Der Schmetterlingsthron
ihr Vorschlag doch außerhalb der Macht des Reiches Mulvans, und sei es noch so weltumspannend. Mit den Piraten des Inneren Meeres und den Überfällen der Wüstenreiter aus Fedirun und den Attacken der Eingeborenen in den Äquatordschungeln von Beraoti haben wir alle Hände voll zu tun, die Ordnung in unserem Reich aufrechtzuerhalten. Man fürchtet, ihre Majestät erbittet Unmögliches.«
Jorian und Mnevis gaben sich angemessen niedergeschlagen. Ishvarnam sagte: »Der Große König will jedoch dafür sorgen, dass ihre Majestät nicht mit leeren Händen geht. Er wird sie darüber hinaus mit einer Eskorte nach Janareth bringen lassen, die ihrem Rang entspricht. Von dort mag sie an Orte reisen, wo die Situation für sie günstiger ist. Zum Beispiel ist zu hören, dass es in den Zwölf Städten viele wilde Burschen gibt, denen ein solches Abenteuer nur recht wäre.«
»Wie sollen die Damen Vindium erreichen, nachdem die Seefahrt auf dem Inneren Meer für den Winter eingestellt ist?« fragte Jorian.
»Die Eskorte wird ihre Majestät und ihre Begleitung auf dem Landweg nach Vindium geleiten.«
»Man hat gehört – sicherlich von schlecht unterrichteter Seite –, dass diese Route gefährlich sei.«
»Die Eskorte wird groß genug sein, um allen Eventualitäten zu begegnen.«
»Nach meiner geringen Auffassung wäre es ratsam, die Damen so schnell wie möglich auf den Weg zu schicken, damit sie durch die Lograms kommen, ehe der Winter mit aller Macht einsetzt.«
»Wir können sie schon morgen abreisen lassen, wenn das der Wunsch ihrer charmanten Majestät ist«, versicherte Ishvarnam.
»Das wäre bestens. Man möchte jedoch gestatten, Seiner Majestät Großzügigkeit noch um ein weiteres in Anspruch zu nehmen – nämlich möchte man noch ein paar Tage nach der Abreise ihrer Majestät in Trimandilam verweilen. Man würde gern mehr von der weltberühmten Stadt Seiner Majestät sehen und an dem Ball teilnehmen, zu dem man liebenswürdigerweise geladen wurde. Da Damen von vornehmer Abkunft und zarter Konstitution nicht schnell reisen können, würde man sie leicht einholen.«
Wieder wurde geflüstert, dann sagte Ishvarnam: »Seine Majestät gewährt gnädig die Bitte des ehrenwerten Lord Jorian in der Hoffnung, dass Ihr hier die Sitten und Gebräuche eines wahrlich zivilisierten Reiches beobachtet und diese Dinge als die Euren auch bei den zurückgebliebenen Völkern verbreitet die außerhalb unserer Gebiete leben. Ihr habt Seiner Majestät gnädige Erlaubnis, Euch zurückzuziehen.«
Die Mädchen reisten zwei Tage später auf Pferdewagen ab, bewacht von Oberst Yaushka, der sie schon am Schiff in Empfang genommen hatte, und einer Truppe schimmernder Soldaten.
Beim Abschied wandte sich Jorian an Mnevis und ermahnte sie noch einmal zur Vorsicht: »Nicht dass ich König Shaju oder Oberst Yaushka misstraue – nur müsst ihr eure Scharade in Vindium lange genug aufrechterhalten, dass der Oberst auf der Rückreise nichts davon erfährt. Ihr müsst Bedienstete einstellen, aber lass dir Referenzen geben. Für den Fall, dass euer früherer Eigentümer Ansprüche erhebt, habe ich hier für euch Befreiungspapiere vorbereitet. Es mag Fragen geben, ob ich euer rechtmäßiger Eigentümer war, aber um das Gegenteil zu beweisen, müsste schon jemand nach Rennum Kezymar reisen und sich dort erkundigen.
Hier ist das Geschenk von König Shaju an Eure charmante Majestät und noch ein Extrabetrag aus meiner Tasche. Teil das in zwölf gleiche Teile und gib jedem Mädchen auch ihr Dokument. Aber zeigt euren neuen Reichtum nicht herum, damit ihr keine Bösewichter anlockt!«
»Bei dir wären wir viel sicherer«, sagte Mnevis.
»Na, na, nicht weinen, Mädchen.«
»A-ber gestern Nacht …«
»Letzte Nacht lassen wir mal beiseite. Spaß ist Spaß, aber ich habe gefährliche Geschäfte. Los geht’s!«
Als das weinende Mädchen gegangen war, sagte Karadur: »Gestern Nacht, mein Sohn? Ich dachte, du wandelst auf dem Pfad der Tugend.«
Jorian seufzte und zuckte die Achseln. »Ich hab’s so lange wie möglich ausgehalten, aber was kann ein gesunder Mann meines Alters tun, wenn ein hübsches Wesen zu ihm ins Bett krabbelt?«
Jorian und Karadur verbrachten die nächsten Tage damit, Erkundigungen einzuziehen. Sie erfuhren, dass die Schlangenprinzessin, Yargali genannt, in einer Wohnung direkt über dem Ballsaal der Grünen Schlange wohnte. Hier lebte sie jahrein, jahraus und ließ sich nur bei besonderen Gelegenheiten sehen – wie
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