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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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uns hier eingeschlossen? Was haben die Männer mit uns vor?«
    »Sagt mir, was geschehen ist«, erwiderte er. Die Mädchen riefen durcheinander, aber Jorian begriff doch, dass man die Sklavinnen direkt in die Zelle geführt hatte, wo sie etwas zu essen erhielten und allein gelassen wurden.
    »Ich weiß nicht, was die Männer planen«, sagte Jorian. »Aber ich will’s feststellen. Wenn es sich um etwas Böses handelt, soll das Vorhaben vereitelt werden. Seid inzwischen schön brav!«
    Jorian kehrte auf kürzestem Wege in den Turm zurück, der das Uhrwerk enthielt. Die verschlossene Tür war für seinen Dietrich kein Hindernis, und den Göttern dankend, dass er die Anlagen seines Vaters kannte, entfernte er einen der Schlüssel, die das Heben der Zugbrücke steuerten, und steckte ihn in ein anderes Loch. Dann kehrte er in die Kammer zurück, in der Karadur noch immer schlief.
    »Wach auf!« sagte er. »Ich glaube, du hattest recht mit deiner astralen Vorahnung.«
    Karadur gähnte und rieb sich die Augen.
    »Wenn ich mich nicht sehr irre, wollen die Henker heute Abend nach dem Essen einen Wettbewerb durchführen.«
    »Du meinst, dass sie ihre Äxte schwingen und so, um zu zeigen, dass sie noch in Form sind?«
    »Mehr als das. Ich glaube, sie wollen ihre Geschicklichkeit an den zwölf Sklavenmädchen ausprobieren, die wir mitgebracht haben.«
    »Du meinst, sie wollen sie … Kradha stehe uns bei! Ich bleibe keinen Augenblick länger!«
    Karadur begann hastig seinen Turban zu binden, war jedoch so aufgeregt, dass ihm das Tuch immer wieder in zahlreichen Windungen um den Hals rutschte.
    »Wohin willst du so schnell?« fragte Jorian. »Wenn ich die Mädchen retten will, brauche ich deine Hilfe.«
    »Sie retten? Bist du wahnsinnig, mein Sohn? Wie willst du das schaffen?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Aber … aber … du kannst doch nicht einfach dein Leben fortwerfen!« Karadur packte Jorians große Hand, und Tränen rannen ihm über die runzligen braunen Wangen. »Das hilft deinen Mädchen nicht und macht deine Chancen zunichte, dich in den Besitz der Truhe des Avlen zu setzen.«
    »Wenn ich sterben muss, ist mir egal, was aus der Truhe wird. Gelingt meine Tat, stehe ich dir weiter zur Verfügung.«
    »Aber du hast keine wirkliche moralische Verpflichtung! Warum willst du dich für die Mädchen so einsetzen?«
    »Sagen wir mal, es macht mich wütend, dass die harmlosen kleinen Dinger so sinnlos sterben sollen. Solche Dinge habe ich schon als König nicht zugelassen, und dabei soll’s auch bleiben.«
    »Aber die Frauen gehören rechtmäßig den Brüdern, und sie zu entführen wäre eine Sünde.«
    »Dann bin ich ein Sünder und ein Gesetzesbrecher. Beruhige dich und lass uns einen Plan schmieden!«
    »Das kann ich nicht!« rief Karadur und stürzte zur Tür. Aber Jorian war schneller und stellte sich mit dem Rücken dagegen.
    »Feigling!« sagte er. »Bei all deinem Gerede von Altruismus und Selbstopfern kneifst du bei der ersten Gelegenheit, deine Worte zu praktizieren, den Schwanz ein!«
    »Nein, nein, mein Sohn!« jammerte Karadur. »Ich bin kein Krieger, sondern nur ein friedlicher Philosoph und ein Student der okkulten Künste – aus dem Kampfesalter bin ich längst heraus!«
    »Unsinn! Ich bin auch kein Krieger, sondern ein redlicher Handwerker, der sich als Streiter ausgibt. All diese Abenteuer jagen mir eine Todesangst ein. Wenn ich damit fertig werde, schaffst du das auch!«
    Aber Karadur jammerte nur: »Nein! Nein! Lass mich los!«
    Jorian überlegte, dass ihm Karadur in seiner Panik wenig nützen könnte, und sagte: »Ich schließe einen Kompromiss mit dir. Zeig mir, welche Zaubermittel du bei dir hast, und was sie bewirken.«
    »Naja«, sagte Karadur, setzte sich auf sein Bett und wühlte in seiner Robe herum. »Dieses Fläschchen enthält die Essenz der Nachgiebigkeit; einen Tropfen in die Suppe des Mannes, dem du etwas verkaufen möchtest, und schon ist der Kampf halb gewonnen. Und hier ein Ring, in dem der Dämon Gorax gefangen ist. Wenn du durch böse Geister bedroht wirst, musst du den richtigen Spruch aufsagen, und Gorax macht die schlimmen Wesen fertig. Ein zweiter Spruch zwingt ihn wieder in den Ring. Die Formeln sind jedoch lang und kompliziert, und Gorax ist ein bisschen dumm, also musst du genaue Anordnungen treffen. Und hier …«
    Schließlich zeigte Karadur ein Pulverpäckchen vor. »Und das hier ist das Pulver der Zwietracht, das mir Goania in Othomae gegeben hat. Aber das brauchen wir in

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