Der Schluss-Mach-Pakt
einem nervösen Lächeln. »Hey«, meinte er.
»Hannah betrügt dich«, sagte ich, ehe ich es mir anders überlegen konnte.
Zacs Rucksack hing schlaff an seiner Schulter. »Was?«
»Ich hab Fotos von ihr, auf denen sieht man sie mit einem anderen Kerl«, erklärte ich. In dem leeren Schulflur klang meine Stimme übertrieben laut, fast so, als würde ich schreien. »Sie will, dass du mit ihr Schluss machst, damit sie als Opfer dastehen kann. Sie hat mich dafür bezahlt, dass ich mit dir flirte und dass du dich in mich verknallst, damit du sie sitzen lässt.«
Zacs Gesicht wurde kreidebleich.
»Du wurdest dafür bezahlt, dass du Zeit mit mir verbringst?« Seine Stimme klang ruhig und war kaum mehr als ein Flüstern, doch in der Stille klang auch das wie ein Schrei.
Der Druck in meiner Brust wurde noch beklemmender, als ich den Schmerz in seinem Blick sah. Ich wünschte, ich hätte die Worte zurücknehmen und aus seiner Erinnerung löschen können.
»Zac«, setzte ich an. Ich musste einen Knoten schlucken, der sich in meinem Hals gebildet hatte. »Es ist nicht so …«
»Wie ist es denn dann?« Als ich ihm eine Antwort schuldig blieb, sagte er mit erstickter Stimme: »Könntest du mir jetzt bitte erklären, was hier los ist?«
Er sah verletzt und wütend und auch ängstlich aus. Im Vergleich zu der Reihe von Spinden hinter ihm wirkte er ganz klein.
Und so erzählte ich Zac alles. Den Plan, dass ich ihn Hannah ausspannen sollte. Dass sie mich dafür bezahlen wollte. Die Tatsache, dass Hannah sich heimlich mit einem anderen Typen traf.
Dass ich mich irgendwann im Laufe all dessen in ihn verliebt hatte. Bis zum jetzigen Zeitpunkt war mir selbst gar nicht so richtig klar gewesen, dass es so war.
Als ich fertig war, wusste ich nicht, was ich eigentlich erwartete. Vielleicht würde er vor Zorn derart in die Luft gehen, dass er irgendwas mit dem Fuß kicken oder etwas umherwerfen würde. Oder dass er losbrüllte.
Ich erwartete alles Mögliche, was Zacs Reaktion anging, nur nicht das, was er dann letzten Endes wirklich tat. Nämlich nichts.
Er stand einfach nur mit ausdruckslosem Gesicht da. Es war fast so, als hätte er nichts zu meinem Geständnis zu sagen. In ihm herrschte einfach nur Leere.
»Zac?«, sagte ich.
Ich streckte die Hand nach ihm aus, doch er zog sich unvermittelt von mir zurück.
»Alles in Ordnung?« Sobald ich die Frage gestellt hatte, wusste ich, dass sie absolut bescheuert war. Natürlich war rein gar nichts in Ordnung.
Zac schüttelte den Kopf. »Nein. Hannah würde mich doch nicht … Du könntest mich doch nicht …« Er hielt inne, und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, als er schluckte. »Du hast mir also die ganze Zeit was vorgemacht? Was den Grund betrifft, warum du Zeit mit mir verbracht hast? Die Comedyshows, die Slushies, alles?«
Als er mich jetzt ansah, wäre ich am liebsten im Boden versunken, um seinen gequälten Blick nicht länger ertragen zu müssen. Mir wurde bewusst, dass ich ihn womöglich sogar noch schlimmer verletzt hatte als Hannah mit ihrem Betrug. Vielleicht hatte er ja geahnt, dass es nicht sonderlich gut lief in ihrer Beziehung, aber was mich betraf, hatte er ja keinerlei Grund zu der Annahme gehabt, ich könnte ihn irgendwie hintergehen.
Nicht er war armselig. Ich war es. Ich hatte nämlich genau das getan, was ich mir immer geschworen hatte, nie wieder zu tun – jemanden zurückzustoßen, den ich eigentlich sehr gern hatte. Doch dieses Mal glaubte ich nicht, dass ich die Mauern wieder würde errichten können, die er zum Einsturz gebracht hatte.
»Zac, ich …«
Er hielt die Hände hoch, als müsste er sich vor meinen Worten schützen. »Nicht. Sag einfach nichts, bitte.«
»Es tut mir leid …«
Er schüttelte den Kopf. »Ich kann jetzt nicht mit dir reden.«
Damit drehte er sich um und warf sich seinen schmutzigen orangen Rucksack über die Schulter. Ein Stück Papier flatterte heraus und segelte zu Boden, doch er machte sich nicht die Mühe, es aufzuheben.
* * *
Der Parkplatz der Willowbrook High war vollkommen leer, als ich aus dem Schulgebäude taumelte. Über mir zuckten Blitze über den mit dunklen Wolken verhangenen Himmel. Ich lief auf mein Auto zu und wühlte in meinen Hosentaschen nach dem Schlüssel.
Doch sie waren leer. Eine Erinnerung blitzte kurz in meinem Kopf auf – ich wusste, dass ich den Schlüssel abgezogen und in meinen Rucksack geworfen hatte.
Und der lag auf dem Beifahrersitz meines Wagens. Bedröppelt guckte ich durchs
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