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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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hindert ihn daran, diese Frage ebenso falsch zu beantworten wie andere Dinge? Entsetzen befiel mich bei dem Gedanken, in einem Universum zu leben, in dem nicht nur die Menschen, sondern auch die Götter lügen. Ich begann die Götter zu verfluchen, aber Murugong lachte nur und verschwand aus meinen Träumen. Da wären wir nun, Euer Majestät. Ich bitte Euch, mich Murugong als Opfer darzubringen, damit sein Zorn vielleicht gemildert wird.‹
    Aber Darganj erwiderte, Jainini solle keinen Unsinn reden, sondern mit den übrigen nach Westen fliehen, um eine Ecke des früheren Königreichs Tirao zu suchen, wo sie sich niederlassen konnten, ohne von den Barbaren bemerkt zu werden, die sich im ehemaligen Reiche noch bekämpften. Sie hatten ihre Flucht gerade fortgesetzt, als eine Horde Affenmenschen hinter ihnen erschien. Während die übrigen Tiraonier entsetzt flohen, ging Jainini den Verfolgern kühn entgegen.
    Das verblüffte die Wilden derart, dass die anderen Flüchtlinge entkamen. Die Affenmenschen ergriffen schließlich Jainini und schleppten ihn davon. Es ist nicht bekannt, was sie mit ihm gemacht haben, aber es kommt mir unwahrscheinlich vor, dass er sie zu Yish bekehrte. Und die Stadt Culbagarh liegt seither verlassen im Dschungel.«
     
    »Die Moral der Geschichte scheint mir zu sein, dass man niemandem trauen soll – nicht einmal einem Gott.«
    »Nein, das ist nicht ganz richtig, mein Sohn. Es geht doch eher darum, dass man sich ansehen soll, mit wem man es zu tun hat – bei Göttern wie auch bei Menschen –, um nur dem Vertrauenswürdigen zu vertrauen.«
    »Das ist gut, wenn man nur immer wüsste … Holla! Was ist das?«
    Jorians Fuß stieß gegen einen halb verschütteten Stein. Er bückte sich und untersuchte das Gebilde. Es war die Statuette eines kleinen, rundlichen, kahlen, grinsenden Gottes. Die grüne Skulptur war kaum zwanzig Zentimeter hoch und wog etwa ein Pfund.
    Jorian betrachtete die abgegriffene Inschrift auf dem Podest.
    Karadur starrte ihm über die Schulter. »Das ist Tiraonisch, aus der Spätzeit. Das moderne Mulvanisch leitet sich davon ab. Offenbar hat einer der Bürger von Culbagarh die Statue hier zurückgelassen, als die Stadt den Affenmenschen zufiel.«
    »Wie lautet der Text?«
    Karadur fuhr mit den Fingern über die Buchstaben hin. »Sein Name heißt ›Tvasha‹, offenbar ein kleinerer Gott des großen tiraonischen Pantheon.«
    »Wenn wir nun diesen ›Tvasha‹ anbeten und ihn um Hilfe und Lenkung bitten? Nachdem er tausend Jahre hier im Dreck gelegen hat, freut er sich bestimmt riesig über einen Gläubigen. Ich bezweifle, dass die Götter aus meiner Heimat Novaria hier viel zu bestellen haben.«
    »Wenn er nur vor lauter Vernachlässigung nicht gestorben ist.«
    »Wie fangen wir’s an? Soll ich eine kleine grüne Eidechse fangen und ihr die Kehle durchschneiden?«
    »Nicht bevor du seine Wünsche kennst. Manche Götter haben etwas gegen blutige Opfer. Bete, dass er erscheint und dich berät.«
    »Da kann er uns auch gleich etwas zu essen beschaffen. Dies ist das letzte Stück Brot. Morgen zum Frühstück müssen wir Eidechsen und Schlangen essen.«
     
    Jorian glaubte plötzlich auf einem schwarzen Marmorfußboden in einer Art Saal zu stehen, obwohl von den Wänden und der Decke nichts zu sehen war. Im Halbdunkel vor ihm leuchtete die hellgrüne Gestalt Tvashas, der in derselben Haltung auf seinem Podest saß wie bei der Skulptur. Die Lippen des Gottes bewegten sich, und in Jorians Gehirn sprach eine Stimme:
    »Sei gegrüßt, Sohn des Evor! Wenn du nur wüsstest, wie schön es ist, wieder einen Gläubigen zu haben! Ich hatte mal einen, der sah fast so aus wie du. Aber an seinen Namen erinnere ich mich nicht, aber er war …«
    »Verzeihung Herr!« unterbrach Jorian den gesprächigen Gott nervös. »Wir werden von Männern verfolgt, die üble Absichten haben. Könnt Ihr uns retten?«
    »Mal sehen …« Der Gott verschwand von seinem Podest und kehrte nach einigen Augenblicken zurück. »Hab’ keine Angst, mein Sohn. Obwohl die Verfolger nur einen Bogenschuß entfernt sind, wird dir nichts geschehen …«
    »Nur einen Bogenschuß!« rief Jorian. »Ich muss sofort aufwachen und fliehen, mein Gott!«
    »Nicht so hastig, lieber Jorian«, sagte Tvasha und lächelte. »Ich kümmere mich um die Mulvanier und ihre trainierten Elefanten. Sag mir, was ist aus dem Reich Mulvan geworden?«
    »Zuerst Herr, sagt mir, wie Ihr angebetet werden wollt.«
    »Ab und zu legst du mir eine Blume auf

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