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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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als nichts. »Ich hab den Rest von deinem Johnny Walker getrunken.«
    Gandalf nickte gleichmütig.
    Laura zögerte kurz. »Hast du noch mehr davon?«
    Gandalfs Augen wurden schmal. Sein Kopfschütteln kam einen Moment zu spät.
    »Geizhals«, meinte Laura und schickte einen Fluch und ein Stoßgebet gen Himmel.
    Gandalf zuckte nur mit den Schultern und grinste breit. Seine Zahnlücken waren so groß wie Würfelzucker.
    »Trotzdem. Danke. Hast echt was gut bei mir. Ich muss jetzt los.«
    Gandalf grinste immer noch.
    »Ach, Gandalf, noch was. Leihst du mir dein Taschenmesser?«
    Das Grinsen verschwand. Gandalfs Taschenmesser war sein Ein und Alles.
    »Bitte«, flüsterte Laura. »Morgen hast du’s wieder, versprochen.«
    Gandalf griff mit säuerlicher Miene in seinen Parka. Es war ein altes Schweizer Messer, mit Schraubenzieher, kleiner Säge und allen möglichen anderen Tools. »Bis morgen«, sagte er knapp.
    Laura nickte. »Und noch zwei oder drei Euro?«
    Gandalf tat einen Stoßseufzer, griff erneut in seinen Parka und zählte drei Euro ab.
    »Du bist der Beste.« Sie nahm das Messer und die Münzen entgegen.
    Zum Abschied hob sie die Hand, trat unter dem Schutz der Brücke hervor und stieg an der Flanke der Brücke hoch, in Richtung Königsberger Straße. Ein Lastwagen donnerte an ihr vorbei, und der Fahrwind riss an ihrer Kleidung. Der Himmel spannte sich wie eine milchig graue Haut über ihr.
    Sie lief die Drakestraße hinunter und hielt nach einem Münztelefon Ausschau, aber es war weit und breit keins zu sehen. Klar, dachte sie, warum auch, wenn inzwischen alle Welt mit Handy telefoniert.
    Dann fiel ihr ein Schild auf. Hostage – Tabledance. Es hing über der Tür einer schlichten kastigen Villa, die in einem ehemals fröhlichen Gelb gestrichen war. Laura steuerte direkt auf die Haustür zu und klingelte.
    Eine etwa sechzigjährige Frau in einem weißen Frotteebademantel öffnete die Tür. Ihre Füße steckten in glänzenden schwarzen Boots, die Schnürsenkel hingen offen bis zum Boden. Der Bademantel gab den Blick auf ein tiefes faltiges Dekolleté zwischen zwei schweren Brüsten frei. Unter den scharf gezogenen schwarzen Brauen funkelte ein Paar spöttischer brauner Augen, die Laura musterten und an ihren zerschlissenen Caterpillar hängenblieben. »Hast du einen Termin, Schätzchen?«
    Laura schüttelte den Kopf. »Mein Handy ist geklaut worden. Ich müsste mal telefonieren.«
    »Sieht das hier aus wie ’ne Telefonzelle?«
    »Hier gibt es leider keine Telefonzelle.«
    Die Frau hob die Brauen. »Und da klingelst du ausgerechnet hier.«
    Laura zuckte mit den Schultern.
    »Hast du Geld?«
    »Drei Euro. Ich brauch aber vielleicht länger.«
    Die Frau musste lachen. Es klang wie ein raues Bellen. »Und da hast du dir gedacht, wenn mich in dem Aufzug überhaupt einer reinlässt, dann in dem Laden.«
    Sie hatte ins Schwarze getroffen und wusste es. Laura lächelte entschuldigend. Die feuchte Kleidung klebte an ihrem Körper, und sie fror.
    »Wenn du irgendwas klaust«, sagte die Frau, »dann reiß ich dir deinen hübschen kleinen Arsch auf. Und glaub mir, ich hab hier alles, was dafür nötig ist.« Dann gab sie den Weg ins Haus frei.
    »Danke.«
    Lauras erster Anruf galt der Auskunft. Die Handynummer von Jan war erwartungsgemäß nicht hinterlegt, auch nicht die von Katy oder Greg. Dafür gab es in der Stendaler Straße einen Festnetzanschluss auf den Namen Jan Floss.
    Ihr Herz schlug schneller, als sie die Nummer wählte und das Telefon ans Ohr drückte. Sie hoffte inbrünstig, dass er da war. Weil sie ihn warnen musste, aber auch weil –
    »Bei Floss.«
    Sie stutzte. »Hallo? Wer ist denn da?«
    »Wer sind Sie denn, wenn ich fragen darf?« Die Stimme klang seltsam steif und hölzern.
    »Eine Freundin von Jan. Kann ich ihn sprechen? Oder ist er noch nicht zurück aus Frankreich?«
    »Frankreich?« Laura hörte Getuschel im Hintergrund. Irgendetwas stimmte da nicht. »Nein. Er ist wieder zurück. Haben Sie eine Ahnung, wo er sich gerade aufhalten könnte?«
    »Ich … äh … nein.«
    »Sagen Sie mir doch bitte Ihren Namen.«
    Meinen Namen? Lauras sechster Sinn schlug Alarm. Es gab nur eine Sorte Mensch, die andere immerzu nach dem Namen fragte. Mit einem Schlag war ihr eiskalt. »Ist ihm … etwas passiert?«
    Stille.
    Dann ein Seufzer. »Hier ist Kommissar Berendt, Kriminalpolizei Berlin. Ich frage Sie jetzt noch mal: Wissen Sie, wo Herr Floss ist?«
    »Nein«, sagte Laura mit belegter Stimme. »Was ist

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