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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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ein Hauch von Parfüm, ein Herrenduft, etwas holzig und irgendwie altmodisch. Sie fragte sich, ob ihr Vater diesen Duft früher schon benutzt hatte. Er war immer oft und lange im Bad gewesen. Sie hatte dann dem Rauschen des Duschwassers hinter der verschlossenen Tür gelauscht. Ein Mal vergaß er nach dem Verlassen des Badezimmers die Tür wieder abzuschließen, wie er es sonst tat. Sie schlüpfte ungesehen hinein, gerade als noch die letzten Reste des Wasserdampfes aus dem gekippten Fenster zogen, und wunderte sich darüber, dass es nach gar nichts roch. Später hatte sie gedacht, dass diese Generation von Männern Düfte wohl für überflüssigen Firlefanz hielt.
    Sie sah in den Spiegel über dem Waschbecken, versuchte sich vorzustellen, wie er dort stand. Wie er wohl heute aussah? Hatte er dünne Haare? Grau? Und Ringe unter den Augen? Sie versuchte, sich ihren Vater vorzustellen, aber es gelang ihr nicht. Das Einzige, was ihr einfiel, war, dass er nie da gewesen war. Arbeit, Arbeit, Arbeit. Als wäre er ständig auf der Flucht. Meistens reiste er nach Wien oder in andere Städte in Österreich. Mit fünf oder sechs hatte sie angefangen zu fragen, warum. »Immobilien«, hatte ihre Mutter geantwortet.
    »Was sind Immobilien?«
    »Häuser, Laura. Er kümmert sich um Häuser und Wohnungen.«
    »Sind das viele Häuser?«
    Ihre Mutter hatte die Stirn gerunzelt. »Warum fragst du?«
    »Weil er so viel weg ist«, meinte Laura.
    Ihre Mutter hatte gelächelt. »Ja. Viele. Einige wirklich große Häuser mit vielen Wohnungen.«
    »Und ist das anstrengend?«
    Ihre Mutter hatte nur genickt.
    Für Laura war schnell klar gewesen, dass jemand, der etwas so Anstrengendes zu tun hatte, nicht noch mehr Anstrengung gebrauchen konnte. Und von ihrer Mutter hatte sie oft genug gehört, dass sie ein anstrengendes Kind sei. Also versuchte sie, nicht zu nerven, sobald er im Haus war. Trotzdem kam er nicht öfter.
    Vielleicht lag es ja auch daran, dass er sich nicht mehr mit Mutter verstand.
    Eine Zeitlang hatte sie den Eindruck, es wäre egal, ob sie da sei oder nicht. Später glaubte sie oft, es wäre besser, es hätte sie nie gegeben. Das waren die Tage, an denen ein unsichtbarer Stachel ihre Mutter quälte und sie ihr mit Eiseskälte, ja manchmal sogar mit Hass begegnete. Dennoch gab es auch die guten Momente mit ihr. Geburtstage, Weihnachten, Karten spielen und lachen, gemeinsam fernsehen, das erste Mal ihre Mutter im Rollstuhl den Weg bis zum Tor schieben. Da war sie neun. Und plötzlich wichtig.
    Seitdem hatte sie oft geschoben. Manchmal gab es ein Danke. Manchmal Hass. Immer häufiger hatte sie das Gefühl, verrückt zu werden, weil sie nie wusste, was von beidem sie erwartete. Bis ihre Mutter eine endgültige Entscheidung traf.
    Nordholm.
    Bei dem Gedanken wurde ihr kalt ums Herz.
    Schluss jetzt mit Erinnerungen!, schalt sie sich. Denk an den Revolver.
    Sie erhob sich vom Wannenrand, drückte leise die Türklinke und trat in den dunklen Flur.
    Rechts lag die Treppe, mit einem grauen Läufer, direkt gegenüber war das Arbeitszimmer ihres Vaters. Ihre Füße drückten sich in den weichen Flor des Teppichbodens. Das Haus schien jedes Geräusch zu schlucken. Die Klinke der Arbeitszimmertür ging wie frisch geölt, und die Angeln gaben keinen Laut von sich, als sie ins Zimmer schlüpfte. Durch das vergitterte Fenster drang nächtliches Licht und gab den Möbeln Konturen. Der schwarze Schreibtisch stand immer noch an derselben Stelle, mit derselben alten Stehlampe darauf, dem gleichen schweren Montblanc-Füller wie früher, denselben Büchern in denselben Regalen. Es war, als beträte sie ein Museum.
    Zielstrebig ging sie zum Regal, nahm ein Buch mit breitem dunkelrotem Rücken heraus und klappte den Buchdeckel auf. Das Innere des Buches war hohl, und es lag eine Schachtel Patronen darin, halb voll.
    Was fehlte, war der Revolver.

Kapitel 20
    Berlin, 20. Oktober, 01:21 Uhr
    Laura fluchte lautlos. Am liebsten hätte sie das Buch vor Enttäuschung in die Ecke geworfen. Stattdessen legte sie es auf den Schreibtisch. Die Patronen klimperten leise in der Packung.
    Wo sonst könnte er die Pistole versteckt haben?
    Ihr Blick fiel auf die Etruskervase, die auf Augenhöhe in der Mitte des Regals stand. Sie war ein Erbstück von ihrem Großvater, oben und unten schwarz, mit schwarzen Figuren auf einem verblichenen gelben Grund.
    Mit spitzen Fingern hob sie die Vase aus dem Regal und fasste hinein.
    Kein Revolver.
    Dafür ein Bündel Scheine. Er

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