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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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wollen, dort, wo zwei Sprungpolster bereitstehen. Dann bekommt er sofort das Gegenmittel und überlebt.«
    Kittner kratzte sich am Kopf. »Das ist verrückt   – aber sehr gut. Rufen Sie den Mann an, wir versuchen Mutoah hinzuhalten.«
    Fran atmete auf, zog ihr Handy und tippte die Nummervon Karl-Friedrich Selt ein, dem Mann, von dem man sagte, er könne tatsächlich einer Fliege ein Auge ausschießen   – mit einem Luftgewehr. Das Freizeichen dröhnte aus ihrem Handy, immer wieder. »Verflucht, Karl-Friedrich, geh dran!«, murmelte Fran und erstarrte, als sie plötzlich Rüttgens Stimme hörte, vielfach verstärkt. Sie unterbrach die Verbindung, drehte sich um.
    Böhrerjan hielt Rüttgen ein Megafon vor den Mund. Senior schrie wütend, er solle das gefälligst lassen, versuchte an Böhrerjan heranzukommen, aber Böhrerjan gab zwei Beamten ein Zeichen, die Senior von Rüttgen fernhielten. Kittner war zum Einsatzleiter der Feuerwehr gegangen, er war außer Reichweite. Fran stürzte los, aber es war zu spät. Rüttgens Stimme hallte über den Platz.
    »Habe ich dir befohlen, die Schule anzustecken?«
    Vom Dach wehte ein klägliches »Nein!« hinunter.
    »Also hast du gegen meine Befehle gehandelt!«
    Diesmal blieb Marvin Mutoah seinem Hohepriester eine Antwort schuldig, Rüttgen redete sofort weiter.
    »Damit hast du dich beschmutzt und bist nicht mehr würdig, der Church of XXXL anzugehören   …«
    Fran stieß die zwei Polizisten neben Senior zur Seite, brüllte, Böhrerjan solle das verdammte Megafon runternehmen, aber Böhrerjan reagierte nicht, schien nicht zu begreifen, was Rüttgen da sagte, was Rüttgen vorhatte. Sie boxte einem Beamten, der sie aufhalten wollte, in den Magen, er ging zu Boden, sie stürzte sich auf Böhrerjan und schlug ihm das Megafon aus der Hand, das krachend und jaulend auf dem Pflaster aufschlug.
    Marvin Mutoah stieß einen markerschütternden Schrei aus, ließ seine Arme hängen, wie ein Verurteilter. Dann hob er den Kopf, rannte los, machte mit der linken Hand das Satanszeichen und sprang vom Dach. Die Männer der Feuerwehrversuchten das Polster zu positionieren, vergeblich. Marvin Mutoah schlug mit einem schmatzenden Geräusch auf dem Burgplatz auf.
    Sofort rannten Sanitäter und Notärzte los, aber Fran war sich sicher, dass sie nur noch den Tod feststellen konnten. Sie schloss die Augen, würgte zweimal und erbrach Galle auf den Boden.
    Sie hob ein wenig den Kopf, als Böhrerjan laut und vernehmlich »Scheiße« brüllte. Wie ein trotziges Kind trat er auf das Megafon. Dann drängelte er sich durch die Beamten, die Senior losgelassen hatten, und wollte in seinen Wagen steigen.
    Mit drei Schritten war Senior bei ihm, sein Gesicht starr vor blinder Wut, Fran richtete sich auf, warf sich zwischen den Staatsanwalt und Senior. Nicht auch das noch. Senior war drauf und dran, seine Pensionsansprüche zu verwirken. Böhrerjan war zu weit gegangen, er würde die Quittung bekommen, das stand fest, aber es war nicht nötig, dass sich Senior opferte.
    Der Staatsanwalt fluchte, sprang in seinen Wagen, bellte dem Chauffeur einen Befehl zu, der sofort Gas gab und hupend durch die Menge pflügte.
    Senior öffnete den Mund, schloss ihn wieder, es fiel ihm nichts ein, außer mit der Faust zu drohen.
    Kittner kam angelaufen. Im fahlen Licht der anbrechenden Dämmerung war nicht zu übersehen, dass er leichenblass war. Er griff Senior an der Schulter, drehte ihn zu sich herum. »Böhrerjan hat den Bogen überspannt, keine Frage«, er hechelte wie nach einem Hundert-Meter-Sprint, »das gibt Ihnen aber nicht das Recht, hier einen auf Rambo zu machen.« Er schlug ihm väterlich auf den Rücken. »Ich werde mich um ihn kümmern, lassen Sie die Finger von ihm, klar?«
    Senior schluckte hart. »Klar«, presste er hervor.
    »Morgen wird Rüttgen dem Ermittlungsrichter vorgeführt, und glauben Sie mir, es wird keine Aufhebung des Haftbefehls geben. Und Sie beide gehen wieder an die Arbeit und quetschen diesen Rüttgen aus. Aber vorher schlafen Sie ein paar Stunden, verstanden?«
    Das war eine klare Dienstanweisung, und Fran hatte auch nicht die geringste Lust, noch eine Sekunde länger zu bleiben.
    Kittner erwartete keine Antwort, drehte sich um, zog sein Handy, Fran hörte den Namen des Innenministers und einen saftigen Fluch.
    Sie atmete tief durch. Die Presse würde über sie alle herfallen. Lars Rüttgen hätte die Macht gehabt, Marvin Mutoah von seinem Freitod abzubringen, aber er wollte seinen

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