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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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rote Sonne noch hoch über den Feldern Vindiums stand, und wurden am Westtor befragt, ehe sie in die Stadt reiten durften, Jorian auf dem alten Schwarzen, den er in Othomae erworben hatte, Karadur auf einem Esel, ein zweites Tier an der Leine führend. Die Hauptstraße, Straße der Republik genannt, neigte sich sanft vom Westtor zum Meer hinab. Sie passierten den Senat, den Magistrat und andere Behörden, deren kühl-klassischer novarischer Stil von einem Hauch verspielter mulvanischer Ornamentik überlagert wurde.
    Porrex’ Haus, so sagte Karadur, liege nahe dem Wasser. Sie suchten sich also ihren Weg zwischen Göttern, Dämonen, Gespenstern, Ghuls, Skeletten, Hexen, Elfen, Trollen, Werwölfen, Vampiren und allerlei übernatürlichen Wesen aus den mulvanischen Legenden. Der mulvanische Einfluss zeigte sich in Vindium nicht nur in der Architektur und in den Kostümen, sondern auch in der dunklen Hautfarbe der Leute.
    Karadur und Jorian nahmen ein Zimmer nahe dem Hafen, stellten ihre Tiere unter und suchten das Quartier des Zauberers Porrex auf, ein Zimmer über einem Vorhangschneider.
    »Kommt herein, meine Herren, tretet ein!« rief Porrex von der obersten Treppenstufe. Er war ein kleiner, runder, kahlköpfiger Mann mit blauen Augen, die fast in Fettpolstern verschwanden. »Lieber alter Karadur! Wie gut es ist, Euch wieder zu sehen! Und Euer Begleiter – sagt’s mir nicht, lasst mich raten! – ist Jorian, Sohn des Evor, der ehemalige König von Xylar! Tretet ein und setzt Euch! Ich will Euch einen Schluck Bier holen, mehr habe ich leider nicht im Hause.«
    Das Zimmer war klein und bescheiden eingerichtet – ein ungemachtes Bett, ein wackliger Stuhl, ein Tisch und ein kleines Regal mit allerlei Fächern und Zauberbüchern. Einige Truhen an den Wänden und ein fleckiges Bild des Gottes Psaan vervollständigten die Einrichtung. Eine einsame Kerze in einer kleinen Laterne spendete schwaches Licht.
    »Mein Name, Herr«, sagte Jorian, »ist Nikko aus Kortoli. Wer sagte Euch etwas anderes?«
    »Mein lieber Herr, was wäre meine Zauberkunst wert, wenn ich nicht einmal so simple Tatsachen feststellen könnte? Aber wenn Ihr lieber Nikko genannt werdet, so sollt Ihr Nikko sein.« Porrex blinzelte. »Es tut mir leid, dass ich Euch nicht in einem Palast begrüßen kann, aber die Geschäfte sind in letzter Zeit schlecht gegangen. Dies ist sicher nur vorübergehend; schon im nächsten Monat bekomme ich neue Kunden. Bis dahin lebe ich, wie es eben geht. Aber berichtet mir von Euch. Wie ich annehme, ist Herr Nikko bestrebt, eine möglichst große Entfernung zwischen sich und Xylar zu legen?«
    »Nicht ganz«, sagte Karadur, der auf dem Bett Platz genommen hatte. »Kennt Ihr das Projekt, das wir Altruisten seit mehreren Jahren verfolgen?«
    »Ihr meint die Truhe des Avlen? Ah, jetzt wird mir einiges klar! Ihr seid auf dem Weg nach Trimandilam und hofft dort mit Hilfe dieses kräftigen jungen Mannes die geziemende Übernahme der Truhe zu bewirken. Da wünsche ich Euren Armen Kraft und Euren Füßen Lautlosigkeit! Zum Essen habt Ihr noch nichts vor?«
    »Nein!« sagte Karadur. »Wir hofften, Ihr würdet uns die Ehre erweisen …«
    »In der Tat, gern! Ich wünschte, ich könnte Euch stilgerecht bewirten, aber im Augenblick enthält mein Beutel genau einen Heller! Gehen wir zu Cheuro; dort muss man das Essen nicht im voraus bestellen. Was gedenkt Ihr wegen des mulvanischen Geldes zu tun?«
    »Was meint Ihr?« fragte Karadur.
    »Oh, wisst Ihr das noch nicht? Seitdem Ihr das letzte Mal in Mulvan wart, hat der Große König neue Geldgesetze erlassen. Seine Untergebenen dürfen nur noch mulvanische Münzen akzeptieren. Alle Ausländer müssen beim Betreten des Landes ihr ausländisches Geld und ihr Edelmetall abgeben und erhalten dafür Geld des Reiches – zu einem schlechten Wechselkurs selbstverständlich. Der Reisende verliert die Hälfte des Werts seiner Devisen. Wenn er nicht alles abgibt und später erwischt wird, kann er auf verschiedene unangenehme Methoden aus dem Leben befördert werden.«
    »Das ist unangenehm«, sagte Karadur. »Wir hatten angenommen, wir wären gut versorgt, aber wenn uns der König aller Könige die Hälfte unserer Mittel nimmt …«
    Porrex schüttelte den Kopf und blinzelte ihm zu. »Da kann ich Euch vielleicht helfen. Es gibt natürlich immer noch genügend Männer, für die eine Unze Gold eine Unze Gold ist, ob sie nun den Kopf Shajus aus Mulvan oder Jorians aus Xylar trägt. Solche Personen

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