Der Schock: Psychothriller (German Edition)
dabei – obwohl das heute keine Rolle gespielt hätte. Ob mit oder ohne Führerschein, sobald sein Name überprüft worden wäre, blühte ihm mit Sicherheit eine Verhaftung.
»Und die Fahrzeugpapiere?«
»Die habe ich leider nicht. Die sind bei meinem Freund in Berlin.«
»Aha. Und wer ist der Herr neben Ihnen?«
Jan erstarrte.
»Äh – ich versteh nicht ganz«, sagte Katy. »Spielt das ein Rolle?«
Falsche Antwort, dachte Jan und schrumpfte in seinem Sitz. Der Sicherheitsgurt kam ihm vor wie zu straff gespannt.
Der Polizist warf Katy einen durchdringenden Blick zu. »Wenn Sie mich so fragen: Ja. Sie wären nicht die Ersten, die einen gestohlenen Luxuswagen über die Grenze nach Polen bringen.«
Jan sah die nächste Frage bereits kommen.
»Wie heißt denn Ihr Freund?«, fragte er und sah dabei Jan an.
»Wen meinen Sie jetzt?«, fragte Katy.
Der Polizist sah erst sie an, dann wieder Jan. Ihm war, als bemerkte der Beamte die Schminke und stieß sich daran.
Der Polizist räusperte sich. »Ich meine den, dem der Wagen gehört.«
»Greg«, sagte Katy. »Ich meine Gregor . Gregor Wilke. Er wohnt in Berlin.« Sie nannte ihm die genaue Anschrift samt Telefonnummer.
Der Beamte notierte alles sorgfältig und nickte dann militärisch knapp. »Gut. Wir überprüfen das.«
»Würden Sie mir einen Gefallen tun?«
Der Beamte hob die Brauen.
»Sollten Sie ihn anrufen, bitte sagen Sie nicht, dass ich …« Sie machte eine Kopfbewegung Richtung Jan.
Der Polizist machte ein Gesicht, dem nicht im Geringsten zu entnehmen war, ob er darauf eingehen würde oder nicht. Sein Blick streifte noch einmal Jan, dann ging er mit seinen Notizen und Katys Führerschein zum Streifenwagen.
Jan stöhnte und lehnte sich im Sitz zurück. Ihm war unerträglich heiß, und die Schminke auf seiner Haut fühlte sich an wie eine klebrige Spachtelmasse.
»Das war eng«, meinte Katy.
»Ist es immer noch. Wenn er deinen Namen überprüft, dann stößt er dabei vielleicht auf mich.«
»Glaub ich nicht. Bengtson? Da gibt es doch keine Verbindung. Oder steht im Führerschein der Geburtsname?« Plötzlich wurde sie unsicher. »Weißt du das?«
Jan schüttelte beklommen den Kopf. »Habe ich nie drauf geachtet. Bei mir stellt sich die Frage ja nicht.« Er sah hinüber zum Streifenwagen, wo der Beamte und sein Kollege die Köpfe zusammensteckten.
»Meinst du, er wartet auf uns?«, fragte Katy.
»Der Typ mit dem Range Rover? Möglich wär’s.«
»Wollte der uns umbringen?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht.«
Katy schwieg einen Moment. »Konntest du ihn erkennen?«
Jan schüttelte den Kopf. »Er hatte jedenfalls keine schwarzen Ornamente im Gesicht.«
»Aber er ist es, oder?«
»Er muss es sein.«
»Das bedeutet, dass er keine Tattoos hat, sondern schwarze Schminke oder Farbe benutzt?«
»Achtung.« Jan zeigte in Richtung Streifenwagen. Der Polizist war ausgestiegen und kam auf sie zu, diesmal mit seinem Kollegen.
Er gab Katy ihren Führerschein zurück. »So, Frau Bengtson, Ihre Angaben stimmen offensichtlich. Bleibt noch der Verstoß gegen die Geschwindigkeitsbegrenzung in der geschlossenen Ortschaft. Nach Abzug der Toleranz haben wir eine Geschwindigkeit von 79 km / h gemessen, das sind 29 mehr als erlaubt.«
Katy nickte ergeben und bezahlte mit ihrer EC-Karte, während der Kollege des Polizisten mit der Kelle auf die Fahrbahn trat und einen postgelben Golf an die Seite winkte.
Katy ließ den Motor wieder an und schloss das Fenster. »Und jetzt?«
Mit einem Mal war die Angst wieder da.
Jan spähte nach vorne, dorthin, wo der Range Rover verschwunden war. »Wenden und ein Stück zurück«, schlug er vor.
»Auf die Autobahn?«
»Lieber einen anderen Weg. Da war vorhin ein Abzweig.«
Katy nickte, schlug das Lenkrad ein und machte eine Kehrtwende. Jan sah in den Außenspiegel und behielt die Straße im Blick. Der Polizist stand am Fahrbahnrand, sah ihnen nach und wurde rasch kleiner. Niemand folgte ihnen. Katy bog zweimal rechts ab, einmal links und folgte dann der K6811, die aus Rägelin hinausführte, Richtung Frankendorf. Jan drehte sich um und sah, wie Rägelin verschwand. Die Landstraße war nahezu gerade. Aber vor allem war sie leer. Kein Range Rover und auch sonst niemand.
Trotzdem war er nicht erleichtert. Das alles war zu einem Alptraum geworden, der ihn mit Haut und Haaren verschlang. Er sah zu Katy hinüber, die aschfahl hinter dem Steuer saß. »Alles okay mit dir?«
»Geht so.«
Sie bog nach rechts ab, ohne zu
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