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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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der entgegengesetzten Seite aus dem Wasser.
    Jorian hastete um den Brunnen herum und eilte hinter dem Hosenlosen her. Mit der flachen Klinge versetzte er ihm einige klatschende Schläge auf die nackte Kehrseite. Fluchend und kreischend rannte Chavero durch den Garten. Jorian machte die Sache soviel Spaß, dass er gar nicht merkte, wie andere auf den Lärm aufmerksam wurden. Plötzlich vernahm er die wütende Stimme des Königs:
    »Hört sofort auf!«
    Jorian und Chavero erstarrten und blickten zur Terrasse empor, von der der König samt Gefolge düster herabstarrte. Chavero zerrte seine Hemdbrust herab, um sich keine Blöße zu geben.
    Shaju deutete auf Chavero und bellte: »Erklärt Euch!«
    »Dieser … sch-schlimme Barbar hat meine Ehre b-beleidigt, Eure Majestät, und v-versuchte mich dann z-zu …« Chavero verstummte; er brachte keinen zusammenhängenden Satz heraus. Wütendes Gemurmel, das sich gegen den barbarischen Fremden richtete, wurde laut.
    Der König deutete auf Jorian: »Dann Ihr!«
    Jorian verbeugte sich elegant. »Euer Majestät, da alle meine Worte als Selbstschutz erscheinen würden, bittet man, dass Ihr Prinzessin Yargali um einen Bericht dieses unglücklichen Zwischenfalls bittet. Da sie von Anfang an Zeugin war, kann sie Eurer Majestät den Hergang objektiv schildern.«
    »Nun?« wandte sich der König an Yargali, die daraufhin den Zwischenfall wahrheitsgemäß beschrieb. Sie erklärte, sie habe Chavero nach einem Krummsäbel greifen sehen, den er offenbar vorher im Garten versteckt hatte. Um Lord Jorians Hals zu retten, sei sie in die Garderobe geeilt und habe sein Schwert geholt.
    Die Mundwinkel des Königs begannen zu zucken, dann warf er den Kopf in den Nacken und begann zu lachen. In diesem Augenblick wirkte er fast wie ein Mensch. Die Edelleute ringsum lachten womöglich noch lauter, da selbstverständlich ein Witz des Königs zehnmal so lustig war wie alles andere. König Shaju sagte schließlich etwas zu Minister Ishvarnam und kehrte in den Ballsaal zurück. Ishvarnam stützte sich auf die Marmorbalustrade und rief: »Mein Lord Chavero! Seine Majestät befiehlt mir, Euch zu sagen, dass Ihr durch Euer Verhalten sein Missvergnügen erweckt habt. Ihr werdet sofort auf Eure Besitzungen in Kolkai zurückkehren und dort Seiner Majestät weitere Befehle abwarten. Lord Jorian, Seine Majestät verzeiht Euch den Bruch der Etikette, den Ihr in der Hast der Selbstverteidigung vielleicht begangen habt, und stellte Euch anheim, dem Ball weiter beizuwohnen.«
    Chavero warf einen letzten düsteren Blick in Jorians Richtung und verschwand, während dieser sich zu Karadur gesellte. Der alte Zauberer sagte auf Novarisch: »Ein Glück für dich, mein Sohn, dass du den Kerl nicht getötet hast. Da hätte dir auch Yargalis Beistand nichts mehr genützt.«
    »Das hatte ich mir schon gedacht. Bei Zevatas Bronzebart – hatte ich Schiss!«
    »Mein Sohn«, sagte Karadur mit leisem Tadel. »Wenn du schon die Rolle des Edelmanns spielst, darfst du nicht erzählen, wie sehr du dich in dieser oder jener Situation gefürchtet hast. Ich weiß, du hast mehr Mut in einem Finger als die meisten Knaben im ganzen Körper, aber du verdirbst den Eindruck, den du machst.«
    »Aber es ist doch die Wahrheit!«
    »Vielleicht, aber das dürfen wir in diesem Fall nicht so herausstellen. Wenn du eine Rolle spielst, musst du dich mit allem darauf einstellen. Jetzt müssen wir uns vor Lord Chaveros Rache in acht nehmen. Die übrigen Edelleute hier werden sich mit dir anfreunden wollen, da Chavero nicht sehr beliebt war. Das mag ihn aber nicht daran hindern, sich einen Helfershelfer zu suchen, der dir etwas in die Suppe tut – und bestimmt kein Lebenselixier!«
    »Ich hoffe, dass wir schon vor Morgengrauen unterwegs sein können. Hast du dein magisches Seil dabei?«
    »Aye, in unserem Quartier.«
    »Nun, dann hol es zu Mitternacht her. Kannst du in den Garten dort gelangen, ohne an den Saalwächtern vorbei zu müssen?«
    »Das ist leicht; die gegenüberliegende Tür ist unbewacht.«
    »Dann sei mit dem Seil zur Stelle. Wenn ich Yargalis Räume betreten habe, gehst du schnell zu den Ställen und führst unsere Tiere heraus. Werden die Stadttore noch offen sein?«
    »Wenn wir Glück haben; heute ist ein heiliger Tag.«
    »Dann führe die Tiere vor die Stadtmauer und binde sie an einem sicheren Ort fest.«
    »Bei welchem Tor?«
    »Mal überlegen – im Osten!«
    »Warum nicht im Norden oder Westen? Wir reisen doch nach Vindium

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