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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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losgelassen hätte. Sein Körpergewicht riss an seinen Armen. Er spannte die Bauchmuskeln, zog die Beine an, um irgendwo Halt zu finden.
    Die Gummisohlen seiner Converse schabten über die Fassade, und etwas Putz bröckelte ab. Das Geräusch hallte im Innenhof wider. Wie an einer Sprossenwand zog er sich an den Gitterstäben hoch, keuchte, hörte Schritte in der Einfahrt, bekam die Füße auf das Fenstersims, stieß den Fensterflügel ganz auf, schob einen schweren Vorhang beiseite und stieg über die Gitterstäbe ins Zimmer.
    Sofort verriegelte er das Fenster und zog die Vorhänge zu.
    Sein Herz schlug wie verrückt.
    Im Zimmer war es stockdunkel. Es roch muffig, nach Ausdünstungen und irgendetwas, das er nicht einordnen konnte.
    Im selben Augenblick prallte etwas gegen die Hauswand. Jan hörte das Schaben von Schuhsohlen auf Putz. Instinktiv wich er vom Fenster zurück und stieß dabei mit dem Ellenbogen gegen etwas Hartes. Es klang nach Plastik, mit einem metallischen Nachhall, und irgendetwas raschelte hektisch.
    Ein Keuchen drang gedämpft durch die Fensterscheibe, dann pochte es laut. Eine Faust auf Glas. Jan sah den Tätowierten vor sich, wie er auf dem Fenstersims stand, sich mit einer Hand am Gitter festhielt und versuchte, das Fenster aufzudrücken.
    Was kam als Nächstes? Würde er versuchen, die Scheibe –
    Ein lauter dumpfer Schlag erschütterte das Glas. Jan stockte der Atem.
    Er streckte die Arme aus und tastete nach der Wand. Da! Wo eine Wand war, musste doch auch irgendwo eine Tür sein.
    Ein weiterer dumpfer Schlag erschütterte die Scheibe.
    Jans Finger stießen an eine Kante, etwas fiel klirrend zu Boden. Wo verdammt war hier eine Tür?
    Plötzlich war es still.
    Dann gab es einen lauten scharfen Knall, gefolgt von splitterndem Glas.
    Das Messer!, schoss es Jan durch den Kopf. Er hat das Fenster mit dem Messergriff eingeschlagen. Der Vorhang bauschte sich ein wenig auf und öffnete sich einen Spalt.
    Noch mehr Glas klirrte.
    Jan stürzte auf den Vorhang zu, prallte mit dem Oberschenkel gegen ein schweres Hindernis und schlug mit dem Oberkörper auf eine Tischplatte. Mehrere Gegenstände polterten zu Boden.
    »He!«, hallte eine Stimme durch den Hinterhof. »Was soll das? Was machen Sie da?«
    Das klang nach einem der oberen Stockwerke. Jan richtete sich langsam auf, schob sich am Tisch vorbei. Zwischen den Vorhanghälften hindurch sah er eine Hand durch das Loch in der Scheibe greifen.
    »Hey, Sie!«, schallte es durch den Hof. »Kommen Sie da runter. Ich rufe die Polizei!«
    Die Hand tastete nach dem Hebel. Jan riss den Vorhang auf, griff nach der Hand des Tätowierten, wollte sie in die scharf gezackten Glasränder stoßen, doch im letzten Moment zog der Mann vor dem Fenster die Hand zurück. Für Sekunden standen sie sich in der Dunkelheit direkt gegenüber.
    »Haben Sie mich gehört! Ich rufe die Polizei. Verdammtes Pack!«
    Im nächsten Augenblick glitt der Mann vom Sims, hielt sich noch einen Moment mit den Händen am Gitter fest und ließ sich fallen.
    Ein dunkler Schatten eilte über den Hof und verschwand im Durchgang.
    Rasch zog Jan den Vorhang wieder zu. Seine Hände waren schweißnass, und er zitterte.
    Wieder hörte er das hektische Rascheln und fragte sich, ob noch jemand in der Wohnung war.
    Jetzt, bei geöffnetem Vorhang, erkannte er die Umrisse der Zimmertür. Direkt daneben fand er einen Lichtschalter. Er kniff die Augen zusammen, als über ihm drei Halogenstrahler aufleuchteten. Das Zimmer war ein Schlaf- und Arbeitszimmer, mit einem ungemachten Bett an der Wand, einem alten Esstisch, auf dem ein wüstes Durcheinander von Papier, Fachbüchern, einem Laptop und schmutzigen Tassen lag. Einiges davon war zu Boden gegangen.
    Auf einer schlecht erhaltenen Biedermeier-Kommode stand ein Hamsterkäfig, mit einer Bodenschale aus gelbem Plastik und einem aufgesetzten Metallgestell. In der Holzwolle flitzten drei aufgeregte Mäuse umher. Eine von ihnen blieb in der Mitte des Käfigs stehen, blickte ihn an. Ihre dünnen Barthaare zitterten, als sie seinen Geruch aufnahm. Im Gegensatz zu den beiden anderen Tieren war ihr Fell schneeweiß und ihre Augen rot. Ein Albino, dachte Jan.
    Im selben Augenblick stockte ihm der Atem.
    Natürlich! Die roten Augen. Die bleiche Haut zwischen den schwarzen Ornamenten. Ein Albino.

Kapitel 27
    Berlin, 20. Oktober, 22:13 Uhr
    Laura hörte Schritte und fuhr aus dem Halbschlaf hoch. Ein Schlüssel wurde ins Schloss geschoben und gedreht, dann ging die

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