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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Schweinehund wolltest du vertrauen!« sagte Jorian wütend. »Goania hat uns noch gewarnt!«
    Tränen rannen über Karadurs runzlige Wangen. »Wie wahr. Es ist alles mein Fehler. Ich bin ein nutzloser alter Mann.«
    »Und wie sollen wir jetzt hier herauskommen? Wenn wir verschwinden, gibt es einen Aufruhr, und die Wachen werfen uns ins vindinische Gefängnis, wo mich die Xylarier aufspüren und bestimmt meine Auslieferung verlangen.«
    »Geh schon, mein Sohn. Ich schlage mich irgendwie durch.«
    »Red keinen Unsinn. Ich kann nicht allein gegen das mulvanische Reich vorgehen, also müssen wir uns schon beide durchkämpfen. Oh-oh, da kommt Cheuro.«
    Der Wirt stemmte die Fäuste auf den Tisch. »Hat den Herren das Mahl geschmeckt?«
    »Gewiss, lieber Wirt«, erwiderte Jorian mit freundlichem Grinsen. »Es ist nur schade, dass unsere Begleitung so früh gehen musste. Was sind wir Euch schuldig?«
    »Zwei Mark und sechs. Darf ich Euch eine Runde auf Kosten des Hauses spendieren?«
    »Aber gern! Habt ihr einen Likör, wie er in Paalua gebraut wird, Olikau genannt?«
    »Ich habe davon gehört, aber ich weiß nicht, ob wir eine Flasche haben.«
    »Dann seid doch so nett und vergewissert Euch, während wir uns auseinanderrechnen.«
    Als Cheuro zur Bar zurückgekehrt war, flüsterte Jorian: »Was für einen Zauber hast du jetzt für uns? Ich habe ein wenig Zeit herausgeschunden. Wie wär’s mit Unsichtbarkeit?«
    »Das erfordert umständliche Vorbereitungen. Aber ich habe eine andere Idee.«
    Mit schnellen Bewegungen öffnete der Zauberer einen Beutel, der in viele Fächer unterteilt war. Aus mehreren Fächern nahm er Prisen von Pulver und tat sie in seinen leeren Weinkelch. Er rührte das Pulver mit den Fingern um und stellte den Kelch zwischen seine Füße auf den Boden.
    »Gleich muss du ›Feuer‹ brüllen«, sagte er.
    »Beeil dich!« sagte Jorian. »Cheuro kommt zurück – ohne den Likör.«
    Karadur murmelte seinen Zauberspruch und zeichnete mit den Fingern komplizierte Figuren. Als Cheuro nur noch wenige Meter entfernt war, begann es im Weinkelch zu zischen. Eine gewaltige schwarze Rauchwolke wallte auf, breitete sich unter dem Tisch aus, dehnte sich in alle Richtungen und verbarg bald den Tisch und die beiden Reisenden.
    »Feuer!« brüllte Jorian.
    Bänke wurden umgestoßen, hastige Schritte entfernten sich; die anderen Gäste drängten zum Ausgang. Jorian und Karadur nahmen ihre Masken und Umhänge und schlossen sich der Menge an. Der ganze Raum war nun voller Rauch, und geduldig warteten sie, bis sich das Gedränge an der Tür auflöste. Draußen tauchten sie blitzschnell in der Menge unter, die auf die Parade wartete.
    »Gehen wir zu Porrex«, sagte Jorian leise. »Wenn ich den Burschen erwische, musst du gegen seinen Zauber sprechen, während ich ihn durchschüttele.«
     
    Porrex’ Tür stand offen, und es war dunkel und still in seinem Zimmer. Jorian zog Feuerstein und Stahl und zündete eine kleine Fackel an. Das Zimmer war völlig ausgeräumt – Bett, Stuhl und Tisch waren fort, auch die Truhen waren verschwunden.
    »Saubere Sache«, bemerkte Jorian.
    »Nicht ganz«, sagte Karadur und bückte sich ächzend, um die kleine Glaslaterne aufzunehmen. »Ach, die Kerze ist leider ganz niedergebrannt. Mit einer richtigen Kerze könnte ich etwas anfangen.«
    »Werfen wir einen Blick in den Schrank«, schlug Jorian vor und ging durch das Zimmer. »Hier, zwei brauchbare Kerzenstümpfe. Was hast du vor, mein lieber Doktor?«
    »Es gibt da einen Zauber, wenn er mir nur einfällt, der das Licht einer Kerze dazu bringt, alle Verkleidungen zu durchdringen. Ich muss nachdenken, mein Sohn.«
    Es wollte Jorian scheinen, als brauche Karadur eine Ewigkeit, um sich an den Zauber zu erinnern und ihn durchzuführen – mit einem Drudenfuß und allerlei Gesängen und Hin und Her-Gelaufe und Pülverchen, die in einer alten Untertasse abbrannten. Die Kerzenflamme in der Laterne flackerte, obwohl sich kein Lüftchen im Zimmer rührte. Gesichter schienen sich im Rauch zu bilden und wieder aufzulösen. Als der Zauber komplett war, musste sich Karadur eine Weile ausruhen.
    »Jetzt«, sagte Karadur schließlich und nahm die Laterne hoch, »wollen wir mal sehen, was wir sehen.«
     
    An der Straße der Republik drängten sich die Vindiner und warteten auf den Beginn der Parade. Mit ihren Dämonenmasken wanderten Jorian und Karadur langsam am Rande der Menge entlang. Wohin das Licht der Kerze traf, lösten sich Kostüme und Masken und

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