Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
noch, sich zu beherrschen, die Bilder waren alles andere als witzig, aber trotzdem brüllte sie los vor Lachen und warf immer wieder ein paar Satzfetzen dazwischen. »Gasflasche, verdammt!« Sie hielt sich den Bauch, die anderen ließen sich anstecken und fielen mit ein.
»Keiner hätte das für möglich gehalten«, rief Senior.
Sie spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach und sich die Bauchmuskeln verkrampften.
Das Gelächter ebbte ab, kurz bevor Fran einen Lachkrampf bekam. Sie rieben sich die Tränen aus den Augen, atmeten tief ein und aus, hier und da flackerte das Lachen noch mal auf, um dann vollends zu versiegen.
Das tat gut. Fran fühlte sich entspannt wie nach einem Sprung.
Solig stützte sich auf dem Tisch auf und ließ sich dann in den Campingstuhl fallen, der davorstand.
»Was sagt der Gerichtsmediziner dazu?«, fragte Fran.
Senior drückte einen Knopf auf der Kamera. »Schau hin. Die Leiche war bombenfest …«
Gleichzeitig begannen die drei Männer zu gickeln wie kleine Kinder, Senior hob schnell die Hände und schaffte es, einen erneuten Lachsturm zu verhindern.
Er machte einen erneuten Versuch. »Also. Die Leiche war in Verpackungsfolie eingewickelt, so fest, dass die Faulgase wie eine Sprengladung in einer
Handgranate gewirkt haben. Die warmen Tage haben die Fäulnis mächtig in Gang gesetzt. Und heute Morgen: Puff! Die Fetzen sind fast zwei Meter weit
geflogen, genug, um den Jogger zu erwischen, der in seiner Panik die Situation etwas überbewertete. Die Männer vom Sprengmittelräumdienst sind gleich wieder abgehauen. Wir haben Frau Professorin Beate Welken hinzugebeten.«
»Die Leiterin der Düsseldorfer Gerichtsmedizin?« Fran hatte schon von ihr gehört, sie aber noch nicht kennengelernt. Bruno schwärmte von ihr, wann immer er Gelegenheit dazu hatte.
»So ist es. Sie hat es nicht glauben wollen, hat es für unmöglich gehalten, dass Faulgas eine solche Kraft entwickeln kann. Aber anscheinend hat unser Opfer eine ganz spezielleBeschaffenheit gehabt, und die Bakterien haben …«, er musste schmunzeln, »… ihre Arbeit in sehr kurzer Zeit sehr schnell gemacht. Die Leiche wird demnächst ins rechtsmedizinische Institut gebracht, ich bin gespannt, was bei der Obduktion rauskommt.«
»Wie geht es dem Jogger?«, fragte Fran.
»Dem Jogger?« Senior verzog verächtlich das Gesicht.
»Dem geht’s nicht ganz so gut«, erklärte Herz. »Aber nicht wegen der Biobombe. Der Typ ist ein ganz harter Hund, der tatsächlich gefragt hat, ob wir ihn neben den Resten der Leiche ablichten und ihm das Foto mailen.« Herz schüttelte den Kopf und seufzte. »Als wir abgelehnt haben, hat er sich aufgeregt und das Foto als Finderlohn eingefordert.«
»Das ist ein Scherz?«, fragte Fran und hatte wenig Hoffnung, dass sie recht hatte.
»Nein«, erwiderte Senior, »kein Scherz. Blutiger oder, besser gesagt, stinkender Ernst. Als wir ihm klargemacht haben, dass es seine verdammte Bürgerpflicht ist, so was zu melden, ist er pampig geworden und hat mit seinem Anwalt gedroht.«
Herz hob einen Zeigefinger. »Damit nicht genug, er hat gegen die Kollegen von der Streife gestänkert, ist schließlich ausfällig geworden und wollte dann zum Fundort der Leiche. Dabei hat er einen Kollegen zu Boden gestoßen. Wir mussten ihn sichern.«
Und das bedeutete nichts weniger, als dass sich mindestens vier Kollegen auf den Mann gestürzt und ihn am Boden festgenagelt hatten, und zwar so, dass er nicht einmal mehr den kleinen Finger bewegen konnte. Dann hatten sie ihn sicherlich hochgezerrt, ihm Handschellen verpasst und abgeführt. So mancher blaue Fleck war dabei bestimmt nicht zu vermeiden gewesen. Fran hätte es nicht anders gemacht.
Senior legte die Stirn in Falten. »Und kein Milligramm Alkohol im Blut, keine anderen Drogen, nichts. Ein vollkommen nüchterner normaler Verrückter.«
Fran war das Lachen vergangen. Der Typ wollte tatsächlich von der Polizei ein Foto machen lassen, das er dann verkaufen konnte. Jetzt würde ihn die Geschichte teuer zu stehen kommen. Widerstand gegen die Staatsgewalt, Beleidigung eines Beamten – das kostete ihn zumindest eine Stange Geld, und wenn der Richter übel gelaunt war, konnte er sogar eine Haftstrafe auf Bewährung verhängen.
»Das ist ja alles richtig nett«, stellte Fran fest und kam auf ihre Frage zurück, die immer noch nicht beantwortet war: »Und was habe ich damit zu tun?«
Senior nickte. »Wie du gesehen hast, hat die Leiche in einem Boot gelegen. Die
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