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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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hüllte ihn ein, und als kurze Zeit später der Polizeiwagen an ihm vorbeijagte, dankte er im Stillen dem Mann, der die Polizei alarmiert hatte. Freiwillig hätte Gandalfs Mörder wohl die Jagd nach ihm nicht aufgegeben.
    Dann rief er Katy an.
    Wenige Minuten später stand er vor Gregs Haustür. Gregor Wilke stand in sauberen handgeschriebenen Druckbuchstaben auf einem Papierschnipsel, der mit Tesafilm an dem Klingelschild befestigt war. Jan sah sich noch einmal nach allen Seiten um, bevor er die Klingel drückte.
    Im Hausflur atmete er Neubau-Atmosphäre. Glatt und frisch, passend zum All-American-Surfer-Boy, dachte Jan und nahm die Treppe in den zweiten Stock. Katy öffnete ihm die Tür, barfuß, in viel zu großen Boxershorts und einem Hollister-T-Shirt von Greg.
    Mit einer Kopfbewegung bedeutete sie ihm reinzukommen. Im Flur umarmte sie ihn. Es fühlte sich gut an. Das letzte Mal war lange her. »Du zitterst«, stellte sie fest.
    Jan verzog das Gesicht.
    »Hat dich jemand gesehen?«
    »Glaub nicht. Bist du sicher, dass die dich nicht überwachen dürfen?«
    »Ganz sicher«, meinte Katy und lotste ihn in die Küche. Die Wohnung wirkte kahl. Greg war vor sechs Wochen eingezogen, und im Flur standen immer noch aufeinandergestapelte Kartons, nur die Küche war nahezu fertig, mit einem stabilen Kiefernholztisch in der Mitte.
    »Woher weißt du das?«
    »Greg«, sagte Katy. »Der kennt sich da ein bisschen aus.«
    Jan hob zweifelnd die Brauen.
    »Jetzt guck nicht so. Greg ist in Ordnung.«
    Jan erwiderte nichts. Seine Beine versagten ihm plötzlich den Dienst. Er stützte sich auf den Tisch und ließ sich auf einen der Stühle sinken.
    Katy beobachtete ihn besorgt. »Ehrlich. Mach dir da keinen Kopf. Ich müsste schon einen sogenannten ›Beschuldigten-Status‹ haben, damit die Polizei mich oder mein Handy überwachen darf. Die Tatsache, dass du mein Bruder bist, reicht nicht aus. Mit deinem Handy ist das natürlich was anderes.«
    »Die SIM-Karte hab ich weggeworfen.«
    Katy nickte und nahm eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank. Mit der linken Hand zupfte sie Gregs Boxershorts zurecht. »Na, dann erzähl mal. Oder willst du warten, bis Greg da ist?«
    »Wo ist er eigentlich?«
    »Holt Bier bei der Tankstelle.«
    Jan stutzte. »Ach. Bist du sicher?«
    Katy warf ihm einen langen Blick zu. »Hör mal, das ist doch jetzt Quatsch.« Sie stellte die Wasserflasche vor Jan auf den Tisch. »Denkst du ernsthaft, er verpfeift dich?«
    Jan zuckte mit den Schultern. Seine Stirn tat weh, seine Arme, Schultern und Knie ebenfalls. Jetzt, wo der Adrenalinspiegel sank, kamen die Schmerzen. »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.«
    »Er kommt gerade von der Arbeit. Ich hab ihn angerufen und gebeten, dass er Bier mitbringt. Deswegen ist er noch nicht hier.«
    Jan nickte und sah sich um. »Schon gut. Als ich dich angerufen habe, hab ich gedacht, du bist … zu Hause.«
    »Jan, bitte!«
    »Was denn, bitte ?«, fragte Jan unwirsch.
    »Dass du so tust, als ob ich dir eine Erklärung schuldig wäre, nur weil ich hier bin. Wenn überhaupt, dann schuldest du mir eine Erklärung. Immerhin hab ich für dich die Polizei belogen.«
    »Mir geht’s um die Mädchen. Für die ist das Mist«, brummte er.
    Katy holte tief Luft, als gäbe es dazu eine Menge zu sagen, was sie sich jedoch verkniff. »Ich kann die beiden im Moment nicht um mich haben.«
    »Wie meinst du das? Du nimmst dir ’ne Auszeit, und deine Kinder sollen gefälligst alleine klarkommen? Ich will mich ja nicht einmischen, aber –«
    »Tust du aber.« Katys Gesichtsausdruck wurde feindselig.
    »Hast du vergessen, wie das war? Oder ist damals nur meine Mutter abgehauen?«
    Katy biss sich auf die Lippen. Mit einem Mal war die Feindseligkeit wie weggewischt. »Ich kann die zwei im Moment nicht um mich haben«, sagte sie leise, »weil sie mich so an ihn erinnern.«
    Jan brauchte einen Moment, bis er verstand, was das bedeutete. »So schlimm?«
    Katy konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ihr Blick blieb auf den Boden geheftet, ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Sören ist der Falsche für mich. Einfach der Falsche, Jan. Ich kann’s dir jetzt nicht erklären, aber –« Sie brach ab und schwieg.
    Plötzlich kam sich Jan schäbig vor. »Tut mir leid, ich –«
    »Schon okay«, sagte Katy. »Schon okay.« Sie wischte die Tränen mit dem Handrücken ab. »Aber deswegen bist du nicht gekommen, oder?«
    »Nein.«
    Im Flur ging die Wohnungstür, einen Moment später kam Greg in die

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