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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Städte ist so klein, dass ein Bürger die Bedeutungen dessen sieht, was er ausrichtet. Unsere Bevölkerung nimmt lebhaften Anteil am kreativen Schaffen ihrer jeweiligen Regierungen. In Mulvan ist der Staat so groß und so straff organisiert, dass sich das Individuum verloren und machtlos vorkommt. Wir haben alle möglichen Regierungsformen – Königreiche, Herzogtümer, Republiken, Theokratien und so weiter – und wenn jemand eine neue und bessere Regierungsform erfindet, sind alle gespannt, wie sie funktioniert und ob man sie übernehmen sollte.«
    »Aber wenn es doch einen Oberherrn gäbe, der eure Energien in konstruktive Kanäle leitet …«
    »Dann erginge es uns bald wie Mulvan – dann hätten wir einen Oberherrn, der alle unsere Energien darauf richtet, selbst noch reicher und mächtiger zu werden …«
    »Aber zumindest haben wir Frieden im Inneren, was keine geringe Sache ist.«
    »Und was hat Mulvan mit seinem inneren Frieden angefangen? Soweit ich höre, sind eure Sitten und Ansichten seit tausend Jahren unverändert. Warum hat wohl der Vater eures heutigen Königs eine Schlappe gegen unsere Armeen erlitten? Weil sich die Mulvanier noch immer auf Waffen und Taktiken aus den Tagen Gish des Großen verlassen. Vergleiche das starre, unveränderliche Mulvan mit den Zwölf Städten, bedenke, was wir im letzten Jahrhundert in den Künsten und Wissenschaften erreicht haben, in der Literatur und beim Drama, in der Rechtswissenschaft und bei den Regierungsformen – dann weißt du, was ich meine.«
    »Das ist ja alles ganz gut, wenn man solche materiellen Dinge für wichtig hält«, murmelte Karadur. »Es ist wohl auch eine Sache des Alters. Als ich noch jung wart lagen mir Unruhe und Veränderung ebenfalls am Herzen; aber jetzt ist mir mehr nach Sicherheit und Stabilität. Und …«
    Jorian hob warnend den Arm und lauschte. Schritte klangen auf, murmelnde Stimmen. Jorian zog den alten Zauberer hinter einen Ballen.
    Zwei Menschen betraten das Lagerhaus, offenbar ein Mann und eine Frau.
    »… da wären wir, hübsches Fräulein«, sagte der Mann. »Dein Diener sucht dir ein bequemes Bett zwischen all den Frachten, denn es ist im Stehen nicht so schön. Ah, da wären wir, ein Haufen Säcke, gerade das Richtige für uns beide zum … ouugh! «
    Die eher unartikulierte Äußerung wurde durch Jorians Dolchgriff ausgelöst, der dem Mann gegen den Schädel knallte. Das Opfer stürzte zu Boden. Die Frau zog gerade ihr Kleid über den Kopf und sah nicht, was geschah. Sie zog sich völlig aus und starrte dann verständnislos auf ihren Freund nieder. Als sie Jorian entdeckte, stieß sie einen spitzen Schrei aus, eilte, das Kleid an sich gepresst, aus dem Schuppen und verschwand im Nebel. Jorian drehte den Bewusstlosen herum und nahm ihm die Maske ab.
    »Wie ich schon dachte«, sagte er. »Der liebe Laziendo, mögen ihn die Hunde zerfleischen. Ich habe seine Stimme erkannt. Hoffen wir, dass uns das Mädchen nicht die Garde auf den Hals hetzt.«
    »Ist … ist er tot?« fragte Karadur mit zitternder Stimme.
    »Nein; sein Schädel ist nur geprellt, nicht gebrochen, und sein Herz schlägt fest.« Jorian blickte auf. »Ich habe eine Idee, die uns vielleicht rettet. Kannst du ein Pferd und zwei Esel verkaufen?«
    »Ich hab’s noch nie versucht, aber es müsste gehen.«
    »Dann geh in unser Zimmer, hol unsere Sachen und begib dich in den Stall. Sag dem Wächter, du wolltest die Tiere verkaufen. Das Pferd ist mindestens zwei mulvanische Kronen wert, und die Esel ein Viertel oder ein Drittel dieses Betrages pro Stück. Da es ein schneller Verkauf ist, wirst du dich mit weniger zufrieden geben müssen, aber nimm nicht gleich das erste Angebot.«
    »Und du, mein Sohn?«
    »Ich werde diesen Burschen fesseln und knebeln, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen, bis wir abgesegelt sind. Wenn man auf der Talaris munter wird, gehe ich an Bord, um zu sehen, was mein loses Mundwerk ausrichtet.«
     
    Zwei Stunden später vertrieb die aufsteigende Sonne die letzten Nebelschwaden, und es begann sich am Wasser zu rühren. Jorians Armbrust und Gepäck über der Schulter, schlurfte Karadur aufs Deck der Talaris . Das Schiff – ein nicht sehr großer Einmaster – wurde noch beladen, und auf Deck drängten sich Matrosen, Arbeiter und ein Dutzend hübscher junger Sklavinnen, die wild durcheinander schnatterten. Jorian stand an der Reling und stützte die Ellbogen auf, als hätte er keine Sorgen. Als Karadur über die Gangway an Bord kam, half ihm

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