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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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studierte alles, was mir bei meiner Karriere nützen könnte. Ich lernte Mulvanisch und Feridi und Shvenisch. Ich übte nicht nur mit den üblichen Waffen, sondern auch mit den Werkzeugen von Männern, die außerhalb des Gesetzes stehen: Sandbeutel, Knöchelring, Strangulierschnur, Giftring, und so weiter. Ich warb Merlor den Schauspieler an, der mir die Kunst der Maske, der Persönlichkeitswandlung und des Dialektsprechens beibrachte.
    Im letzten Jahr meiner Herrschaft scharte ich auch eine Gruppe der unangenehmsten Banditen der Zwölf Städte um mich: einen Beutelschneider, einen Schwindler, einen Fälscher, einen Banditen, einen Gründer von Kulten und Geheimgesellschaften, einen Schmuggler, einen Erpresser und zwei Einbrecher. Sie durften ein luxuriöses Leben führen, während sie mir alle ihre Tricks beibrachten. Jetzt vermag ich an einer Hauswand emporzuklettern, ein Fenster aufzubrechen, ein Schloss zu öffnen und eine Kassette zu knacken und – falls ich erwischt werde – den Hauseigentümer zu überzeugen, dass ich nur ein gottgesandter Geist bin.
    Als Ergebnis dieser Bemühungen bin ich, so könnte man sagen, auf einer Vielzahl von Wissensgebieten ein guter Zweiter. Zwar vermag ich nicht so zu kämpfen wie der Fechter Tartonis, mein Lehrmeister, auch kann ich nicht so gut reiten wie Korkuin, mein Reitlehrer – und so weiter. Aber mit Ausnahme meiner Lehrer bin ich den meisten anderen auf zahlreichen Gebieten überlegen.
    Durch meine Studien erfuhr ich auch von den Fortschrittskräften. Einer meiner Vorgänger hatte die Universität Magischer Künste schließen lassen und alle Zauberer aus Xylar verbannt, und seine Nachfolger hatten dieses Verbot aufrechterhalten …«
    »Das weiß ich doch«, knurrte Rhithos. »Weshalb wohne ich wohl hier in der Wildnis? Um dem Netz der Gesetze und Vorschriften zu entkommen, das die Städte dem Studenten des höheren Wissens überwerfen. Gewiss, in keiner der anderen Zwölf Städte sind die Gesetze so strikt wie in Xylar; aber es gibt überall Vorschriften und Lizenzen und Inspektoren, mit denen man sich plagen muss. In die neunundvierzig mulvanischen Höllen damit! Weiter!«
    »Also sind bei uns die einzigen Angehörigen dieses Berufs Hexen und kleine Zauberer, die im Geheimen praktizieren und sich notdürftig ernähren. Nachdem ich mehrere Leute dieser Art mit unbefriedigenden Ergebnissen ausprobiert hatte, trat ich mit Dr. Karadur in Verbindung, der als heiliger Mann nach Xylar reiste und sich somit unserem Gesetz entzog. Meine Flucht vom Hinrichtungsblock habe ich ihm zu verdanken.«
    »Karadur hat seine guten Seiten«, sagte Rhithos. »Wenn er nicht immer so törichte Einfälle und unpraktische Ideale hätte …«
    In diesem Augenblick ertönte ein Kratzen an der Tür, und Vanora ließ ein seltsames Tier herein, eine Art Eichhörnchen, das die Größe eines Hundes hatte. Langes, schimmerndes Fell bedeckte das Wesen, das Rhithos mit leisen Lauten begrüßte und in der Küche verschwand.
    »Mein Ixus«, erklärte Rhithos. »Diese Wesen kommen aus Yelizova!«
    »Wo liegt denn das?« erkundigte sich Jorian.
    »Tief im Süden, noch hinter den Äquatordschungeln südlich von Mulvan. Erst kürzlich sind mutige Seeleute aus Zolon dorthin gereist und haben von dem Land berichtet. Ich kann Euch sagen, Ixus ist mich ziemlich teuer gekommen.« Der Schmied sprach mit kühler, beherrschter Stimme ohne Veränderung des Gesichtsausdrucks.
    »Ihr sagtet eben über Karadur …?« brachte Jorian das Gespräch wieder ins alte Gleis.
    »Er steckt voller Ideale, die zwar an die Emotionen appellieren, in der realen Welt aber äußerst unpraktisch sind. Das gleiche gilt für seine ganze Gruppe.«
    »Ich habe schon gehört, dass es da Meinungsverschiedenheiten gibt. Könntet Ihr mir Euren Standpunkt darlegen?«
    »Seine Gruppe, die sich altruistisch nennt …«
    »Oder auch Weiße Gruppe, wie ich gehört habe.«
    »Die Bezeichnungen Weiß und Schwarz haben sie verteilt; wir erkennen das nicht an. Die selbsternannten Altruisten würden am liebsten die Geheimnisse der magischen Künste dem gemeinen Volk offenbaren. So soll angeblich die gesamte Menschheit von diesem Wissen profitieren. Wären alle Menschen so gewissenhaft wie wir Mitglieder der Fortschrittskräfte, die viele Jahre studieren und einige der schönsten Freuden des Lebens aufgeben müssen, um unsere Künste zu beherrschen – wären alle anderen Menschen so strikt ausgebildet und streng geprüft, ehe sie in die große Gemeinde

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