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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Zimmertür. Über den Gang hallten die gedämpften Geräusche einer Clubparty. Leise stahl sie sich hinaus. Auf der Treppe vor dem Haus stolperte sie und wäre beinah hingeschlagen. Die Nachwehen von Mister Walkers Mind-Blow.
    Und jetzt?
    Jetzt stand sie vor ihrem Elternhaus und wünschte sich nichts mehr als ein paar Schlucke, um die Erinnerungen zu ertränken, die ihr beim Anblick der Villa hochkamen.
    Sie dachte an den Klang der hellgrauen Rollstuhlbereifung ihrer Mutter, wenn die Räder über den Marmor quietschten. An Fanny mit ihrem Putzeimer und das ständige Fauchen des Staubsaugers. Wie alt mochte Fanny jetzt sein? Anfang fünfzig? Ob sie immer noch jeden Tag kam? Oder schaffte sie es nicht mehr, ihre Mutter aus der Badewanne zu hieven?
    Laura mied den Eingangsbereich mit den hohen protzigen Säulen und ging zur linken Seite der Villa, immer darauf bedacht, nicht auf den knirschenden Schotter zu treten, der die Hauswand säumte, sondern auf dem Rasen zu bleiben. Dem Rasen, den sie als Kind nicht hatte betreten dürfen, damit er keine kahlen Flecken bekam.
    Sie spähte an der dunklen Hauswand empor, wohl wissend, dass die Fenster im Erdgeschoss und im ersten Stock tabu waren, wegen der Alarmanlage, die ihre Mutter hatte anbringen lassen. Im zweiten Stock jedoch waren die Fenster nicht gesichert. Neun Meter Höhe schreckten ohnehin die meisten Einbrecher ab.
    Ganz rechts im zweiten Stock stand ein Fenster auf kipp. Das Badezimmer ihres Vaters. Jedenfalls war es das früher gewesen. Und von dort trennten sie nur noch zwei Zimmertüren von ihrem Ziel!
    Sie huschte dicht am Gebäude entlang, zur linken Ecke der Hauswand, wo das Regenrohr hinunterlief, schloss ihre Finger um das kalte Zink und rüttelte daran. Es schien zu halten.
    Einen Moment lang stand sie vor dem Regenrohr und versuchte sich zu sammeln. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Aber es half nichts. Ein Rest Schwindelgefühl blieb. Wie gerne hätte sie jetzt ein Seil und Karabinerhaken gehabt. Doch ihre Ausrüstung lag in ihrem Schlafzimmerschrank.
    Rasch zog sie die Caterpillar aus, packte das Rohr, stemmte ihre Füße gegen die Wand und kletterte in die Höhe.
    Kurz über dem Fries, der Erdgeschoss und erste Etage voneinander trennte, knirschte es. Die Halterung der Schelle, die das Rohr hielt, brach aus der Wand. Steinbröckchen sprangen ihr ins Gesicht, während das Rohr sich nach außen bog. Lauras Finger krallten sich in das Loch, aus dem eben noch die Verankerung herausgebrochen war. Gleichzeitig umklammerte sie mit Füßen und Schenkeln das Fallrohr.
    Es knackte metallisch. Doch das Rohr hielt.
    Langsam zog sie sich weiter empor, bis zum Fries an der zweiten Etage, und setzte ihre nackten Füße auf den Ziervorsprung, der rund um die Villa lief. Rechts von ihr, etwa sieben Meter entfernt, lag das gekippte Badezimmerfenster. An die Hauswand gepresst, balancierte sie über den Fries bis zum ersten Fenster und spähte durch die Scheibe in das dunkle Zimmer. Leer. Nicht ein einziges Möbelstück. Ein leises Rascheln im Garten ließ sie aufhorchen. Ihr Blick ging nach unten, an ihren Füßen vorbei. Plötzlich schien ihr der Fries viel zu schmal und viel zu hoch über dem Rasen zu sein.
    Sie schnappte nach Luft, hielt sich am Fenstersims fest und presste die Lider zusammen.
    Zur Hölle, Mister Walker!
    Normalerweise stand sie schwindelfrei auf einem 60 Meter hohen Bungee-Kran – und jetzt bekam sie schon bei neun Metern Schiss?
    Sie öffnete die Augen, zwang sich, nicht nach unten zu sehen. Bewegte sich weiter, Stück für Stück. Dachte an die Typen, die sie immer anseilte, wie blass sie oft waren, mit ihren schmalen Lippen, den fahrigen Blicken. Trotzdem waren fast alle von ihnen gesprungen.
    Wenn die es geschafft haben zu springen, dann schaffst du jetzt die paar Meter auch!
    Als sie endlich beim Badezimmerfenster ankam, zog sie Gandalfs Schweizer Messer aus der Jackentasche. Ihr schmales Handgelenk passte gerade so durch den Spalt des gekippten Fensters, und es gelang ihr, die Verschraubung der Messingstrebe zu lösen, die das Fenster im Rahmen hielt. Als sie ins Bad einstieg, zitterten ihre Beine.
    Nur einen Moment ausruhen, dachte sie und setzte sich auf den Rand der ovalen Badewanne. Die weißen Fliesen unter ihren Füßen waren warm von der Fußbodenheizung, über dem Waschbecken hing immer noch der rechteckige große Spiegel, auf dessen grauen Holzrahmen silberne, orientalisch anmutende Arabesken aufgesetzt waren.
    In der Luft hing

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