Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
Vom Netzwerk:
Herstellung besagter Waren. Die Japaner halten die Chinesen für eine Unterart, und die Chinesen erwidern dieses Kompliment. Aber fürs erste sind Chinesen und Japaner Blutsbrüder, und wir, Olaf, die betrogenen Langnasen, werden als die Gelackmeierten dastehen.«
     
    Was Jonah sonst noch an jenem Nachmittag sagte, war für Pendel nicht mehr entwirrbar. Nicht einmal die gardenienrote Wand war zur Behebung des Schadens ausgerüstet, den die Kombination von Napalm und alkoholischen Getränken in seinem Gedächtnis angerichtet hatte. Erst Bennys Geist, der neben ihm stand, vermochte die fehlende Botschaft zu improvisieren:
    … Harry , mein Junge , ich sag’s dir ganz offen , wie immer . Wir haben es hier mit einem riesigen Betrugsmanöver zu tun , wie bei dem Burschen , der den Eiffelturm an interessierte Kunden verhökert hat , das ist ein gewaltiges Komplott , so weitgespannt , daß dein Freund Andy gleich zu seinem Bankdirektor rennen muß , kein Wunder , daß Mickie Abraxas für seine Freunde stillgeschwiegen hat , denn das ist eine ganz heiße Sache , und außerdem ist er ihnen was schuldig . Harry , mein Junge , ich habe es schon oft gesagt und sag’s noch einmal , du hast mehr Redetalent als Paganini und Gigli zusammen . Gefehlt hat dir nur immer der richtige Bus zur richtigen Zeit an der richtigen Haltestelle , wenn der gekommen wäre , wärst du im Handumdrehen auf dem richtigen Weg gewesen und hättest nicht wie wir anderen draußen auf dem Flur warten müssen . Nun , der Bus ist da . Es geht um einen Kanal von Küste zu Küste , eine Viertelmeile breit , auf Meereshöhe , hochmodern , gebaut von den Japanern , Harry , mein Junge , geplant unter höchster Geheimhaltung , während die Amis noch von neuen Schleusen blöken und ihre Großkonzerne rücksichtslos ins Geschäft bringen wollen , genau wie in den alten Zeiten , nur daß sie den falschen Kanal im Auge haben . Und die Topanwälte und Politiker in Panama und der Club Unión stecken wie üblich unter einer Decke , die hängen bis zu den Ellbogen in der Ladenkasse , drehen Uncle Sam eine lange Nase und nehmen gleichzeitig auch noch die Japaner aus wie die Weihnachtsgänse . Nimm noch die hinterlistigen Franzosen dazu , von denen Andy dir dauernd was vorerzählt , und als weitere finstere Zutat ein bißchen kolumbianisches Drogengeld , und , Harry , mein Junge , der Gunpowder Plot ist nicht dabei , aber wer wird dich diesmal mit den Zündhölzern in der Hand erwischen? Antwort : niemand . Du fragst mich nach dem Preis , Harry , mein Junge? Du sagst mir , diese Japsen können sich das nicht leisten? Die Japsen können sich ihren eigenen Kanal nicht leisten? Was hat denn der Flughafen von Osaka gekostet? Dreißig Milliarden in gebrauchten Scheinen , hab ich aus zuverlässiger Quelle erfahren . Ein Schnäppchen . Weißt du , was ein Kanal auf Meereshöhe kostet? Soviel wie drei Osaka-Flughäfen , einschließlich Anwaltsgebühren und Stempelsteuer . Harry , so was zahlen die aus der Portokasse . Verträge , fragst du? Die Panamaer hätten bindende Verpflichtungen , den Amis den Kanal nicht kaputtzumachen? Harry , mein Junge , da ging es um den alten Kanal . Und genau da hinein schmeißen die Panamaer ihre bindenden Verpflichtungen .
     
    Die gardenienrote Wand bietet ihm noch eine letzte kleine Szene.
    Pendel und sein Gastgeber stehen vor Mr. Blüthners Warenhaus und verabschieden sich mehrmals voneinander.
    »Harry, wissen Sie was?«
    »Ja, bitte, Mr. B.?«
    »Dieser Jonah ist ein fürchterlicher Schwätzer. Er hat von Ölraffination keine Ahnung, und von der japanischen Industrie schon gar nicht. Was deren Expansionsträume angeht: na ja, da stimme ich ihm zu. Beim Thema Panamakanal waren die Japaner schon immer ziemlich irrational. Das Problem dabei ist nämlich: wenn die mit ihrem Kanal fertig sind, schickt niemand mehr Supertanker über die Meere, und überhaupt benutzt niemand mehr Öl, weil es bis dahin bessere, sauberere, billigere Energieformen gibt. Und was er von Erzen gesagt hat« – er schüttelte den Kopf – »wenn die Japaner so was brauchen, finden sie die gleich vor der Haustür.«
    »Aber, Mr. B., Sie haben doch vorhin so einen glücklichen Eindruck gemacht!«
    Mr. Blüthner grinste boshaft. »Harry, ich sag Ihnen was. Die ganze Zeit, als ich Jonah zugehört habe, habe ich Ihren Onkel Benny gehört und daran denken müssen, wie gern er hochgestapelt hat. Also, wie sieht’s aus? Wollen Sie unserer kleinen Bruderschaft

Weitere Kostenlose Bücher