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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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verkratzte Schloss. Schmerzen meldeten sich im Unterleib. War das Erik gewesen? Aber das konnte nicht sein, durfte nicht sein. Unmöglich.
    Sie erschrak, als unvermittelt das Telefon auf ihrem Schreibtisch seltsame elektronische Geräusche von sich gab. Sie erkannte die Nummer und hob ab, die Schmerzen verschwanden. »Guten Morgen, Senior.«
    »Ebenso, Fran. Ich brauche dich. Jetzt gleich.«
    Wie gut, dass es wenigstens einen Menschen gab, der sie brauchte. »Was Neues im Fall Solderwein??«
    Senior hustete. »Nein. Eine Leiche. Schau es dir einfach an. Volmerswerther Deich. Am Sporthafen, wo die Boote liegen.«
    »Bin gleich da.« Sie schaute auf die Uhr. Noch neunzig Minuten bis zur Konferenz. Zur Not konnte Bruno die Leitung übernehmen. Sie legte einen Zettel auf seinen Schreibtisch und brach auf.
    Fran brauchte mit dem Fahrrad knapp zehn Minuten. Mit dem Auto hätte sie es vielleicht in acht geschafft, der Bootshafen lag nur vier Kilometer vom Landeskriminalamt entfernt, aber mit dem Auto wurde sie zu einem Zick-Zack-Kurs gezwungen, mit dem Rad konnte sie in fast gerader Linie über die Feldwege fahren. Und wenn es irgendwie ging, benutzte sie das Fahrrad.
    Ein Teil des Deiches, der Düsseldorf erfolgreich vor dem Hochwasser schützte, war in alle Richtungen weiträumig abgesperrt. Feuerwehr, Krankenwagen und mehrere Streifen waren vor Ort, die Wasserschutzpolizei hatte sich auf dem Rhein auf Höhe des Fundortes postiert und verscheuchte Boote voller Gaffer, die mit Aufnahmegeräten aller Kaliber ausgerüstet waren. Mit jedem Meter, den Fran sich dem kleinen Bootshafen näherte, steigerte sich der süßliche Verwesungsgeruch. Eine alte Leiche also.
    Sie wies sich aus und wurde von einem Polizeikommissar zu Senior gebracht, der in einem Zelt mit zwei Männern diskutierte, von denen Fran einen vom Sehen und vom Flurfunk her kannte.
    Es war ein großer bulliger Typ im schwarzen Kampfanzug mit blondem Bürstenhaarschnitt, der ohne Probleme den Macho-Action-Helden van Damme hätte doubeln können. Sie musste einen Moment überlegen, aber dann fiel ihr der Name ein: Konstantin Solig. Er war einer der Gruppenleiter des Sondereinsatzkommandos. Und dann fiel ihr auch ein, dass sie den Typ nicht mochte. Er gehörte zu der Kategorie »erst schießen, dann fragen«. Im Zweifel gegen den Verdächtigen. Solig war eindeutig ein Rambo, aber man hatte ihm bisher nichts anhaben können, weil er zwar große Töne spuckte, aber auch eine hervorragende Quote hatte. Fran hielt ihn für einen scharfgemachten Bullterrier, den man an der Leine halten musste und der nur seinem Herrchen aufs Wort gehorchte. Und wehe, Herrchen rief: »Fass!«
    Senior hob den Kopf, seine Miene hellte sich auf. »Fran! Schön, dass du da bist.« Er zeigte auf den Mann, den Fran nicht kannte. »Das ist Sascha Herz, Kriminaloberkommissar, er gehört zu meiner MOKO ›Boot‹, die«, er schaute auf die Uhr, »vor genau dreiundzwanzig Minuten gegründet wurde.«
    Fran drückte Herz’ warme Hand und nickte ihm zu.
    »Und das hier ist Konstantin Solig, unser Mann fürs Grobe,den wir aber nicht gebraucht haben, Gott sei Dank! Also ist niemand unnötig zu Schaden gekommen.«
    Fran drückte auch ihm die Hand und blickte ihm in die Augen. Seniors derber Scherz schien ihn nicht verärgert zu haben, im Gegenteil. Er schmunzelte. Das passte, denn ein Bullterrier nahm einen Tritt in die Seite auch nicht übel, sondern als Beweis von Zuneigung.
    »Okay«, sagte Senior und beendete damit das Begrüßungsritual. »Vor gut einer Dreiviertelstunde ging im Präsidium Bombenalarm ein. Ein Jogger wollte auf Höhe des Bootshafens eine Explosion gehört haben. Ein dumpfer Knall. Außerdem sind ihm ein paar stinkende Fetzen um die Ohren geflogen, er hat sich ins Gebüsch geworfen und sofort die Polizei verständigt, die wiederum hat sofort das SEK und den Sprengmittelräumdienst verständigt. Alles umsonst.«
    »Was hat das alles mit mir zu tun? Und was ist denn explodiert? Eine Gasflasche?«, fragte Fran und wunderte sich über Seniors Redseligkeit.
    Die drei Männer brachen in schallendes Gelächter aus, Fran kam sich vor wie ein dummes Schulmädchen.
    Senior legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Entschuldige bitte, aber du hast, ohne es zu wissen, ins Schwarze getroffen.«
    Herz hielt ihr das Display einer Digitalkamera entgegen und scrollte durch eine Bildergalerie.
    Sie musste schlucken, denn so etwas hatte sie noch nie gesehen. »Scheiße, Scheiße«, rief sie, versuchte

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