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Der Schluss-Mach-Pakt

Der Schluss-Mach-Pakt

Titel: Der Schluss-Mach-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Norris
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soll das?«
    Ians Gesicht war dunkelrot angelaufen, bis hin zu den Ohrenspitzen. Er stand auf und atmete geräuschvoll aus. »Ach, nichts. Spielt eh keine Rolle, hat es noch nie.«
    Damit stürmte er aus dem Zimmer, und kurz darauf hörten wir, wie seine Zimmertür zugeschlagen wurde. Dads Blick wanderte zu mir.
    »Würdest du mir das bitte erklären?«
    Ich gab mir Mühe, ebenso verwirrt zu gucken wie er. »Ich hab keinen Schimmer. Vielleicht hat er zu viel Schokolade gegessen. Ich nehme an, er hat wieder mal was in seinem Zimmer versteckt.«
    Dad seufzte und rieb sich mit der Hand übers Gesicht. »Lass ihm doch seinen Süßkram, Avery. Das tut ihm doch nicht weh.«
    »Soll ich dir vielleicht wieder mal ein paar Studien zum Lesen geben, die belegen, was für Schaden Zucker anrichten kann? Das tut ihm nämlich durchaus weh, ganz beträchtlich sogar.«
    Er warf mir einen festen Blick zu. »Hör auf damit. Die Süßigkeiten bleiben.«
    Ich warf resignierend die Hände hoch. »Klar. So wie auch die ganzen Ratgeber bleiben.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Du und Ian, ihr beide seid doch total abhängig von eurem Fantasieleben. Alles wird wieder gut, mit ein bisschen Schokolade oder einem Buch, das irgendein Quacksalber-Psychologe geschrieben hat, der von nichts eine Ahnung hat. Trisha ist nicht die Antwort auf all deine Probleme, Dad.«
    Auf seiner Stirn pochte nun eine dicke Ader, ein sicheres Zeichen, dass ich mich auf recht dünnes Eis gewagt hatte. »Das habe ich auch nie behauptet. Aber was ist bitte falsch daran, wenn ich mir jemanden suche, mit dem ich mein Leben verbringen will?«
    »Das Problem dabei ist, dass du damit Ian und mir wehtust.« Meine Stimme zitterte ein wenig, doch ich holte tief Luft, um mich wieder zu fangen. »Ist dir nicht klar, dass wir jedes Mal, wenn eine deiner Freundinnen auf Nimmerwiedersehen verschwindet, erneut daran erinnert werden, dass Mom uns verlassen hat?«
    Das leise Ticken der Uhr an der Wand hinter Dad hallte durch die Küche, während meine Worte einige Augenblicke in der Luft hingen.
    »Nicht jeder Mensch ist wie deine Mom. Nicht jeder Mensch verschwindet einfach so.« Dads Stimme klang leise und er starrte dabei auf seinen Teller. Seine Hände schwebten wie erstarrt darüber.
    »Was ist mit Vanessa? Oder Pam? Oder Jennifer? Kate? Julie?« Ich spuckte die Namen von verflossenen Freundinnen aus, die es sich für ein paar Monate in unserem Leben bequem gemacht und uns Versprechen für die Zukunft gegeben hatten.
    Doch am Ende waren sie alle wieder verschwunden. Es war immer das Gleiche. Nur dass die Gesichter sich änderten.
    »Hör auf, mit deinen Büchern und deinen Freundinnen alles wiedergutmachen zu wollen«, erklärte ich ihm.
    Dad ließ die Faust auf den Tisch herabdonnern, sodass das Geschirr klappernd aneinanderschlug. »Hör du auf, mein Leben kontrollieren zu wollen, Avery. Du bist hier das Kind, ich bin der Erwachsene.«
    »Das musst du gerade sagen, von wegen andere kontrollieren!« Ich hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen war, dass wir uns jetzt über den Tisch anbrüllten, während Ian sich in seinem Zimmer versteckte, wo er sich vermutlich mit Snickers vollstopfte. So hatte ich mir das mit der Familie nicht vorgestellt. »Jedes Mal wenn ich von Costa Rica spreche, wechselst du das Thema. Du erträgst den Gedanken nicht, dass ich vielleicht andere Pläne habe für mein Leben als du.«
    »Wir können uns Costa Rica nicht leisten«, erklärte Dad. »Wir können uns ja dieses Haus schon kaum leisten. Ich bin alleinerziehend, und ich gebe alles, um dich und deinen Bruder mit meinem Gehalt durchzubringen.«
    »Nun, darüber brauchst du dir keine Gedanken mehr zu machen«, gab ich zurück. »Bis nächsten Monat hab ich das Geld beisammen und das hab ich mir ganz allein verdient.«
    Panisch sah er mich an. »Avery …«
    Ich legte meine Gabel parallel zum Teller ab, stand auf und schob den Stuhl zurück, sodass er im perfekten Winkel zum Tisch stand. »Ich kann vielleicht nicht kontrollieren, was du tust, aber mein eigenes Leben hab ich wenigstens total im Griff. Ich lass mich garantiert nicht auf ein Pseudo-Familienpicknick mit Trisha oder sonst irgendjemandem ein. Und im Sommer, wenn sie dann wieder verschwunden ist wie all die anderen, bin ich auch weg, und dann kannst du zusehen, wie du dich allein um das alles hier kümmerst.«

Vierzehn
    »Und?«, fragte Delia Greeley. Ihr Lächeln sah genau aus wie das ihres Bruders. Sie sah ihm auch sonst recht

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