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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Kostbarkeiten trieb Waqith – der sein ganzes Leben lang ein armer Wüstendieb gewesen war – glatt in den Wahnsinn. Man fand ihn auf einem Haufen Münzen sitzend, wie er Juwelen in die Luft warf und irre lachte. Also wurde auch Waqith umgebracht.
    Inzwischen hatte sich jedoch die innere Unsicherheit Tiraos herumgesprochen, und andere Nomadenstämme brachen in die fruchtbaren Ebenen des Landes ein, wo die überlebenden Adligen im Zwist um den Thron lagen. Bald ging das Königreich in Blut und Feuer unter – und so blieb die Lage, bis Gish der Große den Thron bestieg.
    Inzwischen wuchs Culbagarh zu ansehnlicher Größe heran, da viele Flüchtlinge aus Tirao hier Unterschlupf suchten. Unter Naharjus Enkel Darganj wurde es jedoch immer schwerer, genügend Affenmenschen für die Murugong-Opfer zu finden, denn die Wesen hatten Angst bekommen und trauten sich nicht mehr in die Nähe der Stadt, so dass die Culbargarhis gezwungen waren, ständig Hunderte von Männern auf die Jagd zu schicken. Und es wurde auch schon davon geredet, Opfer unter den Menschen zu finden, besonders unter den Flüchtlingen, die durch Los bestimmt werden sollten.
    Zu den Flüchtlingen aus Tirao gehörte auch ein gewisser Jainini, der einem neuen Gott diente, Yish geheißen. Dieser neue Gott, so verkündete Jainini, sei ihm im Traum erschienen und habe eine Religion der Liebe verkündet. Wenn sich die Menschen nur gegenseitig lieben würden, wären alle Sorgen vorbei. Außerdem wäre Yish ein mächtigerer Gott als Murugong und würde sie besser beschützen können.
    Die inzwischen reich und korrupt gewordene Priesterschaft Murugongs versuchte den Ketzer Jainini auf den Opferaltar zu bringen. Aber Jainini hatte viele Anhänger, besonders unter den Flüchtlingen, die natürlich keine Lust hatten, geopfert zu werden. Und eines Tages stellte sich auch König Darganj auf die Seite des Propheten Jainini. Allerdings wurde gemunkelt, dass Darganj dabei weniger an einer Religion der Liebe interessiert sei als an dem Schatz im Tempel des Murugong.
    Wie dem auch sei, Yish wurde jedenfalls zum Hauptgott Culbagarhs ernannt, und eine Zeitlang genoss die Stadt die Vorteile einer Religion der Liebe. Die Armee wurde zum Straßenreinigen abgestellt, Übeltäter erhielten Lektionen über Tugend und Liebe und wurden mit der Ermahnung freigelassen, nicht mehr zu sündigen – obwohl nur wenige diesem Rat gefolgt sein sollen.
    Eines Tages fiel dann eine Horde Affenmenschen in die Stadt ein, ergriff von ihr Besitz und tötete die Einwohner. Die ständigen Überfälle der Culbagarhis hatten diese Wesen mit Hass erfüllt, und schließlich hatte die allgemeine Gefahr die vielen kleinen Gruppe von Affenmenschen vereint. Die Tatsache, dass die Opferjagden inzwischen aufgehört hatten, spielte dabei keine Rolle.
    Die Invasoren waren nur mit großen Holzspeeren und Knüppeln und geschärften Steinen bewaffnet, aber ihre Zahl war groß, und unter dem Einfluss Jaininis hatten die Culbagarhis ihre Waffen verrosten lassen und oft sogar anderen Zwecken zugeführt. Nur wenige – unter ihnen König Darganj und Jainini – entkamen dem Massaker und flohen nach Westen. Am nächsten Tag berichtete der Prophet seinem König, dass ihm der verstoßene Gott Murugong im Traum erschienen sei. Auch er konnte seine Erscheinung nicht beschreiben; doch trotzdem hatte er etwas zu berichten.
    ›Er sagte‹, sprach Jainini, ›dass uns das recht geschieht.‹
    ›Würde er uns weiter beschützen, wenn wir ihn wieder anbeteten?‹ fragte König Darganj.
    ›Das habe ich ihn auch gefragt‹, sagte Jainini, ›und er hat verneint; wir seien derart unzuverlässige und ungläubige Schurken, dass er nichts mehr mit uns zu tun haben möchte. Die Affenmenschen dagegen wären ihm als Gläubige gerade recht, da sie zu schlicht im Geiste seien, um seine Autorität mit allerlei theologischen Theorien anzuzweifeln.‹
    ›Und was ist mit deinem mächtigen Gotte Yish, der uns schützen sollte?‹
    ›Murugong hat Yish besiegt und aus Komilakh vertrieben. Ich sagte, Yish habe behauptet, er sei der mächtigere von den beiden, was anscheinend nicht den Tatsachen entsprach. Aber wie könne ein Gott lügen? Kein Problem, erwiderte Murugong, das gehe bei einem Gott so einfach wie bei jedem Sterblichen. Aber, wandte ich ein, ich hatte immer angenommen, Götter lügen nicht. Murugong erkundigte sich, wer mir das eingeredet habe. Die Götter selbst, erwiderte ich. Na, fragte mich Murugong, wenn ein Gott lügt, was

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