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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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nicht geboren.«
    Laura spürte, wie ihr die Kraft aus den Beinen wich. »Du lügst«, flüsterte sie.
    »Die Einzige, die wollte, dass du überlebst, war deine Großmutter Charlotte. Aber nicht um deinetwillen, sondern weil sie so scheiß katholisch war. Überall Kreuze im Haus, jeden Sonntag in der Kirche auf die Knie fallen … und dann hört sie plötzlich, dass ihre Tochter schwanger ist und abtreiben will. Weißt du, was passiert ist?«
    Laura schüttelte mechanisch den Kopf.
    »Die Nächstenliebe ist mit ihr durchgegangen, und sie ist handgreiflich geworden. Ava ist die Treppe runtergestürzt, mit dir im Bauch. Aber irgendwie hast du das überstanden. Im Gegensatz zu deiner Mutter. Ava lag monatelang im Krankenhaus.
    Dass du das überlebt hast, das war ein Zeichen, verstehst du? Du wolltest zur Welt kommen. Es musste einfach so sein. Als Ava wieder bei klarem Verstand war, da warst du zu weit für eine Abtreibung. Aber Ava wollte es nicht verstehen! Sie lag im Krankenhaus in ihrem Bett und konnte sich nicht rühren, aber hat mit mir Pläne geschmiedet, dich zu beseitigen. Das heißt, sie hat Pläne geschmiedet. Ich habe nur ihre Hand gehalten, zugehört und überlegt, was ich für dich tun kann. Ich war dein Anwalt. Ich wollte, dass du lebst.« Er holte Luft.
    »Du hattest starke Gegner. Am Ende hat Ava es geschafft, Wolfgang zu überreden. Deinen Großvater. Du hast ihn nie kennengelernt. Er hat mit dem Chefarzt der Klinik gesprochen. So ein Von-Arzt-zu-Arzt-Ding. Geld war auch im Spiel. Eine kleine Panne bei einer OP. So etwas passiert. Kein Hahn hätte danach gekräht. Selbst deine Großmutter hätte es geschluckt. Du wärst einfach mit dem Klinikabfall entsorgt worden. Also was glaubst du wohl, habe ich getan?«
    Laura antwortete nicht, hörte ihm nur zu. Wie durch Watte beobachtete sie, wie Jan mit dem Draht rang und nur mühsam Luft bekam.
    »Das einzig Richtige. Der Chefarzt musste weg.«
    »Weg?«, fragte Laura mit erstickter Stimme. Tränen liefen über ihr rußverschmiertes Gesicht.
    »Weg«, wiederholte ihr Vater. »Und damit dein Großvater endlich Ruhe gab, habe ich Charlotte eingeweiht. Er hat keinen weiteren Versuch gewagt. Ava war natürlich verzweifelt. Es war noch nicht zu Ende.«
    Am liebsten wäre Laura schreiend davongelaufen. Doch sie war wie gelähmt, die Sätze dröhnten in ihren Ohren.
    »Ava hat mich angefleht. Mir Geld geboten. Mir! Damit ich den Oberarzt besteche, der sie demnächst operieren sollte.«
    »Warum? Warum wollte sie mich nicht?«, flüsterte Laura.
    »Ich habe ihr Geld genommen, sie beruhigt«, fuhr ihr Vater unbeirrt fort, mit starrem Blick, als wäre er ganz weit weg. »Doch ich habe nichts unternommen. Ich habe über dich gewacht, bis du geboren wurdest.«
    »Warum, verdammt, wollte sie mich nicht?«
    Die Lippen ihres Vaters verzogen sich zu einem harten blassen Strich.
    »Es hatte nichts mit dir zu tun«, presste Jan hervor. Er wies mit einer Augenbewegung hinter sich auf ihren Vater. »Es muss mit ihm zu tun haben. Sie wollte kein Kind von ihm, vielleicht –«
    Ihr Vater brachte Jan mit einem Zug an der Garotte zum Schweigen. »Sie hat mich geliebt«, zischte Fjodor. »Sie war ein Krüppel. Und ich habe alles für sie getan. Alles!«
    Laura starrte erst Jan an, dann ihren Vater.
    »Aber wenn du alles für sie getan hast, und wenn du so unbedingt wolltest, dass ich lebe, warum warst du dann nie da?«
    Für einen Moment herrschte Stille.
    »Ich war da. Du hast mich nur nie gesehen. Aber ich war immer in deiner Nähe. Dein ganzes Leben lang.«
    »Meinst du etwa das Geld, das du für mich in die Vase getan hast? Die Fotos, die du von mir gemacht hast, als ich auf der Straße gelebt habe?«
    »Ich war dein Schutzengel.«
    »Schutzengel?«
    »Denk an Nordholm. Ich war da.«
    Laura wischte sich mit dem Ärmel über die nassen Wangen. Die Kette zwischen den Handschellen klirrte leise. »Ich hätte dich nicht gebraucht, in Nordholm«, sagte sie. »Mit Nolte wäre ich schon fertig geworden. Noch einmal hätte er es nicht gewagt. Gut, vielleicht war der Schlag zu fest, aber ich konnte nicht anders. Was hätte ich tun sollen? Ich hatte nun mal nichts anderes als den Stein. Aber ich hätte alles erklären können. Selbst wenn er tot gewesen wäre. Vielleicht war er es ja sogar. Aber dann musstest du kommen und dich einmischen, ja? Und hast weiß Gott was mit ihm angestellt. Ich hatte jahrelang Angst, dass er untergetaucht ist, hinter mir her ist. Ich weiß nicht, was du mit

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