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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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er durch. Exzessiv, bis ins letzte Detail. Er kann gar nicht anders. So jemand wäre auch in der Lage, sich Tag für Tag perfekt zu schminken, kritische Situationen zu meiden, darauf zu achten, dass die Schminke nicht verschmiert – denn wenn, dann wäre es für ihn unerträglich.«
    »Und das nennt man dann eine Zwangsstörung?«, fragte Katy und setzte zum Überholen eines Lastwagens an.
    »Ich glaube, er hat eher eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung. Das ist etwas ganz anderes. Als Zwangskranker leidest du sehr unter deinen Zwängen. Du bist sozusagen der Sklave deiner Zwänge und empfindest das als quälend. Bei einer zwanghaften Persönlichkeit dagegen bist du eins mit dem, was du für richtig hältst. Du bist stolz darauf. Und kannst nicht verstehen, warum andere das nicht genauso sehen. Eine zwanghafte Persönlichkeit ist kein Sklave, sondern eher ein Missionar.«
    »Ein Missionar«, murmelte Katy geistesabwesend. Wieder glitt ihr Blick zum Rückspiegel.
    »Sag mal, ist irgendwas?«, fragte Jan.
    »Hm?«
    »Weil du die ganze Zeit in den Rückspiegel schaust.«
    »Ich bin nicht sicher«, meinte Katy. »Aber der schwarze Geländewagen dahinten, der folgt uns, glaube ich, schon seit Nordholm.«
    »Was?« Jan blickte nach rechts, in den Außenspiegel. »Ich sehe nichts. Kannst du mir den Spiegel etwas nach außen stellen?«
    Katy drückte zielsicher auf einen kleinen Wipp-Schalter in der Türverkleidung. Jan nahm an, dass sie Gregs Wagen nicht zum ersten Mal fuhr, und er fragte sich, wie lange das mit den beiden wohl schon ging. Der Spiegel ruckte kurz, dann schwang er surrend nach außen und fing die Straße hinter ihnen ein.
    Jan sah den Wagen sofort. Ein großer schwarzer SUV, gut hundert Meter hinter ihnen. Der Geländewagen in Lauras Video hatte ganz ähnlich ausgesehen. »Seit Nordholm? Das sind fast zwei Stunden. Warum sagst du denn nichts?«
    »So richtig aufgefallen ist es mir erst vorhin, während wir geredet haben.«
    »Okay«, sagte Jan. »Vielleicht sehen wir ja Gespenster. Nehmen wir doch die nächste Abfahrt und gucken mal, was er macht. Aber blink auf keinen Fall und fahr erst im letzten Moment in die Ausfahrt.«
    Katy nickte beklommen, nahm den Fuß vom Gas und verringerte die Geschwindigkeit auf 100 km / h.
    Der SUV hielt den Abstand.
    Schweigend fuhren sie weiter. Nach zwei Minuten kündigte ein Schild die Ausfahrt Herzsprung in 1000 Metern an.
    Katy fuhr zunächst mit unverminderter Geschwindigkeit weiter, ohne zu blinken oder einzuscheren. Erst im allerletzten Moment trat sie auf die Bremse und lenkte abrupt nach rechts, direkt in die Kurve am Ende der Ausfahrt.
    Mit quietschenden Reifen gehorchte der Cherokee. Jan wurde von der Fliehkraft nach links geworfen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie der schwarze Geländewagen ihnen folgte. Ohne zu blinken. »Scheiße«, flüsterte er.
    Am Ende der Ausfahrt kam der schwarze Wagen so nah heran, dass sie ihn deutlich erkennen konnten. Ein Range Rover mit Berliner Kennzeichen.
    Katys Hände krampften sich ums Lenkrad. »Und jetzt?«
    »Links, über die Brücke.«
    Sie nickte und bog auf die L18 Richtung Fretzdorf. Der Range Rover folgte ihnen.
    »Was will der von uns?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Jan.
    »Glaubst du, das ist er?«
    »Ich hoffe nicht«, sagte Jan. »Erkennst du ihn wieder?«
    »Du meinst, ob es der aus Frankreich ist? Ich bin nicht sicher. Es war dunkel, und es hat wie verrückt geregnet.«
    Sie umfuhren Fretzdorf in einem weiten Rechtsbogen. Vor ihnen lag eine lange freie Gerade, links und rechts Wald. Der Tacho kletterte auf 130. Jan sah in seinen Außenspiegel. Der schwarze Wagen war weg. Ungläubig drehte er sich über die linke Schulter um. Der Anblick ließ ihm den Atem stocken.
    Der Range Rover hatte zum Überholen angesetzt, fuhr auf der linken Spur, schräg hinter ihnen, und kam rasch näher. Die tiefstehende Sonne blitzte zwischen den Bäumen hindurch, Licht peitschte blendend hell in den Wagen. Das Gesicht des Fahrers war von der hellgrauen Kapuze eines Pullovers verschattet. Dennoch meinte Jan zu erkennen, dass er keine schwarzen Ornamente im Gesicht hatte. Für einen Sekundenbruchteil hoffte Jan, alles würde sich in Luft auflösen, das alles sei ein absurdes Versehen, ihre Befürchtungen nur ein Zerrbild ihrer Ängste.
    Dann sah er, dass auf der Beifahrerseite des Rovers die Scheibe herunterfuhr. Der Wagen war jetzt fast neben ihnen, und der Mann griff nach etwas, das auf dem Beifahrersitz lag.
    »FAHR!«, brüllte

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