aber noch ziemlich gut in Schuss.«
»Der ist noch in perfektem Zustand. Riecht sogar immer noch wie ein neues Auto.«
»Oh, ich mach es oft sauber«, meinte ich mit einem Schulterzucken. »Als ich es gekauft habe, sah es nicht so gut aus.«
Zac tippte auf die Sitzbezüge. »Lass mich raten, die stammen von dir?« Ich warf ihm einen Blick zu und sah, dass er mich spitzbübisch angrinste.
»Ich will ja nicht, dass mir irgendwer die Bezüge ruiniert«, entgegnete ich. »Man kann nie vorsichtig genug sein. Und deshalb sind Essen und Trinken hier drinnen auch strengstens verboten. Das ist Regel Nummer eins, sie gilt für sämtliche Beifahrer.«
»Du solltest auch mal ein bisschen leben.«
Ich hob eine Augenbraue. »Lebe ich denn, wenn ich die Plastikbezüge abnehme und damit Flecken riskiere?«
»Jeder Fleck erzählt eine Geschichte«, meinte Zac und wedelte mit den Armen, während er sprach. »Mein Auto ist voll mit den unterschiedlichsten Flecken.«
Daran hatte ich gar keinen Zweifel. Ich konnte mir gut vorstellen, was für ein Chaos in Zacs Wagen herrschen musste.
»Auf dem Fahrersitz habe ich einen Fleck vom besten Kirsch-Limetten-Trauben-Slushie, den ich je getrunken habe.«
»Kirsch-Limette-Traube?«, fragte ich und schüttelte mich. »Klingt ja widerlich.«
»Nicht, wenn ich den mache. Das ist nämlich eine Kunst und man muss dazu Kirsche, Limette und Traube im richtigen Verhältnis zusammenmischen. Aber egal, ich hab jedenfalls was davon verschüttet, als ich gerade auf dem Heimweg war, und der Fleck erinnert mich jetzt jeden Tag daran, wie geil dieser eine Slushie geschmeckt hat.«
Ich zog die Nase kraus. »Dir mag es ja gefallen, wenn deine Sachen dreckig sind und voller Flecken, aber ich schätze es doch eher, wenn alles sauber und ordentlich ist. Mein Wagen ist und bleibt eine slushiefreie Zone, vielen Dank auch.«
Es waren nur noch wenige Fahrzeuge unterwegs auf der Straße, als ich um eine Ecke bog und in das Viertel fuhr, in dem Zac wohnte. Die alle paar Hundert Meter stehenden Straßenlaternen warfen während der Fahrt Schatten über das Armaturenbrett und immer wieder leuchtete in meinem Augenwinkel Zacs Gesicht kurz auf.
»Lass mich raten, du warst schon immer diejenige, an der sich alle anderen Kinder laut ihrer Eltern ein Beispiel nehmen sollten, oder?«, erkundigte sich Zac. »Dein Zimmer war immer blitzblank aufgeräumt, und du hast deine ganzen Spielsachen sofort wieder zusammengesammelt und verstaut, sobald du fertig warst mit Spielen, und du hast immer ohne Murren alles gemacht,
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