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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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friere ich noch zu Tode.«
    »Ihr Mulvanier seid kälteempfindlich wie tropische Blüten«, sagte Jorian und folgte Mehru die Wendeltreppe hinab. »Beim geringsten Windhauch zittert ihr.«
    »Dann messt Euch mit mir in den dunklen Dschungeln des südlichen Mulvan, wo die Hitze so groß ist, dass sich während des Tages nur die Insekten regen. Na, wo ist der verflixte Schlüssel? Ah hier! Dieser Raum enthält die Maschine, die unsere Zugbrücke bewegt.«
    Sie blickten in einen Raum mit einer großen Wasseruhr. Aus einer Kanüle tropfte Wasser in einen Ring aus Eimern, die um ein Rad angebracht waren. Jorian erkannte sofort, wie der Mechanismus funktionierte. Wenn sich der Eimer füllte, drehte das Gewicht des Eimers das Rad um einige Grad bis zu einem Zapfen, der es wieder anhielt. Dann füllte sich der nächste Eimer – und so weiter.
    »Das verbrauchte Wasser läuft in ein Fass, das an der Zugbrückenvorrichtung angebracht ist«, erklärte Mehru. »Bei Sonnenaufgang senkt das Gewicht des Fasses die Zugbrücke – was bei den Gegengewichten wenig Mühe erfordert. Wenn das Fass unten ist, leert es sich, und das Wasser fließt in eine andere Tonne, die die Zugbrücke wieder hebt. Ein Uhrmacher namens Evor aus Ardamai hat das vor einigen Jahren gebaut, wie es heißt …«
    »Ach«, entfuhr es Jorian. »Der war mein … ich meine, er war ein Freund meines Vaters! Aber sprecht weiter.«
    Mehru warf Jorian einen fragenden Blick zu. »Das ist alles. Der Mechanismus macht alles – wir brauchen keine Hand zu rühren, außer das Wasser in den Tank über uns zu pumpen. Das geschieht mittels eines Tretrades im Keller.«
    »Kann die Brücke im Notfall von der Wasseruhr getrennt werden?«
    »Aye. Die Winde im Wachhaus kann dazu benutzt werden. Aber das geschieht selten, denn wir haben kaum Besucher in Rennum Kezymar.«
    Sie gingen eine Treppe hinab, und Mehru öffnete eine Tür. »Hier befinden sich unsere schönsten Erinnerungsstücke. Seht!«
    »Ihr Götter!« sagte Jorian.
    Bei den Erinnerungsstücken handelte es sich um eine Sammlung von Instrumenten, mit denen Scharfrichter ihren Beruf ausübten. Da gab es Äxte und Blöcke, Schwerter, Schlingen, Drosselschnüre und Spezialmesser. Jorian sah zwei komplette Streckbänke und einen Kessel zum Erhitzen von Öl, Handfesseln und Zangen und Spieße und Brandeisen, dazu Spezialinstrumente, deren Zweck nicht sofort erkennbar wurde.
    In einer Ecke saß ein älterer Bruder und schärfte liebevoll eine Axt.
    »Wie geht’s Bruder Dahong?« fragte Mehru. »Glaubst du, deine Klinge hat die Schärfe, wie sie der Wettbewerb heute Abend verlangt?«
    Der Alte lächelte verträumt und bewegte weiter den Wetzstein hin und her, sirr, sirr.
    »Was für ein Wettbewerb?« fragte Jorian unbehaglich.
    »Ihr werdet sehen«, grinste Mehru. »Hier ist der Block, auf dem General Vijjayans enthauptet wurde, nachdem er sich gegen König Sirvasha auflehnte. Und hier zwei passende Augenausreißer, die Bruder Parhbai gehören. Dieser Eisenschuh ist sehr wirkungsvoll, wenn er samt Fuß ins Feuer gestellt wird. Und dies ist eine raffinierte Vorrichtung, mit der man das Bein eines Verdächtigen zerdrücken kann. Und hier seht Ihr Bruder Ghos’ Rad mit dem Hammer, mit dem Gefangene besonders eindringlich überzeugt werden. Schließlich hier eine schöne Daumenschraube – seht die goldenen und silbernen Verzierungen … Bruder Dahong ist vom Los begünstigt worden, ebenso wie ich. Wir haben eine Chance – aber ich darf nicht Euer Vergnügen mindern, indem ich Euch jetzt schon alles erzähle.«
    »Ich habe genug gesehen, habt Dank«, sagte Jorian. »Ich möchte jetzt auch gern ruhen.«
    »Aber sicher«, sagte Mehru. »Kehren wir in den Hauptsaal zurück, wo eine Kammer für Euch bereitsteht.«
     
    Jorian konnte jedoch nicht schlafen. Nach einer Weile erhob er sich von seiner Pritsche und wanderte noch einmal allein los. Bis auf Geräusche aus der Küche und das Schnarchen hinter verschiedenen Türen war es still in der Burg.
    Unter der Haupttreppe im großen Saal führte eine Stiege nach unten. Im Untergeschoß stieß Jorian auf einen langen Korridor, von einer einzelnen Kerze an der Wand erhellt, von dem links und rechts Räume abgingen. Nach den schweren Riegeln zu schließen, handelte es sich zum Teil um Lagerräume für Wertgegenstände. Einige hatten Gittertüren, und aus einer der Zellen schallten Jorian vertraute Stimmen entgegen.
    »O Maltho! Herr Maltho!« riefen die Sklavenmädchen. »Warum hat man

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