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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Studenten niemals zugeben würde, daß er Kontakt zu ihnen oder seinen Leuten auf der anderen Seite der Brücke hat.«
    »Und Rafi finanziert das alles.«
    »Von Anfang an.« Pendel wandte sich ins Zimmer zurück.
    Osnard nahm das Notizbuch vom Schoß, legte es auf die Stuhllehne und begann wieder zu schreiben. »Gibt’s irgendwo eine Mitgliederkartei? Ein Manifest? Irgendwelche Prinzipien? Einen gemeinsamen Nenner?«
    »Erstens, sie wollen das Land in Ordnung bringen.« Pendel ließ Osnard Zeit zum Schreiben. Er hörte Marta, er liebte sie. Er sah Mickie, nüchtern und wiederhergestellt in einem neuen Anzug. Vor loyalem Stolz schwoll ihm die Brust. »Zweitens, sie wollen Panamas Identität als unabhängige junge Demokratie für den Zeitpunkt festigen, wenn unsere amerikanischen Freunde endlich das Ruder aus der Hand geben und das Land verlassen, falls sie das jemals tun, was noch sehr zu bezweifeln ist. Drittens, sie wollen Bildung für die Armen und Notleidenden, Krankenhäuser, höhere Beihilfen für Studenten und eine Politik, die besonders die armen Reisbauern und Garnelenfischer unterstützt und die das Vermögen des Landes, vor allem den Kanal, nicht einfach an den Höchstbietenden verkauft.«
    »Also richtige Linke, wie?« meinte Osnard, der jetzt, nachdem er das alles notiert hatte, mit seinem kleinen Kußmäulchen an der Plastikkappe seines Kulis lutschte.
    »Nicht linker, als anständig und zuträglich ist, Andy. Gewiß, Mickie neigt ein wenig nach links. Aber er hat sich Mäßigung auf die Fahne geschrieben, und im übrigen hat er für Castros Kuba oder die Kommunisten überhaupt gar keine Zeit, und Marta auch nicht.«
    Osnard schnitt Grimassen, während er schrieb. Pendel beobachtete ihn mit wachsender Besorgnis und überlegte, wie er ihn bremsen könnte.
    »Ich habe einen ziemlich guten Witz über Mickie gehört, falls es Sie interessiert. Er ist in vino veritas , nur umgekehrt. Je mehr er trinkt, desto stiller wird seine Opposition.«
    »Aber wenn er nüchtern ist, erzählt unser Mickie Ihnen eine ganze Menge, stimmt’s? Mit manchen von den Sachen, die er Ihnen erzählt hat, könnten Sie ihn an den Galgen bringen.«
    »Er ist mein Freund, Andy. Ich bringe meine Freunde nicht an den Galgen.«
    »Ein guter Freund. Und Sie sind ihm auch ein guter Freund gewesen. Vielleicht sollten Sie da mal was draus machen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ihn anheuern. Einen ehrlichen Spion aus ihm machen. Ihn auf die Lohnliste setzen.«
    » Mickie? «
    »Ist doch keine große Sache. Erzählen Sie ihm, Sie hätten einen wohlhabenden Philanthropen kennengelernt, der seinen Kampf bewundert und ihm gern unter die Arme greifen würde, natürlich ganz diskret. Sie brauchen nicht zu sagen, daß er Brite ist. Sagen Sie, es sei ein Ami.«
    » Mickie , Andy?« flüsterte Pendel ungläubig. »›Mickie, willst du als Spion arbeiten?‹ Ich soll zu Mickie gehen und ihn das fragen?«
    »Warum nicht? Sie kriegen ja Geld dafür. Dicker Mann, dicke Prämie«, sagte Osnard, als verkünde er ein unwiderlegbares Gesetz der Spionage.
    »Mit einem Ami würde Mickie nichts zu tun haben wollen«, sagte Pendel, dem Osnards ungeheuerliches Ansinnen sehr zu schaffen machte. »Die Invasion ist ihm schwer nahegegangen. Er nennt das Staatsterrorismus, und er spricht dabei nicht von Panama.«
    Osnard benutzte den Stuhl als Schaukelpferd, bewegte ihn mit seinem breiten Hintern vor und zurück.
    »London hat Sie ins Herz geschlossen, Harry. So was kommt nur selten vor. Daß Sie ein ausgewachsenes Netzwerk aufbauen, das alles abdeckt. Ministerien, Studenten, Gewerkschaften, die Nationalversammlung, den Präsidentenpalast, den Kanal und noch mal den Kanal. Für diese verantwortungsvolle Tätigkeit bekommen Sie Zuschüsse, Sonderzahlungen, großzügige Prämien und eine Gehaltserhöhung, damit Sie Ihre Schulden abzahlen können. Wenn Sie Abraxas und seine Gruppe an Bord holen, sind wir praktisch am Ziel.«
    » Wir , Andy?«
    Osnards Kopf blieb gyroskopisch unbewegt, während sein Oberkörper weiterschaukelte; und da er die Stimme jetzt gesenkt hatte, klang sie um so lauter.
    »Wir beide, ich an Ihrer Seite. Als Ratgeber, Philosoph und Freund. Allein ist das nicht zu schaffen. Das kann kein Mensch. Einfach zu viel.«
    »Ich danke Ihnen, Andy. Das ist sehr ehrenwert.«
    »Die sekundären Quellen werden selbstverständlich auch bezahlt. Egal wie viele Sie anheuern. Wir könnten einen Haufen Geld kassieren. Das heißt: Sie. Solange das Kosten-Nutzen-Verhältnis

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