Der Schmetterlingsthron
dürfen, sind so frech geworden, dass sie schon Kinder auf den Dorfstraßen reißen. Wir müssen die Steuern auf Luxusimporte aus Mulvan erhöhen und brauchen einen neuen Damm im Phodonfluß. Ich habe getan, was ich konnte, aber bei manchen Dingen musste ich natürlich warten, bis Eure Majestät von Eurem … äh … Streben nach geistiger Vollkommenheit zurück waren.‹
Ajimbalin wurde also begraben, und man tat, als hätte es ihn nie gegeben. Filoman nahm sein früheres Leben wieder auf, und Kortoli erholte sich.«
»Hat Euer König auch seine Frau zurückbekommen?«
»Nein, sie blieb bei ihrem Piratenkönig.«
»Und hat Filoman etwas aus seinen Plagen gelernt?«
»Nein, das konnte ihm niemand geben. Zum Glück für Kortoli fiel er einige Jahre später bei der Jagd vom Pferd und brach sich den Hals. Fusinian – der ein ganz anderer Typ war – folgte ihm auf den Thron.«
Yargali sagte: »Ihr erzählt faszinierend, Herr Jorian. Kennt Ihr noch mehr solcher Geschichten?«
»Noch viele. Aber« – Jorian blickte durch die Tür ins Innere des Ballsaals – »ich fürchte, es wäre unhöflich gegenüber unserem königlichen Gastgeber, wenn ich Euch für den Rest des Balls hier draußen festhielte. Vielleicht darf ich Euch später aufsuchen …«
Yargali deutete zu den Fenstern des Obergeschosses empor. »Dort lebe ich – aber ich fürchte, ich kann Euch dort nicht empfangen. Alle Türen und Fenster werden nach dem Ball verschlossen, und bewaffnete Wächter stehen an den Türen.«
»Wenn ich fliegen könnte und nach dem Ball vor Eurem Fenster erschiene, würde ich dann eingelassen?«
»Mit solchen Geschichten gewiss. Aber ich sehe eigentlich keine Möglichkeit … es sei denn, Ihr hättet wirklich Flügel.«
»Überlasst das nur mir, Hoheit. Aber jetzt sollten wir lieber …«
»Einen Augenblick, Herr Jorian«, sagte da eine Stimme, und eine Hand packte Jorians Arm. Es war Lord Chavero.
Jorian machte sich frei. »Ich glaube, ich werde Lord Jorian genannt von allen, die mir mit Höflichkeit begegnen.«
»Das möchte ich ja gerade mit Euch besprechen. Habt die Freundlichkeit, ein paar Schritte mit mir in den Garten zu kommen.«
»Also?« fragte Jorian, als sie sich unterhalb der Terrasse gegenüberstanden.
» Herr Jorian«, begann Chavero. »Dieser Ball hat für die Mitglieder echten Adels stattfinden sollen – nicht für selbsternannte ›Adlige‹ aus barbarischen Reichen, die für uns Abkömmlinge hoher Geburt nur Dreck sind. Wir haben uns mit Euch abgegeben, solange das während des Besuchs von Königin Mnevis erforderlich war. Aber jetzt ist Eure Gegenwart beleidigend für alle von höherem Geblüt, und Ihr werdet hiermit aufgefordert, den Ball zu verlassen!«
»Eine ziemlich kühne Rede«, sagte Jorian. »Aber da ich von Seiner Majestät persönlich eingeladen wurde, habe ich nicht die Absicht, Eurem Wunsch nachzukommen.«
Wutschnaubend griff Chavero hinter einen Busch und zog einen Säbel heraus. Auf den Zehenspitzen und mit erhobener Waffe ging er auf Jorian los.
Dieser hatte weder Waffe noch Umhang und zog sich hinter einen Brunnen zurück. Die beiden Streithähne jagten nun um die Fontäne, und obwohl der kleine Lord schneller war, vermochte Jorian den Brunnen zwischen sich und der gefährlichen Waffe zu halten.
Dann hörte er einen leisen Ruf von der Terrasse: »Lord Jorian! Hier!«
Yargali lehnte über das Geländer und hielt ihm sein Schwert entgegen. Er verließ den Brunnen und fing Randir am Griff auf.
Dann fuhr er herum und erwiderte den Angriff Chaveros. Die Klingen klirrten aufeinander; Funken sprühten. Jorian parierte mühelos die blitzschnellen Attacken des Mulvaniers, dem bald der Atem ausging, so dass er langsamer wurde. Er fintete einen Rückhandschlag, hieb diagonal nach links unten, durchtrennte mit der Klingenspitze die Borte, die Chaveros Saffranhosen hielt, und sprang zurück.
Chavero setzte nach – und das Erhoffte passierte. Ihrer Stütze beraubt, sanken Chaveros Hosen herab, und der Mulvanier stürzte vor Jorian zu Boden.
Jorian setzte den Fuß auf Chaveros Schwert. »Und jetzt, lieber Lord, werde ich mir erlauben, zur Erinnerung an diesen gelungenen Abend meinen Namen in Euren hübschen nackten Hintern zu ritzen …«
»Schwein!« brüllte Chavero, ließ sein Schwert los und rappelte sich auf. Er versuchte die Hosen hochzuraffen und zugleich zurückzuweichen, verpasste jedoch das Kleidungsstück und fiel rücklings in den Brunnen. Prustend kletterte er auf
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