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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Klinke. Im Türrahmen stand ein Mann mit Sturmhaube und einer Bohrmaschine.
    Buck, dachte Laura.
    Er trug eine zerschlissene ockerfarbene Cargo-Hose mit ausgebeulten Taschen und ein grün-blau kariertes Flanellhemd, das etwas zu kurz war und am Bauch spannte. Zwischen Gürtel und Hemd lugte ein Streifen behaarter Haut hervor.
    Laura war verwirrt. Der Aufzug des Mannes kam ihr irgendwie lächerlich vor, doch die Sturmhaube und die Bohrmaschine machten aus ihm eine furchteinflößende Erscheinung.
    Im Nachhinein hätte sie nicht sagen können, warum sie tat, was sie tat. Es war purer Instinkt, von Verzweiflung und Adrenalin gesteuert.
    Sie stürzte sich auf ihn.
    Buck war kaum größer als sie und schrie wütend auf. Die Bohrmaschine polterte zu Boden, Laura rang mit ihm, seine Arme unter dem Flanellhemd waren überraschend dünn. Sie nahm Maß und riss ihr rechtes Knie hoch, zwischen seine Beine. Doch sie traf nur halb. Buck stöhnte auf, krümmte sich, griff aber gleichzeitig nach ihren Armen und hielt sie fest. Im Gerangel bekam Laura die Sturmhaube zu fassen und riss sie ihm vom Kopf. Tiefliegende schwarze Augen funkelten sie an. Sein Mund war verzerrt von der Anstrengung. Laura versuchte sich aus dem Griff zu winden, als plötzlich sein Kopf auf sie zuschoss und Buck mit der Stirn gegen die ihre schlug, genau auf die Stelle, mit der sie wenige Stunden zuvor gegen den Türrahmen geknallt war.
    Sie schrie auf und sah augenblicklich Lichter vor den Augen tanzen. Buck stieß sie zurück auf die Matratze, zog eine Rolle Klebeband aus einer der Taschen seiner Cargo-Hose und umwickelte damit ihre Arme und Beine.
    Keuchend stand er auf. »Verdammtes Miststück.« Er wühlte in seinen Hosentaschen und brachte einen Bohrer, Dübel und zwei stabile Ösen zum Vorschein, holte noch einen Hocker aus dem Kellerflur und bohrte direkt über ihr, mitten im Raum, ein Loch in die Decke. Der Staub rieselte ihr ins Gesicht, und sie musste husten.
    Dann schraubte er eine der Ösen in die Decke, bohrte ein weiteres Loch direkt neben der Tür und schraubte die zweite Öse hinein. Er sprach kein Wort, stattdessen begann er leise zu pfeifen, Janis Joplin, Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz  … Dann legte er ihr Handschellen an, zusätzlich zum Klebeband, fädelte ein Kunststoffseil durch das mittlere Kettenglied, führte es durch die Öse über ihrem Kopf und von dort zur Öse an der Tür.
    Neben der Tür blieb er stehen, die Stirn und die beginnende Halbglatze glänzten vom Schweiß. Laura schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Er sah genauso verlebt aus, wie seine Stimme geklungen hatte, während des Gesprächs mit ihrer Mutter. »Gut, Schätzchen«, sagte er. »Es läuft so: Immer wenn ich reinkomme, wirst du aufstehen. Klar?«
    Laura presste wütend die Lippen aufeinander. Ihre Stirn schmerzte immer noch von dem Kopfstoß, und freiwillig aufstehen war sicher das Letzte, was sie für diesen Typen tun würde. Abgesehen davon, dass sie gerade ohnehin nicht alleine hochkam.
    Buck nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. Er griff nach dem Seil, das neben der Tür durch die Öse lief, zog daran, und Laura spürte, wie ihre Arme in die Höhe gingen. Ihr an Armen und Beinen gefesselter Körper wurde wie ein nasser Sack emporgehoben und streckte sich. Die Handschellen schnitten schmerzhaft in ihre Arme. Erst als sie aufrecht stand und ihre Arme fast gestreckt zur Decke zeigten, hörte Buck auf zu ziehen und knotete das Seil an der Öse neben der Tür fest.
    »Deine Mutter hat mir gesagt, dass ich mich um dich kümmern soll.«
    »Hat sie Ihnen auch gesagt, dass Sie mich hier so aufhängen sollen?«
    Er zuckte mit den Achseln, doch ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Das hast du dir selbst eingebrockt. Hättest es auch anders haben können.«
    »Ich glaub Ihnen kein Wort.«
    Wieder zuckte Buck mit den Achseln. Sein Blick glitt an ihr hinab und wieder hinauf. Sie fragte sich, ob er sie sofort wegbringen würde, ins Herrenhaus – wo auch immer das war – , entschied sich aber nicht zu fragen. Es war besser, wenn er nicht wusste, dass sie ihn belauscht hatte. »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie stattdessen.
    »Was ich von dir will?« Er schien einen Moment zu überlegen, als hätte er darüber noch gar nicht nachgedacht. »Na, wie gesagt, deine Mutter hat gesagt, dass ich mich um dich kümmern soll.«
    »Indem Sie mich hier so hängen lassen? Ich glaube kaum, dass sie das damit gemeint hat. Also lassen Sie mich jetzt

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