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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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den Altar und sprichst ein Nachtgebet, das ist alles. Darin sage mir, wie mächtig ich bin. Unter uns gesagt – ich bin nur ein schwacher kleiner Gott, aber da ich wie alle Gottheiten sehr eitel bin, schlürfe ich Schmeichelei, wie du Wein genießt. Und jetzt …«
    Der dämmrige Saal verschwand, und Jorian spürte Karadurs harte Hand an der Schulter.
    »Wach auf, mein Sohn!« flüsterte der alte Zauberer. »Ich höre Elefanten, und wenn meine schwachen alten Ohren den Lärm schon ausmachen, müssen sie ganz in der Nähe sein …«
    Jorian sprang auf. »Sind es vielleicht wilde Elefanten …? Nein, ich höre das Rasseln der Waffen. Es sind die Mulvanier …«
    Er eilte in den Hof, in dem sie ihre Tiere angebunden hatten. Doch plötzlich blieb er stehen. Die Schreie der Elefanten, das Knirschen der Sättel, das Rasseln der Rüstungen, der Hufschlag – all diese gefährlichen Geräusche wurden leiser und verstummten bald völlig. Jorian kehrte zum Zauberer zurück.
    »Er hat’s geschafft«, sagte er.
    »Wer?«
    »Tvasha. Er hat mir versprochen, er würde sich um die Mulvanier kümmern. Ich hatte meine Zweifel, da er ein geschwätziger alter Knabe ist. Aber es scheint geklappt zu haben. Komm, wir gehen wieder schlafen, denn wenn wir jetzt in der Dunkelheit im Dschungel herumrennen, laufen wir vielleicht unseren Verfolgern doch noch in die Arme.«
    Jorian wickelte sich in seinen Umhang und legte sich wieder hin. Doch er konnte nicht sofort einschlafen. Seine verletzte Hand schmerzte, und er beschäftigte sich mit dem Problem, wie er mit seinem Privatgott Umgang pflegen sollte. Er dachte sich allerlei Gespräche mit der Gottheit aus, als er sich auch schon wieder in dem dunklen Saal befand.
    »Wie habt Ihr das gemacht, o Herr?« fragte Jorian.
    »Ganz einfach, mein Sohn. Ich habe den Jagdelefanten etwas vorgegaukelt – sie sahen und rochen plötzlich eine hübsche Elefantenkuh, die ihnen mit dem Rüssel zuwinkte. Sie rasten los, und die Mulvanier dachten, ihre Tiere wären auf einer frischen Spur. Jetzt sind sie meilenweit entfernt.«
    Der Gott lächelte selbstgefällig. »Und jetzt, mein lieber Jorian, wollen wir unsere Diskussion fortsetzen. Wie steht es im Reiche Mulvan? Die Skulptur, die du in den Ruinen gefunden hast, ist die einzige, die noch in einigermaßen guter Verfassung ist, so dass ich sie als Pforte zwischen meiner Welt und der deinen benutzen kann. Bei meinen Besuchen in deiner Ebene bin ich also auf einen kurzen Umkreis in Culbagarh beschränkt.«
    Jorian gab dem Gott eine kurze Übersicht über Mulvans neuere Geschichte, soweit er davon wusste. Als er von dem Tod König Sirvashas, Shajus Vater, berichtete, lachte Tvasha leise.
    »Dabei muss ich an einen der letzten Könige von Tirao denken«, sagte er, »Vrujjas Urgroßvater, aber an seinen Namen erinnere ich mich nicht. Egal. Ich will dir eine sehr lustige Geschichte über diesen König erzählen, dessen Name mir auf der Zunge liegt. Naja, dieser König also …«
    Und Tvasha stürzte sich in eine lange und weit ausholende Geschichte, die keinen Anfang und kein Ende zu haben schien. Auch sah Jorian darin absolut nichts Komisches. Eine Viertelstunde später musste er gegen die Langeweile ankämpfen. Doch plötzlich schien der Gott einen Blick über die Schulter zu werfen. »Oh, du meine Güte! Ich habe mich so auf meine Geschichte konzentriert, dass ich gar nicht die Gefahr bemerkte, die herannaht! Und leider kann ich euch diesmal nicht helfen, denn die euch bedrohen, stehen unter dem Schutz des mächtigen Murugong, während ich nur ein kleiner, schwacher Gott bin …«
    Jorian versuchte sich aufzuwecken, ein Gefühl, als versuchte er sich in engen Fesseln aufzubäumen. Doch dann weckte ihn ein physischer Schock. Haarige Hände packten seine Arme und Beine. Er schrie auf, als seine linke Hand zu schmerzen begann. Wenige Schritte entfernt stürzte sich eine Gruppe Affenmenschen auf Karadur. Im Osten verkündete ein rötlicher Schimmer den neuen Tag.
    Die Affenmenschen waren etwa anderthalb Meter groß und sehr stämmig und muskulös. Ihre Nacken waren wulstig, Kinn und Stirn fliehend, und zwischen den dicken Lippen zeigten sich große, gelbe Zähne. Sie waren nackt, und ihr Fell stank.
    Jorian versuchte sich loszureißen, doch die Affenmenschen ließen nicht locker und brachten ihn mit einigen Faustschlägen zur Vernunft. Als er im Griff der unheimlichen Wesen erschlaffte, fiel sein Blick auf den Kopf einer Statue, und er sah, dass dies nicht ein

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