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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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seufzte. Wenigstens musste er jetzt nicht mehr befürchten, dass die Polizei ihn in Lauras Wohnung fand.
    Wenig später setzte er sich in die Küche, zog den Netzstecker des Toasters und schloss stattdessen das Nokia an. Dann gab er den PIN-Code ein und rief den Videoclip auf.
    Wieder sah er die Passage mit dem schwarzen Geländewagen, hörte Lauras entsetztes »O Gott«, stoppte und scrollte zurück. Es war eine Geduldsprobe, bis er endlich das Bild mit dem Lichtblitz erwischte. Unwillkürlich hielt er den Atem an, beugte sich über das kleine Display.
    Das Einzelbild zeigte einen hellerleuchteten Fahrer und ein paar Details des Innenraums. Alles andere soff ins Schwarze ab. Jan lief eine Gänsehaut über den Rücken.
    Ein Mann sah ihn an, mit einer grotesken Maske. Seine Gesichtshaut sowie sein ganzer Schädel waren mit schwarzen Streifen überzogen, und seine Augen glühten rötlich.
    Im Flur klingelte erneut das Telefon. Jan schrak auf. Wieder sprang der Anrufbeantworter an. Niemand sprach. Nur das leise Atmen war zu hören. Dann klickte es.
    Jan lehnte sich zurück. Kam sich vor wie im Film. Der Holzstuhl protestierte knarrend. Sein Blick blieb am Kühlschrank hängen, einem großen bauchigen Smeg, die Imitation eines Fünfziger-Jahre-Klassikers.
    Irgendetwas sagte ihm, dass Laura nicht zufällig in das Visier dieses Menschen geraten war. Warum sonst sollte der Mann ihm diese eindringliche Warnung hinterlassen haben. Nicht Laura.
    Und ganz plötzlich kam ihm noch ein Gedanke. Ein Gedanke, bei dem er sich sofort fragte, warum er ihn erst jetzt hatte. Sein Herz zog sich zusammen, als ob eine kalte Faust es umschloss.
    Wahrscheinlich hatte der Mann es ursprünglich gar nicht auf Nikki Reichert abgesehen. Wahrscheinlich hatte er gar nicht vorgehabt, ihn zu warnen, im Gegenteil. Dieser Typ war in seine Wohnung eingedrungen, weil er ihn hatte töten wollen.
    Erneut klingelte das Telefon. Er beugte sich vor, sah durch die offene Tür in den Flur, wo der Anrufbeantworter ansprang. Wartete auf das Atemgeräusch.
    Aus dem Lautsprecher schnarrte eine unsichere Stimme. »Laura? Hier ist Katy. Bist du da? – Wenn ja, dann geh doch mal ran – wir … also wir machen uns langsam Sorgen und fragen uns, wo du steckst – wenn du das hörst, melde dich doch mal …«
    Klick.
    Ein schwaches Lächeln huschte über Jans Gesicht. Sein Magen gab ein lautes Knurren von sich und erinnerte ihn daran, dass er lange nichts mehr gegessen hatte.
    Sein Blick wanderte zurück zur Kühlschranktür.

Kapitel 19
    Berlin, 20. Oktober, 00:52 Uhr
    Laura blickte zwischen den schwarzen Gitterstäben hindurch auf ihr früheres Zuhause. Wie lange war es her, dass sie hier gewesen war? Eine Ewigkeit. Trotzdem schien sich nichts verändert zu haben. Der Rasen lag wie ein riesiger dunkler Teppich vor der Villa, deren Umrisse sich im Nebel abzeichneten. Die Bäume waren dunkelgraue Klumpen. Nicht ein einziges Fenster der Villa war erleuchtet.
    An einer mit Efeu überwucherten Stelle kletterte sie über die Mauer. Ihre Kleidung wurde nass, als sie sich über die bewachsene Mauerkrone schwang. Das Gefühl von Schwindel flammte in ihrem Kopf auf. Zu viel Mister Walker. Oder zu wenig.
    Ronda – die Frau im Bademantel – hatte ihr nach dem vierten Glas Bowmore Single Malt wortlos die Flasche abgenommen. Vielleicht weil sie es gut mit ihr meinte, vielleicht aber auch nur, weil sie verhindern wollte, dass Laura ihr teuerstes Zeug leer soff.
    Laura schwankte ein wenig, als Ronda ihr den Wäschetrockner für ihre nasse Kleidung zeigte. Im Bullauge der danebenstehenden Waschmaschine schleuderte Wäsche. Beim Anblick der rotierenden Trommel wurde ihr schlecht. Alles in ihrem Kopf wirbelte durcheinander; nichts war mehr an seinem Platz.
    Warum suchte die Polizei nach Jan? Ihre Gedanken schwammen davon. Wie ein Dämon tauchte immer wieder der Tätowierte auf, eine verzerrte rotäugige Fratze. Hatte er Jan bereits etwas angetan? Immer wieder wollte sie losrennen, Jan warnen. Doch der Schwindel war zu stark.
    Die Pizza, die Ronda ihr in den Ofen schob, machte es kaum besser. Laura würgte ein Viertel davon hinunter. Hätte sich beinah erbrochen. Wurde irgendwie in ein Bett verfrachtet. Schlief ein.
    Als sie wieder aufwachte, hörte sie leise Musik.
    Im Zimmer stand ein billiger weißer Digitalwecker. Beim Blick auf die Uhrzeit erschrak sie. Beinah Mitternacht.
    Sie schlüpfte in ihre getrockneten Sachen und stieg in Gandalfs Caterpillar. Dann öffnete sie die

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